Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Die Kunst der Selbstliebe und Hingabe im Dienste anderer

„Hingebungsvoll geht sie in der Pflege ihrer Lieben auf.“ So sprechen wir oft von Menschen, die sich ganz der Betreuung ihrer Angehörigen oder Nahestehenden verschreiben. In romantischen Liebesliedern hören wir: „Ich gebe mich dir ganz hin.“ Diese Sätze klingen in unseren Ohren oft, als ob sie aus unserer Zeit gefallen sind. Die meisten denken dann, dass das eigene Selbst und die eigenen Lebensziele aufgegeben werden müssen, um sich nur noch um den anderen zu kümmern. Doch dies ist eigentlich nicht das Verständnis von Hingabe.

Hingabe bedeutet: Ich setze mich für etwas ein, von dem ich aus tiefstem Herzen überzeugt bin. Hingabe bedeutet, dass ich nicht nur davon überzeugt bin, sondern dass ich eine Liebe in meinem Handeln erlebe. Diese Liebe in meinem Tun ist so intensiv, dass in mir Kräfte frei werden, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Echte Hingabe kann nur geschehen, wenn ich mich frei für meine Aufgabe entscheiden kann. Besonders in der hingebungsvollen Pflege eines Angehörigen vergessen die Pflegenden, dass diese Aufgabe auf Dauer nur eine Pflege des Herzens bleiben kann, wenn die Hingabe zu einem selbst nicht vergessen wird. Einfacher gesagt: Die Liebe zu einem selbst.

Jesus sagte einmal: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Gerade Angehörige im helfenden Engagement geben anderen viel Liebe, die meist in Form von Dankbarkeit von ihren Gegenübern als Kraftquelle zurückkommt. Doch um diese Liebe lange geben zu können, bedarf es der Selbstliebe. Ich selbst schaue auf mich. Das Gute, das ich meinen zu Betreuenden zukommen lasse, das lasse ich auch mir zukommen. Dies kann auch bedeuten, dass die Pflege daheim nicht mehr möglich ist, weil bei aller Anstrengung das vormals Gute nicht mehr geleistet werden kann. Auch das gehört zur Hingabe. Zu spüren, wo meine Grenzen sind.

Sich einem anderen Menschen hinzugeben, bedeutet nicht, sich selbst aufzugeben. Es heißt, dass ich mit ihm gemeinsam das Leben teilen möchte: Die guten und die schlechten Tage. Ich habe das Gefühl, dass unsere Herzen zwar verschieden im Takt schlagen, aber trotzdem eins sind. Es heißt auch, bedingungsloses Vertrauen haben zu können, dass jeder sein Leben leben kann und darin vom anderen gestützt wird. So bitten wir Gott, dass wir hingebungsvolle Menschen werden.

Margaretha Wachter, Gemeindereferentin

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Text: Margaretha Wachter
In: Pfarrbriefservice.de