In dieser Welt unterwegs sein: Pilgern

Das Schwerpunktthema für Juni 2013

am 01.03.2013 - 23:00  

Eine sehr alte Tradition, die in Europa nach den beiden Weltkriegen fast in Vergessenheit geraten war, erlebt bereits seit vielen Jahren eine Renaissance: das Pilgern. Was bewegt Menschen, sich – meist zu Fuß – auf den Weg zu machen, und dabei über Stunden, Tage oder Wochen unterwegs zu sein? Welche Erfahrungen bringen sie mit nach Hause zurück? Mit den angebotenen Texten und Bildern möchten wir Sie einladen, Ihre kommende Pfarrbrief-Ausgabe unter das Thema „Pilgern“ zu stellen.

    Bilder

    Weg

    Eine Geschichte und ihre Deutung

    von

    Klaus Nagorni

    In einem Schloss, von dem längst kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist, lebte einst ein vornehmer und reicher Herr. Sein ganzes Vermögen verwendete er darauf, sein Schloss immer noch prächtiger auszustatten.

    Gebet einer Pilgerin

    von

    Heide Warkentin

    Guter Gott, nun bin ich wieder zu Hause. Bei meinen Lieben habe ich mich zurückgemeldet, die Sachen sind gewaschen, am Montag gehe ich wieder arbeiten. Ich bin noch ganz erfüllt von meiner Pilgerreise – und doch ganz leer zugleich.

    von

    unbekannt

    1. Geh

    Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur Gehen! Darum geht es.

    2. Geh langsam
    Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungsdruck. Du kommst doch immer nur bei dir selber an.

    von

    Marianne Bruns

    Pilgern

    Beten mit den Füßen

    von

    Alexander Röder

    Sie nehmen den Pilgerstab in die Hand, packen den Rucksack und brechen auf. Für eine Strecke, die ein Auto in einer halben Stunde zurücklegt, brauchen sie einen Tag. Pilger entdecken die Langsamkeit wieder und kehren verändert in den Alltag zurück.

    von

    Hermann-Josef Frisch

    Wallfahren ist in – nicht erst seit Hape Kerkeling im Mai 2006 sein Buch »Ich bin dann mal weg« über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg bis nach Santiago de Compostela veröffentlicht hat.

    von

    Esther Zeiher

    Der Aufbruch

    Interview mit Christian Jostmann, dem Autor des Buches „Nach Rom zu Fuß“

    von

    Christian Schmitt

    Mit dem Flugzeug wäre er in weniger als zwei Stunden am Ziel gewesen, zu Fuß benötigte Christian Jostmann zwei Monate für seine Reise von München nach Rom. Unterwegs hat der erfahrene Pilger und Historiker so viel erlebt, dass er anschließend darüber ein Buch geschrieben hat. Darin berichtet Jostmann u.a. von den Herausforderungen, historische und wenig begangene Pilgerwege nachzuwandern, von den unterschiedlichen Begegnungen mit Weggefährten, von der Gastfreundschaft, und davon, wie er die Einsamkeit erlebte.

    Drei Fragen an den Diakon und aktiven Rom- und Jerusalem-Pilger Dr. Ernst Schneck

    von

    Stefan Schneider, Bistum Trier

    Santiago, Rom, Fatima… das ist – für Pilgeranfänger – alles sehr weit weg. Geht Pilgern auch eine Nummer kleiner?

    von

    Hans Waldeck

    Papst Paul VI.

    von

    unbekannt

    Im Menschen lebt die Sehnsucht,

    die ihn hinaustreibt aus dem Einerlei des Alltags
    und aus der Enge seiner gewohnten Umgebung.

    von

    Pfarrer Klaus F. W. Steinweg

    Fülle meine Hände, Herr.
    Ich bin bereit.
    Fülle mein Herz, Herr.
    Ich bin frei.
    Fülle meinen Kopf, Herr.
    Ich bin einverstanden.
    Fülle mein Leben, Herr.
    Ich bin dein!

    von

    Pfarrer Klaus F. W. Steinweg

    Nimm die Muschel, trink und geh,
    auf den Wegen, die ich seh,
    auf den Wegen, die mir neu,
    sei du Gott als Freund dabei.

    Nimm die Muschel, freue dich,
    du reichst deine Hand für mich,
    du bist Auge, Ohr und Herz,
    führ den Weg uns himmelwärts.

    von

    Silke Rost

    Der erste Gedanke zu pilgern kam mir an der spanischen Brücke Puente la Reina, die 1000 Jahre alt ist. Wie viele Pilger mochten über diese wunderbare Brücke gegangen sein - könnte ich dies auch?

