Das Leben selbst beenden?
Ein Standpunkt
Neulich auf einer Geburtstagsfeier. „Wenn mir mein Leben nicht mehr gefällt, gehe ich“, sagt mein Gesprächspartner. Mich überrascht die Abgeklärtheit, mit der er das sagt. Er hat diesen Gedanken wohl schon oft durchgespielt, hat sogar jemanden gefunden, der ihm dabei helfen wird. Das Leben beenden, wenn es nicht mehr gefällt? Ich lebe eher in der Vorstellung, dass auch Schmerz, Verlust und Leid zu einem Leben dazu gehören, dass sie neue Erfahrungen bescheren können, dass irgendwie alles einen Sinn ergibt und dass es Gottes Wille ist, wenn ich sterbe.
Ich kann meinem Gesprächspartner nichts entgegnen und möchte ihm seinen Entschluss auch nicht ausreden. Ich finde gut, dass das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass jeder das Recht dazu hat, „sein Leben eigenhändig bewusst und gewollt zu beenden“. Es gibt keine Pflicht zum Leben. Und man kann auch niemanden zum Leben zwingen, der das für sich nicht möchte.
Freilich muss unter allen Umständen verhindert werden, dass die Beihilfe zum Suizid eine gewöhnliche Dienstleistung wird, wie eine Versicherung abzuschließen oder zur Fußpflege zu gehen. Das Leben eines jeden einzelnen Menschen ist kostbar; an Suizide darf sich die Gesellschaft nicht gewöhnen. Deshalb muss auch unter allen Umständen verhindert werden, dass Menschen aus ökonomischen Erwägungen oder empfundenem sozialen Druck sich zu dieser Tat entscheiden. Die Möglichkeit der Suizidbeihilfe darf auch nicht Menschen aus dem Blick geraten lassen, die so verzweifelt sind, dass sie keinen anderen Ausweg sehen, als sich das Leben zu nehmen. Die Suizidprävention muss ausgebaut werden, das fordern alle in diesem Bereich tätigen Organisationen.
Doch wer reflektiert und dauerhaft den Wunsch nach seinem eigenen Tod in sich trägt, dessen Wunsch sollte respektiert und ermöglicht werden.
Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Elfriede KlauerIn: Pfarrbriefservice.de