Vorausschauend investieren

Rolle einer Bank bei ethisch-nachhaltigen Finanzentscheidungen

Jeder Sparer, jeder Investor trifft bei Anlageentscheidungen Aussagen über die Zukunft. Je nach Anlageart und Anlagehorizont schaut der eine sehr weit nach vorne, während andere nur kürzere Perioden beobachten. Die heutigen Zeiten, geprägt von Niedrig- und Negativzinsen, führen bei vielen Anlegern dazu, große Gelder auf dem Tagesgeldkonto zu horten. Die Verzweiflung ob der niedrigen Zinsen und der damit einhergehenden laufenden Entwertung der Sparreserven und Altersbezüge scheint zurzeit viele Menschen zu tangieren. Das betrifft nicht nur Banker, sondern wirklich jeden, der sich um sein Geld ein wenig Gedanken macht. Ob und wann eine Zinswende auftreten wird oder wie lange diese Niedrigzinsphase noch andauert, kann niemand genau sagen – noch nicht einmal der Bundesbankpräsident oder die Chefin des Internationalen Währungsfonds.

Bleibt nur der Blick in die Glaskugel?

Genau genommen ist es das ureigenste Merkmal von Investments, dass sie Aussagen über die Zukunft treffen. Sie beinhalten immer eine Prognose, wie sich Anlagen entwickeln werden. Auch wer die Motive betrachtet, die hinter Geldanlagen liegen, ist schnell bei Zukunfts- oder Langfristigkeitsaspekten: Warum investieren Menschen Geld? Warum sparen sie? Zum einen möchten sie Vermögen aufbauen, um sich mittel und langfristig spezielle Dinge, wie etwa ein neues E-Bike oder eine besondere Urlaubsreise zu leisten. Zum anderen geht es vielen um die Altersvorsorge, um später bei niedrigeren Bezügen den gleichen Lebensstandard wie heute zu führen. Wieder andere möchten Kinder und Enkelkinder absichern, um ihnen beispielsweise eine Ausbildung zu ermöglichen.

All diese Motive sind zukunftsgerichtet und verfolgen eine mittel bis langfristige Strategie. Da liegt es nahe, bei Investitionen eben falls zukunftsgerichtete Aspekte zu verfolgen: Liegt der Anlagehorizont in weiter Zukunft, sollten doch auch die Unternehmen, in die ich investiere, für den langfristigen Erfolg aufgestellt sein. Wer diesen Gedanken verfolgt, landet schnell bei nachhaltigen Geldanlagen. Diese zeichnet aus, dass sie nicht auf schnelle, kurzfristige Erfolge setzen, sondern die Dauerhaftigkeit im Blick haben. Unternehmen, die langfristig am Markt bestehen wollen, müssen Risiken antizipieren. Sie müssen wandlungsfähig und innovativ bleiben und sollten verantwortungsvoll mit Mitarbeitern, Kunden sowie der natürlichen Umwelt und unseren Ressourcen umgehen. Wer den schnellen Euro verdienen will, geht dagegen oft hohe Risiken ein. Er lebt auf Kosten anderer und nicht mit einem Geschäftsmodell, bei dem viele Menschen gewinnen.

Entscheidungen mit Perspektive

Investoren müssen sich also fragen: Welche Art von Wirtschaft möchte ich in der Zukunft haben? Welche Themen werden aus gesellschaftlichen Notwendigkeiten heraus wichtiger und damit entscheidend für langfristigen Erfolg? Und welche Hebel sind heute schon zu stellen? Beispiel Klimawandel: Dieser hat bereits einen erheblichen Einfluss auf unser Wetter, auf die Art der Landwirtschaft, aber ebenso auf Unternehmen und die Wirtschaft. Wenn klar ist, dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten, sondern nur noch abzumildern ist, hat das Folgen: Langfristig denkende Investoren müssen schon heute die nötigen Schritte tun und ihre Investmententscheidungen daran ausrichten. Das kann bedeuten, sich aus fossilen Energieträgern zu verabschieden. Oder Unternehmen mit Geschäftsmodellen infrage zu stellen, die immer noch zu einem Großteil auf Verbrennungsmotoren setzen. Gleichzeitig ist zu überlegen, welche Unternehmen sich schon heute proaktiv mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen und an Lösungen arbeiten. Dies können etwa Betriebe sein, die im Bereich Energieeffizienz tätig sind. Welche, die neue Mobilitätskonzepte entwickeln. Oder welche, die in der Landwirtschaft für neue Anbau und Bewässerungsmethoden sorgen und Ressourcen sparen. Investoren können ebenfalls fragen, welche zukunftsfähigen Branchen sie persönlich wichtig finden – und auf dieser Grundlage etwa in Mikrofinanzfonds investieren. Vielleicht weil sie den Beitrag zur Armutsbekämpfung als entscheidend für eine gerechte Welt empfinden. Oder Anteile an einer Bürgerenergiegenossenschaft erwerben, um damit die Energieversorgung kommunal und dezentral zu organisieren.

Die Rolle von Banken und Anlegern

Investoren und Banken erhalten damit eine Schlüsselrolle. Sie beschließen heute, wo das Geld für morgen hinfließt, welche Investitionsvorhaben umgesetzt und welche Weichen für unsere Zukunft wie gestellt werden. Banken entscheiden jeden Tag aufs Neue über die Innovationsfähigkeit unserer Gesellschaft. Das bedeutet auch: Sie haben eine sehr große Verantwortung. Denn wenn Geld weiterhin in rückwärtsgewandte Bereiche und Branchen fließt, hemmt und verzögert dies den Wechsel zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Die so dringende Transformation unserer Gesellschaft und Wirtschaft, hin zu einer ressourcenschonenden und verantwortlichen Produktion, setzt dringend Investitionskapital voraus – und damit das Vertrauen von Anlegerinnen und Anlegern, dass dieser Weg zukunftsweisend ist.

Gemeinsam Haltung beweisen

Banken fungieren an dieser Stelle als eine Art Transmissionsriemen: Im besten Fall geben sie Steuerungs- und Innovationsimpulse aus dem Finanzsystem und aus Anlegermotiven an die Unternehmenswelt weiter. Daher ist der Bank im Bistum Essen das Thema Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen so wichtig. Nachhaltigkeit ist mehr als eine Solaranlage auf dem Dach, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche, Bankprodukte und Investitionsentscheidungen. Dieser rote Faden fußt auf zwei christlichen Grundgedanken: Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit. Dies kann allerdings nur erfolgreich sein, wenn die Kunden und Mitglieder diesen Weg mit der Bank im Bistum Essen gehen, weil sie von dem Erfolg überzeugt sind. Das erfordert Haltung. Denn bisweilen ist es gesellschaftlich unpopulär, nicht auf schnelle Gewinne und Ertragsaussichten zu setzen – sondern immer wieder zu fragen, wie sich das Geschäftsmodell auf die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft auswirkt. Jedes Investment ist damit ein Investment in die Zukunft. Entscheidend ist nur die Frage, in welche Zukunft – und die kann jeder Mensch mitgestalten, auch durch seine Geldanlage.

Silke Stremlau, Generalbevollmächtigte der Bank im Bistum Essen
Quelle: BiB Fair Banking, Ausgabe 2.2016
In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für März 2017

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Text: Silke Stremlau
In: Pfarrbriefservice.de