Weiße Norm – Christliche Tradition

Christliche Vergötzung von Weißsein sichert Weiße Vorherrschaft ab

Lange bevor die Lüge menschlicher „Rassen“ geboren wurde, wurden Wertvorstellungen über Farben ausgedrückt. Diese Farben bezogen sich meist nicht auf Hautfarben, sondern waren Symbole. Auch frühchristliche Quellen bedienten sich dieser Farbsymbolik. Schwarz stand für das Böse und Gottferne und Weiß für das Gute und Unschuldige. [...] Diese Farbsymbolik zieht sich durch die gesamte christliche Geschichte. Schwarz sind für die mittelalterliche Mystikerin Hildegard von Bingen die unerlösten, sündigen Menschen, das jüdische Volk, die Häretiker und Heiden. Auch Schwule bezeichnet sie als „schwarz“ im Sinne von böse. Sehen wir uns heute in unseren Kirchen um, dokumentieren die vertrauten Bebilderungen Christus als Weißen Menschen und Weißen Gott. Alles Göttliche, Gute, Reine und Heilige wird als Weiß repräsentiert, als universale Heilswahrheit, die das christliche Imperium in alle Welt exportiert hat.

Farbensprache bleibt nicht symbolisch

Die christliche Vergötzung von Weißsein in Ikonografie, Liedgut und Sprache sichert Weiße Vorherrschaft ab. Sie bleibt nicht symbolisch, sondern verletzt Menschen und schließt aus. Sie bedeutet Weißen Terror insbesondere für solche, die als nicht-Weiß angesehen werden und aus den Räumen des Heiligen ausgeschlossen bleiben.
 
Die Bibel spricht von der Gotteskindschaft aller Menschen. Sie kennt keine „Rassen“ und keinen Rassismus. Die christliche Tradition ist es, die wesentlich dazu beitrug, Weißsein als gewaltvolle Norm zu etablieren und aufrecht zu erhalten. Wir, Schwarze und Weiße Christ_innen heute, tragen keine Schuld an dieser Tradition, jedoch sind wir gefordert, Verantwortung zu übernehmen für ihre Folgen. Luise Schottroff schreibt:
„Der lebenslange Widerstand im Alltag heißt in der christlichen Tradition ‚Umkehr’.“¹⁴

Dr. Eske Wollrad
Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus, u.a. (Hg.): Vor Gott sind alle Menschen gleich. Beiträge zu einer rassismuskritischen Religionspädagogik und Theologie. In: Pfarrbriefservice.de

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¹⁴ Luise Schottroff (1994): Lydias ungeduldige Schwestern, 179.

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Text: Dr. Eske Wollrad, Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus, u.a. (Hg.): Vor Gott sind alle Menschen gleich. Beiträge zu einer rassismuskritischen Religionspädagogik und Theologie.
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