Was für die einen eine tröstliche Vorstellung ist, ist für andere völlig unannehmbar – die Möglichkeit, selbst seinen Todeszeitpunkt zu bestimmen. In seinem Urteil vom 26. Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht genau diese Möglichkeit gestärkt. Mehr noch: Die Richterinnen und Richter haben das Recht auf selbstbestimmtes Sterben als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und als Ausdruck personaler Freiheit definiert. Anlass für dieses Urteil war der Strafrechtsparagraf 217, der seit 2015 die „geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung“ unter Strafe gestellt hatte. Diesen Paragrafen erklärten die Richterinnen und Richter 2020 als verfassungswidrig. Denn wenn es ein Recht auf den Tod gibt, muss man dafür auch Hilfe in Anspruch nehmen können, so das Gericht. Jetzt liegt es am Gesetzgeber, eine neue Balance zu finden zwischen dem vom Bundesverfassungsgericht definierten Recht auf selbstbestimmtes Sterben und dem verfassungsrechtlich gebotenen Lebensschutz, den das Gericht ebenfalls betont hat. Und es liegt an jedem und jeder einzelnen, sich mit diesem Thema und dem eigenen Sterben auseinanderzusetzen. Dazu möchte dieses Schwerpunktthema beitragen.
Die „Texte“ stellen die aktuelle Rechtslage in Deutschland dar und beleuchten die verschiedenen Standpunkte. In Interviews berichtet die Palliativmedizinerin Prof. Johanna Anneser von ihren Erfahrungen und Einschätzungen, spricht die katholische Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl von den Befürchtungen und Forderungen der katholischen Kirche und stellt der Medizinethiker Florian Jeserich die Ergebnisse seiner Studie vor. Er befragte 2022 kirchlich Beschäftigte im Gesundheitswesen nach ihrer Einstellung zur Suizidbeihilfe und förderte überraschende Ergebnisse zutage. Im Juli 2023 konnte sich der Deutsche Bundestag nicht auf eine gesetzliche Regelung der Suizidbeihilfe einigen. Was das bedeutet, erläutert der Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl ebenfalls in einem Interview.
Weitere Beiträge beleuchten die Haltung der Kirchen zu diesem Thema; ein Buchtipp und ein Standpunkt laden zur persönlichen Auseinandersetzung ein. Schließlich nimmt die schwerkranke Jutta Weimer die Leserinnen und Leser mit in ihre Welt des Lebens und Sterbens und eine Hospizmitarbeiterin berichtet von einer Sterbebegleitung. In den „Tipps“ finden sich Ideen, das Schwerpunktthema mit lokalen Informationen und Meinungen anzureichern. Und die Rubrik „Links“ hält Linktipps für den Pfarrbrief bereit.