    Ich finde zu mir

    von

    Katharina Wagner

    Ich gehe
    auf einsamen Wegen

    im Kopf
    schwirren tausend Gedanken -

    sie alle wandern mit.

    Ich gehe und gehe
    gleichmäßig
    Schritt für Schritt

    und lasse alle Gedanken zurück.

    Meine Füße gehen weiter
    doch ich halte still -

    Gebet um Kraft und Mut

    von

    Johannes Simon

    Schon so viele Jahre unterwegs
    und noch nicht angekommen.
    Schon so viele Gedanken gedacht
    und das Leben noch nicht enträtselt.
    Schon so viele Menschen getroffen
    und noch immer Sehnsucht nach Begegnung.

    von

    Bernhard Riedl

    Wir sind nur Gast auf Erden
    und wandern ohne Ruh
    mit mancherlei Beschwerden
    der ewigen Heimat zu. (Gotteslob Nr. 656)

    von

    Ein Tourist machte Station in einem Kloster. Er wurde freundlich aufgenommen, und man bot ihm eine Mönchszelle als Schlafquartier an. Darin standen nur ein Bett und ein Stuhl. In der Tür fragte der Tourist erstaunt: „Und wo sind Ihre Möbel?“ „Wo sind denn Ihre?“ erwiderte der Mönch.

    Tipps für Pfarrbriefredaktionen: Umfrage, Interview, Pilgerbericht

    Allgemeine Informationen, Gedanken und Texte zum Thema „Pilgern“ sind interessant und wertvoll. Richtig greifbar für Ihre Leser wird es jedoch, wenn Sie im Pfarrbrief auch Menschen aus Ihren Pfarreien zu Wort kommen lassen. Die Redaktion des Pfarrbriefs im PfarrVerband Overath hat genau das gemacht: in ihrer Ausgabe Nr. 1/2012, die unter dem Motto „Pilgern“ stand, berichteten unterschiedliche Autoren von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Pilgern. Das Redaktionsteam aus Overath berichtete uns hinterher von der sehr großen Resonanz, auf die dieses Thema in den Pfarreien gestoßen ist.
    Hier können Sie sich die betreffende Ausgabe als PDF herunter laden: http://gemeinden.erzbistum-koeln.de/pfarrverband-overath/aktuelles/pfarrbrief/archiv/

    Umfrage

    Sie können zum Beispiel eine Umfrage durchführen. Überlegen Sie zunächst, was Ihre Leser interessieren könnte und stellen Sie dann Fragen, wie: Welche Pilgerziele liegen in unserer Gemeinde gerade „im Trend“? Wieviele Menschen aus unserer Gemeinde waren schon einmal pilgernd unterwegs? Was motiviert die Menschen zum Pilgern? Besonders anschaulich wird die Umfrage durch Porträtfotos der Befragten.

    Interview

    Bestimmt gibt es in Ihrer Pfarrei eine/mehrere Person(en) oder eine ganze Gruppe, die über einen längeren Zeitraum auf Pilgerfahrt war. Hier würde sich ein Interview anbieten. Fragen Sie die Leute, warum sie sich auf den Weg gemacht haben, wie lange sie unterwegs waren, welche Schwierigkeiten sie dabei zu meistern hatten, welche besonderen Erlebnisse mit der Reise verbunden waren, usw. Durch Fotos bekommen Ihre Interview-Partner auch für die Leser ein Gesicht.

    Pilgerberichte

    Wir möchten Sie dazu ermutigen, kurze Pilgerberichte der Menschen aus Ihren Gemeinden zu veröffentlichen. Starten Sie dazu einen Aufruf, bspw. in der Ausgabe zuvor, und setzen Sie einen festen Abgabetermin. Damit Sie keine seitenweisen „Abhandlungen“ geliefert bekommen, die Sie danach unter großem Zeitaufwand kürzen müssen, setzen Sie möglichst auch eine Mengenbegrenzung. Im journalistischen Bereich wird hier in Wörtern oder in „Anschlägen“ gezählt. Auch beim Bericht machen gute Fotos, jeweils versehen mit Bildunterschriften, die Sache anschaulicher.

