Im Pfarrbrief sollte Gemeinde Gesicht(er) bekommen

Geprüft: Pfarrbrief der Katholischen Pfarrgemeinde St. Rupert mit St. Wunibald Nürnberg

von Christine Cüppers am 05.02.2018 - 06:00  

Titelseite des Pfarrbriefs St. Rupert mit St. Wunibald Nürnberg

Natürlich: In jeden Pfarrbrief gehören die wichtigen Informationen aus der Pfarrgemeinde. Wann findet wo was statt, zu welchen Zeiten gibt es Gottesdienstangebote, welche Gruppe trifft sich an welchem Ort, und welche Veränderungen stehen in der Pfarrei an? Antworten auf solche Fragen muss der Leser im Pfarrbrief finden, so wie im Beispiel-Exemplar aus Nürnberg. Aber: Diese Pflichterfüllung sollte nicht alles sein, sondern ergänzt werden um Hintergründe, geistliche Impulse, Portraits, Interviews. Solche Lesestoffe sind die Kür bei der Pfarrbriefarbeit und bieten besondere Leseanreize.

Auch in diesem Bereich enthält der Pfarrbrief aus Nürnberg gute Ansätze, wie den adventlichen Impuls oder den Beitrag auf der letzten Seite. Aber da ginge noch mehr: Kleine Portraits von Menschen und Gruppen aus der Gemeinde, die sich engagieren zum Beispiel. Wer steckt hinter dem Krankenpflegeverein, der auf Spenden angewiesen ist? Wer betreut die Sternsinger und wer sind die überhaupt? Was kann das Motiv sein, einen Pfarrgemeinderat zu wählen, sich vielleicht sogar selber zu engagieren? Lesenswert und persönlich wird ein Pfarrbrief vor allem dann, wenn Gemeindemitglieder darin vorkommen, wenn es über die Verlautbarungen hinaus persönlicher wird und die Pfarrei Gesicht(er) bekommt.

Titelseite

Auf den ersten Blick erfüllt diese Titelseite zwei wichtige Anforderungen: Der Leser erfährt Wesentliches über das Produkt und wird passend eingestimmt auf Inhaltliches. Die optische Aufmachung der Seite aber trägt nicht dazu bei, dass dieser erste Blick die Informationen gut aufnehmen kann. Kästen und vor allem die unterschiedlichen Schriftarten und Schriftgrößen irritieren, lenken immer wieder ab und nehmen der Titelseite ein Stück weit ihren freundlichen Einladungscharakter.

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 1

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 2

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 3

Gelungen

Bild 1: Von der Titelseite schlägt der Leser um und trifft auf Seite 3 gleich den zum Titelbild passenden adventlichen Impuls. Der steht genau an richtiger Stelle. Und obwohl er optisch als „dicker Brocken“ daherkommt (da wären Zwischenüberschriften zur Untergliederung und ein zweispaltiger Umbruch – wie überhaupt für den ganzen Pfarrbrief – sinnvoll gewesen), macht die Einstiegsfrage „Sind Sie wach?“ so neugierig, dass der Leser weiterliest. Diese Frage könnte noch deutlicher als Überschrift in den Vordergrund rücken. Die Fragen und Gedanken von Pfarrer Neufanger regen zum Weiterdenken an, begleiten manchen Leser in den Alltag und geben dem Pfarrbrief eine nachhaltige Wirkung.

Bild 2: Eine eigene Kinderseite im Pfarrbrief? Bei der Vielzahl von Pflicht-Beiträgen wird diese Frage von mancher Pfarrbriefredaktion wohl oftmals mit einem klaren Nein beantwortet. Und das, obwohl in den meisten Pfarrbriefen ja gerne über Kinder berichtet wird. Sie durch eine eigene Seite mit Geschichten, Rätseln, Mitmachaktionen auf das Medium Pfarrbrief aufmerksam zu machen und im günstigsten Fall daran zu binden, ist mehr als sinnvoll und richtig. Diese Beispielseite zeigt auch, dass Redaktionen auf ansprechend aufbereitetes Material zurückgreifen können. Eine Anregung allerdings: Rätsel verlieren an Reiz, wenn die Lösung auf den ersten Blick verraten wird! Deshalb sollte die entweder „umgedreht“ auf der Seite stehen oder – wesentlich besser – auf einer anderen Seite zu finden sein.

