Was ist neu am neuen Gotteslob?

Interview mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum neuen Gotteslob, Teil 1

„Inhaltlich und ästhetisch wertvoll“

Interview mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, dem Vorsitzenden der Unterkommission Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch der Deutschen Bischofskonferenz, zu den Änderungen im neuen Gotteslob

Was ist neu am neuen Gotteslob?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Das künftige Gotteslob trägt den aktuellen wie auch den absehbaren Bedürfnissen unserer Pfarrgemeinden Rechnung. Dies gilt sowohl für den musikalischen Bereich als auch für alle Texte des Werks. So berücksichtigt das neue Gotteslob im Unterschied zu seinem Vorgänger Gesänge aller Epochen, also auch Lieder, die aus Gründen des damaligen Zeitgeistes im aktuellen Gebet- und Gesangbuch nicht aufgenommen wurden. Als Beispiel sei das Lied „Segne du, Maria“ genannt, das bei der Erstellung des bisherigen Gotteslob in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts keine Chance hatte, in den Pfarrgemeinden aber dennoch erhalten blieb. Selbstverständlich ergänzt auch Neues Geistliches Liedgut das zur Verfügung stehende Repertoire. Regionale Liedtraditionen werden vom jeweiligen Eigenteil bedacht.

Aber auch die Texte des neuen Gebetbuchs haben sich verändert. Einführungen in die Sakramente vermitteln in neuer Sprachgestalt nicht nur theologische Grundlagen, sondern wollen auch alle wichtigen Fragen beantworten, beispielsweise wer Taufpatin oder Taufpate werden kann, wer firmt und welche Aufgaben Eltern, Paten und Gemeinden bei der jeweiligen Spendung der Sakramente übernehmen.

Wie ist das neue Gotteslob aufgebaut?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Das neue Gotteslob folgt der bereits bekannten und bewährten Ordnung des bisherigen Gebet- und Gesangbuchs. In einem Stammteil sind jene Gesänge, Gebete und Texte beheimatet, die in allen Diözesen Deutschlands, Österreichs sowie im Bistum Bozen-Brixen eine gemeinsame Grundlage für die Gestaltung der Gottesdienste, aber auch für das gemeinsame Singen und Beten im häuslichen Umfeld darstellen. Dem Stammteil folgt der so genannte „Eigenteil“ der jeweiligen Diözese, der vor allem die örtlichen Gesangs- und Gebetstraditionen berücksichtigt und lebendig hält.

Sowohl Stamm- als auch diözesaner Eigenteil gliedern sich in drei Bereiche: Ein erster Bereich möchte vor allem das persönliche Gebet und das Beten in kleineren Gruppen und häuslichen Gemeinschaften unterstützen; ein zweiter Bereich umfasst im Wesentlichen alle Gesänge des Buches, während der dritte Bereich seinen Schwerpunkt auf die Feiern der Sakramente und der weiteren gottesdienstlichen Feiern legt.

Wenn man das alte und das neue Exemplar nebeneinander legt, was fällt an äußerlichen Unterschieden ins Auge?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Der augenfälligste Unterschied liegt sicherlich im leicht veränderten Buchformat. Das künftige Gotteslob wird im Vergleich zu den meisten aktuellen Diözesanausgaben etwas höher und breiter sein. Diese Maßnahme war notwendig, um die Schrift innerhalb des Buches auf das gewünschte Maß vergrößern zu können. Dennoch wird es handlich bleiben.

Bezüglich der Einbandgestaltung haben die Diözesen eigene Möglichkeiten. Jedoch bietet die Unterkommission allen Bistümern einen „gemeinsamen“ Umschlag für die so genannte „Standardausgabe“ an, der bereits breite Zustimmung gefunden hat. Hierfür wurde ein Hardcover-Einband gewählt, der bereits im Rahmen der Probepublikation großen Anklang gefunden hat. Dieses Material wird als sehr angenehm empfunden und ist zudem dauerhaft und pflegeleicht. Die grafische Gestaltung des Buchdeckels weist bereits auf den Anspruch des neuen Gotteslob hin, nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch wertvoll zu sein. Er zeigt ein geschwungenes Kreuz, das durch drei Linien gebildet wird und somit vielfältige christliche Interpretationen eröffnet.

Welchen Namen wird das neue Gotteslob tragen?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Die drei Herausgeber des neuen Gebet- und Gesangbuchs, nämlich die Deutsche Bischofskonferenz, die Österreichische Bischofskonferenz sowie der Bischof von Bozen-Brixen, haben sich bereits vor einigen Jahren darauf verständigt, den bisherigen Namen „Gotteslob“ für das neue Werk beizubehalten.

Welche Zielgruppe an Nutzerinnen und Nutzern hatte man bei der Neugestaltung des Gotteslob im Auge? Eher die Jüngeren, eher Ältere?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Es ist unmöglich, ein Buch zu schaffen, das alles können soll und jede Altersgruppe im gleichen Maße anspricht. Dies gilt auch für das neue Gotteslob. Daher wurde bei der Neugestaltung des Werkes an Nutzerinnen und Nutzern ab dem Erstkommunionalter gedacht. Der inhaltliche Schwerpunkt wurde jedoch bewusst auf den Personenkreis ab dem Firmalter gelegt.