    Buchtipp: „Nach Rom zu Fuß“

    Der Historiker Christian Jostmann erfüllt sich mit seiner Pilgerreise von München nach Rom einen Traum, der ihn seit seinen Erfahrungen auf dem Jakobsweg in Spanien nicht mehr losgelassen hat. Nur mit dem Notwendigsten sowie einigen mittelalterlichen Karten bepackt, bricht er spontan auf, um auf seinem Weg durch die Alpen den Spuren teilweise längst in Vergessenheit geratener Pilgerwege zu folgen. Sein zweimonatiger Fußmarsch, den er über weite Strecken alleine zurücklegt, schenkt ihm Begegnungen mit verschiedenen Menschen und Weggefährten, von denen er in seinem Buch ausführlich berichtet. Daneben erfährt der Leser so einiges über die ältere und jüngere Geschichte Norditaliens.

    Die vielen Nebengeschichten, wie auch der im Verlauf seiner Reise zunehmend schärfere Blick des Autors für die scheinbar kleinen Dinge, machen das Buch lesenswert.

    Christian Jostmann, Nach Rom zu Fuß, Geschichte einer Pilgerreise, 1. Auflage, Juni 2010
    224 Seiten, Euro: 9,90 [D] 10,20 [A] SFr: 14,90
    ISBN 978-3-423-34622-1

    Bilder zum Download in unserer Bilddatenbank:
    Das Buchcover „Nach Rom zu Fuß

    Buchtipp: "Ich bin ganz Weg"

    Der Mensch ist von einer tiefen Sehnsucht erfüllt, die sich materiell nie ganz befriedigen lässt. Sie treibt den Menschen hinaus aus dem Alltagstrott, lässt ihn ruhelos aufbrechen und nach dem ganz Anderen suchen - immer wieder. „Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, Gott“, fasst Augustinus diese sehnsüchtige Unruhe zusammen. Für Rudolf Hagmann bildet sie den Antrieb zu pilgern. Er hat in diesem Buch daher Texte zusammengestellt, die diese Unruhe in Worte fassen und ihr eine Richtung geben.

    Pilgern heißt für ihn, „die Spuren Gottes entdecken wollen und offen werden für eine Erfahrung, die weit über mich selbst hinaus führt.“ Dass Pilgern und Wallfahren in den letzten Jahren zu einem starken Trend geworden ist, sieht er als Zeichen dafür, dass die Menschen ein neues Gespür für diese sehnsüchtige Unruhe entwickelt haben. In wohltuender Offenheit lässt er alle Motive für eine Pilgerreise gelten: „Vom sportlichen Wandern bis zum spirituellen Abenteuer, vom gedankenlosen Mitlaufen bis zum bewussten Gott-Suchen: Auf den Pilgerwegen unserer Tage ist für alle Menschen Platz.“ - Schließlich könne niemand wissen, welche inneren Prozesse eine solche Reise auslöst.

    Doch Hagmann geht es nicht nur um die äußere Pilgerschaft, bei der eine bestimmte Route unter die Sohlen der Wanderstiefel genommen wird, nach Santiago, Rom oder zu einem anderen Wallfahrtsort. Vielmehr hat er auch das Unterwegssein im Alltag oder im Urlaub im Sinn, deren geistliche Dimension er damit ebenfalls erschließt.

    Wie ein Mosaik fügen sich die einzelnen Texte, Gebete, Gedichte, Psalmen und Kurzgeschichten zu einem Ganzen, zu einem geistlichen Pilgerweg, gegliedert in die Kapitel „Pilgern“, „Aufbrechen“, „Gehen“, „Dürsten“, „Teilen“, „Tragen“, „Ankommen“ und „Heimkehren“. Sie motivieren zum Aufbruch, lehren den Alltag am Wegesrand abzulegen, um unbeschwert zu wandern, und weisen auf das Ziel jeder Pilgerreise hin, wie diese Zeilen aus einem Gedicht von Dorothee Sölle: „Wir sind unterwegs mit dir Gott, / weil wir dich nie ganz kennen / und du dich immer wieder versteckst / in einem Rosenblatt, / im Lächeln eines Penners / und so mit uns wanderst / und uns das Gehen lehrst / und das Dich Suchen.“

    Das Buch ist nicht dazu gedacht, in einem Rutsch gelesen zu werden. Seine Wirkung entfaltet es erst, wenn es Text für Text gelesen wird. Dann bremsen die Texte das eigene Tempo herunter, lassen zur Ruhe kommen in der Unrast des Tages. Man kann die Texte auf dem Weg zur Arbeit lesen, im Stau, beim Warten auf den Flieger oder bei der Rast auf einer Wanderung.