Bild 3: Übersichtlich, kurz und knapp sind hier die Termine im Gültigkeitszeitraum dieses Pfarrbriefes aufgelistet. Die chronologische Ordnung in einer Tabelle ist sicher eine günstige Form, einen schnellen und gezielten Überblick zu erleichtern. Hervorhebenswert auf dieser Seite ist der Hinweis auf die weiteren Quellen für aktuelle Informationen. Vor allem der Verweis auf die eigene Pfarrei-Homepage wird oft vergessen. Das ist umso bedauerlicher, als diese meist richtig gut gestaltet und vor allem ständig aktualisiert wird.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden Gesichter der abgebildeten Personen teilweise unkenntlich gemacht.

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 4a

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 4b

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 5

Kath. Pfarrgemeinde St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg

Bild 6

Ausbaufähig

Bilder 4a und 4b: Klar, die Einführung eines neuen Pfarrers ist ein ganz besonders wichtiges und erfreuliches Ereignis für Pfarrgemeinden. Klar auch, dass im Pfarrbrief ausführlich darüber berichtet wird. Schließlich möchte der Leser wissen, wer „der Neue“ ist. Doch diese Aufbereitung des Festes wirkt als typisches Beispiel für „Insider-Arbeit“: Das fängt bei der Kopfzeile an, in der – offiziell sicher richtig – von der „Installation“ des Pfarrers die Rede ist. Auch die Wünsche des Pfarrgemeinderates sind gut und richtig, aber für den Leser weniger interessant als Werdegang, Pläne und Vorstellungen des neuen Pfarrers. Und zur Bildergalerie: Acht Fotos auf einer Seite, das ist zu viel! Zumal sich die Motive gleichen und die Fotos zu klein sind, um aussagekräftig zu sein. Und: Es fehlen die unbedingt erforderlichen, da erklärenden Bildunterschriften!

Bild 5: Ja, die rechtlichen Basisinformationen zur Pfarrgemeinderatswahl müssen die Gemeindemitglieder erreichen. Da ist der Pfarrbrief das richtige Medium. Dieser trockene, theoretische Text aber würde bedeutend mehr Interesse finden, wenn er personalisiert wäre. Da könnte doch ein langjähriges Pfarrgemeinderatsmitglied berichten, warum die Arbeit wichtig ist, was überhaupt zu tun ist im Gremium und ob die Mitarbeit möglicherweise sogar richtig Spaß macht. So notwendig die allgemeinen Informationen sind, so wertvoll und wichtig wäre es, sie durch eine ganz persönliche Geschichte – sei es in Form einer kleinen Reportage oder eines Interviews – zu ergänzen.

Bild 6: Auch für diesen Beitrag gilt: Das Thema ist notwendig, die Präsentation sollte überdacht werden. Die Bedeutung von Spenden dürfte heutzutage niemand mehr gering schätzen. Natürlich müssen Spender erfahren, was mit den Geldern finanziert wurde. Und immer wieder um Spender zu werben, gehört inzwischen auch zum Alltagsgeschäft von Pfarrern und Pfarrgremien. Wenn diese berechtigten Anliegen aber in solcher Gestalt daherkommen, verfehlen sie ihre Wirkung. Optisch wie inhaltlich ist das ein viel zu dicker „Brocken“, dem leider jeglicher Anreiz fehlt, verarbeitet zu werden. Sinnvoller wäre es, ein oder zwei Beispiele zu nennen, wofür Spenden benötigt und genutzt werden. Denkbar wäre auch ein Gespräch über den Weihnachtswunschzettel von Pfarrer und/oder Verwaltungsrat. Wer dann noch weitere Informationen braucht, der findet die passenden Ansprechpartner.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden Gesichter der abgebildeten Personen teilweise unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen:

  • Erscheinungsweise: viermal im Jahr
  • Auflage:  1600 Exemplare
  • Umfang: 32 Seiten
  • Format: DIN A 5
  • Verteilung: Verteilung durch Ehrenamtliche sowie Auslage in den Kirchen des Pfarreienverbundes und der evangelischen Nachbargemeinde
  • Kontakt zur Redaktion: Katholisches Pfarramt St. Rupert, Leerstetter Straße 4 , 90469 Nürnberg, E-Mail: jutta.dittrich@gmx.de

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Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig nehmen Pfarrbriefe unter die Lupe. Wer diesen kostenfreien Service von Pfarrbriefservice.de nutzen möchte, schickt am besten sowohl eine pdf-Datei des Pfarrbriefs an elfriede.klauer@pfarrbriefservice.de als auch die gedruckte Version per Post an Pfarrbriefservice.de, Team Pfarrbrief-Check, Haus Sankt Bruno, Promenade 37, 97437 Haßfurt. Jede Pfarrbriefredaktion erhält einen kostenfreien schriftlichen Prüfbericht, ausgewählte Beispiele werden nach Absprache online besprochen.

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