Der Buchtipp zur Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche

Johanna Beck: Mach neu, was dich kaputt macht

von Elfriede Klauer am 06.04.2022 - 06:00  

Das Cover des Buches von Johanna Beck

Wer verstehen möchte, wie bestimmte Strukturen und Denkmuster in der katholischen Kirche spirituelle und sexuelle Gewalt begünstigen, warum der Reformprozess Synodaler Weg genau vier Themenfelder bearbeitet und wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, der sollte das Buch „Mach neu, was dich kaputt macht“ von Johanna Beck lesen. Als Überlebende spürt sie die „systemischen Abgründe der Kirche“, wie sie schreibt, am eigenen Leib. Sie zu verändern, dafür hat sie dieses Buch geschrieben.

Missbrauch erfahren in der Katholischen Pfadfinderschaft Europas

Johanna Beck (geb. 1983) ist als Mädchen und Jugendliche in den 1990er Jahren in der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) mehrere Jahre lang geistlichem und sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Mehr als 20 Jahre lang vergräbt sie diese vergiftenden Erfahrungen tief in sich, bis sie 2018 auf Medienberichte über Untersuchungen zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Amerika und Deutschland (MHG-Studie) aufmerksam wird. Johanna Beck schildert in diesem sehr persönlichen Buch ihre eigene, leidvolle Aufarbeitungsgeschichte. Doch nicht nur das. Sie zeigt auf, wo nach ihren Erfahrungen die katholischen Knackpunkte sind, die Missbrauch begünstigen, auch heute noch. Johanna Beck hat selbst erlebt, wie absolute Machtstrukturen, ein überhöhtes Priesterbild, eine hochproblematische Sexualmoral und ein abwertendes Frauenbild sexuellen Missbrauch begünstigen. Diese Knackpunkte decken sich mit den Feststellungen zahlreicher Gutachten, allen voran der sogenannten MHG-Studie, die von 2014 bis 2018 den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige untersucht hat.

Die Leidenden ins Zentrum stellen

Diese Knackpunkte sind die Themen der vier Foren des Synodalen Weges, mit dem die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken seit Herbst 2019 versuchen, konkrete Veränderungen aufgrund der MHG-Studie anzugehen. Als Sprecherin des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz begleitet Johanna Beck diesen Weg seit 2021 und streitet dafür, jene missbrauchsbegünstigenden Strukturen und Denkweisen zu verändern. Denn sie schaden Menschen zutiefst und verdunkeln das Evangelium, schreibt sie. Immer wieder zeigt sie als angehende Theologin, wie die Kirche in ihrer jetzigen Verfasstheit gegen das Evangelium handelt, und skizziert dagegen ein Bild einer Kirche, die auf Jesus hört und die Leidenden und Ausgegrenzten ins Zentrum stellt. Diese Hoffnung lässt sie (noch) in der Kirche bleiben.

Johanna Beck: Mach neu, was dich kaputt macht. Warum ich in die Kirche zurückkehre und das Schweigen breche. Verlag Herder, 1. Auflage 2022, 192 Seiten. 20 Euro

Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de

Der Buchtipp zur Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche

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Elfriede Klauer

Wer verstehen möchte, wie bestimmte Strukturen und Denkmuster in der katholischen Kirche spirituelle und sexuelle Gewalt begünstigen, warum der Reformprozess Synodaler Weg genau vier Themenfelder bearbeitet und wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, der sollte das Buch „Mach neu, was dich ka

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