    Hagmanns Buch hilft, die Unruhe zu verwandeln, die viele Menschen befällt, wenn der Alltag in gleichförmiger Routine zwischen Arbeit und Freizeit erstarrt zu sein scheint und der nächste Urlaub in weiter Ferne liegt. Und vielleicht inspiriert es den einen oder anderen, aus dem Alltag auszubrechen und zu einem Ziel in der näheren Umgebung zu pilgern.

    (Borromäusverein)

    Rudolf Hagmann (Hg.): Ich bin ganz Weg. Pilgernd unterwegs. Kevelaer: Topos plus 2011. – 128 S.; 8,90 €.

    (Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)

     

    Buchtipp: „Du findest den Weg nur, wenn du dich auf den Weg machst...“

    In der Fülle der Pilger-Literatur fiel mir das Buch von Gabriele Martin CJ auf. Es orientiert sich zwar an konkreten Erfahrungen der Autorin bei ihren jährlichen Pilgerreisen auf den Spuren der Ordensgründerin Maria Ward von Lüttich nach Rom, sie berichtet aber auch von Lebens-Erfahrungen ganz grundsätzlicher Art, wie etwa Ermüdungen, Enttäuschungen, aber natürlich auch von Erfolgen. Martin stellt die heute so gerne zitierte Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ in Frage und setzt dem ein „Du findest den Weg nur, wenn du dich auf den Weg machst“ entgegen. Denn nur, wer ein konkretes Ziel vor Augen hat, kann auch an diesem Ziel ankommen. Sie vermittelt glaubhaft, dass insbesondere jene Wege, bei denen man an Grenzen stößt, uns tatsächlich weiterführen und uns in unserem Menschsein wachsen lassen. Immer wieder blitzen in den Kapiteln Sprachwitz und originelle Formulierungen auf. Das Buch ist das Zeugnis abertausender Schritte, errungener Einsichten und intellektueller Durchdringung – und bleibt dennoch gut lesbar.

    Die erfahrene Autorin ist Lehrerin, Erlebnispädagogin, Outdoor-Trainerin und Exerzitien-Begleiterin und unternimmt in ihren Überlegungen brilliante gedankliche Ausflüge in die Historie, Psychologie, Pädagogik und Spiritualität des Pilgerns. Sie schöpft aus den Quellen der ignatianischen Spiritualität und lässt Ignatius von Loyola und Maria Ward zu Weggefährten der heutigen Menschen werden. Gerade diese Einblicke in ig- natianisches Denken und dessen Exerzitien geben den Lesern aus unseren Gemeinden vielleicht einen kleinen Vorgeschmack und machen Lust auf Kurz-Exerzitien nach Ignatius.

    Dieses Buch ist ideal für alle, die sich auf das Experiment des Pilgerns einlassen wollen und neue, kluge Impulse suchen. Aber auch für Menschen, die sich derzeit nicht konkret auf eine Pilgerreise vorbereiten, ist das Buch interessant zu lesen und bietet viel Stoff, sich über seinen eigenen Lebensweg Gedanken zu machen. Und nach dem Lesen dieses Buches hält es hoffentlich niemanden mehr auf seinem Sofa …

    Martina Trapp-Mett
    Quelle: Pfarrbrief im PfarrVerband Overath, Ausgabe 01/2012

    Gabriele Martin, „Du findest den Weg nur, wenn du dich auf den Weg machst“. Pilgern als Lebensmotiv, Echter Verlag, ISBN 978-3-429- 03401-6, Euro 12,80

     

    Filmtipp des Kath. Filmwerks: „Dein Weg“

    Tom, ein amerikanischer Augenarzt, der seinen erwachsenen Sohn durch einen Unfall in den Pyrenäen verloren hat, geht stellvertretend für diesen den Jakobsweg. Durch das Pilgern und die Begegnung mit anderen Pilgern findet Tom einen neuen Lebensweg… ein mitunter erheiternder und sicherlich tiefsinniger Film über die Trauer und die Freundschaft, der die Frage nach dem Pilgern in ein neues Licht rückt.

    Erhältlich ist die DVD des Film für Schulen und Gemeindearbeit unter www.filmwerk.de oder in Ihrer Medienzentrale.

    Dauer: 117 Min.
    USA/Spanien 2010
    Regie: Emilio Estevez
    Produziert von Icon Entertainment International, Filmax Entertainment, Elixir Films

    Den aktuellen kfw-Kurzfilm des Monats finden Sie unter www.katholisch.de.

     

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