Stichpunkt Lieder: Wie viele Lieder wurden aus dem alten Gotteslob übernommen, wie viele sind neu?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Im Stammteil des alten Gebet- und Gesangbuchs befinden sich etwa 270 Lieder, von denen gut die Hälfte in das neue Gotteslob übernommen wurde. Fehlen werden zukünftig jene Lieder, die in den vergangenen 37 Jahren keine oder nur wenig Akzeptanz in den Gemeinden fanden. Ergänzt wurde das bisherige Liedgut hingegen um Gesänge, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder im Stammteil vermisst wurden – sei es, weil diese Lieder aus Gründen des damaligen Zeitgeistes im alten Gotteslob keine Aufnahme fanden, oder weil diese Lieder erst während der vergangenen 30 bis 40 Jahre neu entstanden sind. Viele der „neuen“ Stammteillieder sind jedoch bereits aus den diözesanen Eigenteilen oder aus den in den letzten Jahren verstärkt entstandenen diözesanen Ergänzungsheften bekannt.

Was war der Arbeitsgruppe wichtig bei der Aufnahme neuer Lieder?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Wesentliche Kriterien der Liedauswahl durch die Unterkommission waren qualitativ inhaltliche und musikalische Aspekte sowie die thematische Ausrichtung des Liedes, aber auch die Akzeptanz in den Gemeinden. So war das Lied „Menschen, die ihr wart verloren“ bislang nur in den Eigenteilen der Diözesen vorhanden. Dieses Lied ist nun – dem Wunsch vieler Gemeinden entsprechend – im Stammteil abgedruckt. Da ein Gebet- und Gesangbuch in der Regel etwa eine Generation lang seinen Dienst in den Familien und Pfarrgemeinden versieht, wurde der Blick vor allem auf jene Gesänge gerichtet, von denen man zumindest aus heutiger Sicht davon ausgehen darf, dass sie die gesamte Laufzeit des neuen Gotteslob bereichern werden.

Stichpunkt Texte: Das neue Gotteslob möchte auch in den Texten die Menschen besser erreichen und sie beim Beten unterstützen. Wodurch?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Zunächst einmal durch verständliche Texte. Die Akzeptanzerhebung zum alten Gotteslob ergab eine deutliche Kritik an der damals verwendeten Sprache. Diese wurde zum Teil als antiquiert, belehrend oder zumindest als nicht mehr zeitgemäß und daher als unverständlich bezeichnet. Für die Unterkommission war das der wesentliche Ansatzpunkt, bei der Neugestaltung von Inhalten den aktuellen Bedürfnissen der Gemeinden und Familien Rechnung zu tragen. Dies gilt sowohl für die thematischen Einführungen als auch für die Gestaltung von Gottesdiensten, Andachten und den Gebetsteil.

Aber auch inhaltlich wurde viel getan: So wird dem Wunsch an ein neues Gotteslob entsprochen, erstmalig „Häusliche Feiern“ im Kreise von Familien und Freunden anzubieten, die das gemeinsame Singen und Beten in gewohnter Lebensumgebung zum Beispiel im Advent oder am Heiligen Abend bereichern. Besonderer Wert wurde auch auf die Vielfalt der angebotenen Tagzeitenliturgien gelegt, die nun nicht nur vollständige Gottesdienstmodelle, sondern auch alternative Formen wie Morgen- und Abendlob berücksichtigen. Schließlich präsentieren sich die Andachten in völlig neuem Gewand, sodass sie nun nicht nur zur gemeinsamen Feier in der Kirche, sondern auch zum privaten Beten einladen.

Welchen Seitenumfang wird das neue Gotteslob haben und wie teuer wird es sein?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Je nach Umfang des Eigenteils eines Bistums wird das neue Gotteslob zwischen 1200 und 1300 Seiten umfassen. Das entspricht im Wesentlichen dem Umfang des alten Gotteslob mit den oftmals eingelegten Ergänzungsteilen.

Der Ladenpreis der Diözesanausgaben ist noch von den Diözesen und Diözesanverlagen zu kalkulieren. Aufgrund der jeweils unterschiedlichen Gestaltung der Eigenteile und der damit verbundenen Kosten – zum Beispiel für den Einkauf erforderlicher Abdruckrechte geschützter Gesänge und Texte – muss der Kaufpreis jeder einzelnen Ausgabe eigens berechnet werden. Dabei verfolgen alle Diözesen das Ziel eines möglichst günstigen Ladenpreises.

Wird es eine App geben, über die sich vor allem junge Menschen Lieder und Gebete auf ihrem Handy anzeigen lassen könnten?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Das Deutsche Liturgische Institut befasst sich derzeit mit umfangreichen Maßnahmen zur Einführung des neuen Gotteslob. Dabei sind natürlich auch die neuen Medien und die heutigen technischen Möglichkeiten mit im Blick. Auch an Apps wurde gedacht. Jedoch geben die urheberrechtlichen Bestimmungen enge Grenzen vor, die einen „kostenlosen“ Zugriff auf alle denkbaren Inhalte des neuen Gotteslob erschweren oder gar unmöglich machen. Daher kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Antwort geben, welche Bereiche und Inhalte des Gotteslob über die neuen Medien abgerufen werden können.

Wie steht es mit einer elektronischen Ausgabe für E-Book-Reader?

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Auch hier gibt es selbstverständlich urheberrechtliche Vorgaben und Grenzen, die zumindest aktuell eine bezahlbare Ausgabe des neuen Gotteslob als E-Book nicht zulassen. Jedoch wird nach wie vor das Ziel verfolgt, zumindest für Menschen mit Sehbehinderung eine für sie nutzbare elektronische Ausgabe des neuen Gotteslob herzustellen und zwar insbesondere unter Berücksichtigung der diesen Personen zur Verfügung stehenden Medien.

Fragen: Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de.
Stand: November 2012

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Text: Elfriede Klauer / Pfarrbriefservice.de
In: Pfarrbriefservice.de