Vom Sklaven zum Apostel Irlands

Am 17. März ist der Gedenktag des Heiligen Patrick

Nur einmal angenommen: Sie wären circa zehn Jahre alt und würden eines Tages von Terroristen gekidnappt und in ein fremdes Land verschleppt werden. Dort würden sie sechs Jahre lang gefangen gehalten und gezwungen werden, harte Zwangsarbeit zu verrichten. Doch dann gelänge Ihnen die Flucht. Einige Jahre später hätten Sie dann die unglaubliche Idee, freiwillig in das Land Ihrer feindseligen Gefangenschaft zurück zu kehren und den Menschen dort die frohe Botschaft von Jesus nahe zu bringen. Vielleicht würden Sie sagen: „Ausgeschlossen! Ich bin doch nicht lebensmüde!“. Oder aber: „Ich müsste schon ein großer Heiliger sein, um so etwas durchzuziehen!“. In der Tat, das letztere trifft zu, und es hat sich auch tatsächlich so zugetragen. 

Im Jahre 385 n. Chr. wurde der heilige Patrick oder „Padraig“, wie sein Name auf Gälisch lautet, als Sohn eines römischen Offiziers in England, in der Gegend von Wales geboren und erhielt den Namen Magonus Sucatus Patricius. Sein Vater war Beamter in der römischen Verwaltung im Rang eines Decurio. Patrick wuchs zunächst „heidnisch“ auf. Britannien stand zu dieser Zeit unter römischer Besatzung. Noch als Knabe wurde er von Piraten entführt und nach Irland verschleppt, wo er sechs Jahre lang unter großen Qualen als Sklave hart arbeiten musste, bis ihm glücklicherweise die Flucht gelang. Daraufhin ging er nach Frankreich, wo er im Kloster Auxerre bei Paris das Christentum kennen lernte und später zum Priester geweiht wurde. Er lebte anschließend als Mönch an der Côte d’Azur, bis er im Jahr 432 als Bischof Patricius vom Papst nach Irland entsandt wurde, um das missionarische Werk seines Vorgängers Bischofs Palladius fortzusetzen. 

Mission in Respekt vor der Tradition

Mit 24 Gefährten kam er – diesmal freiwillig – auf der Insel an. Der Legende nach soll der heilige Patrick ein dreiblättriges Kleeblatt („shamrock“) gepflückt haben, um dem keltischen König die Dreifaltigkeit Gottes zu veranschaulichen. Er konnte mit dem „einen Stil und seinen drei Blättern“ das Gottesgeheimnis bildlich gut darstellen. Daraufhin soll ihm der anfangs feindlich gesinnte König erlaubt haben, den christlichen Glauben zu verkündigen. Nach Überwindung großer Widerstände (u.a. in der Auseinandersetzung mit den Druiden) gelang es ihm und seinen Gefährten tatsächlich, die bereits begonnene Mission weiter zu führen und das Evangelium fest in den Herzen der Menschen zu verankern. Mit der Zeit erkannte die irische Bevölkerung den wahren Charakter ihres Bischofs, nämlich seine Güte und Demut. Da Patrick in seiner Sklavenzeit die irische Sprache erlernt hatte, nahm die Bevölkerung seine Botschaft gerne als ihr Eigentum an. Heute wird er der Apostel Irlands genannt. Auf dem Gipfel des heiligen Berges „Croagh Patrick“, heute ein wichtiger Wallfahrtsort, soll er angeblich 40 Tage lang gefastet und seine Strategie („Confessio“) für die Christianisierung Irlands ausgearbeitet haben. Die Missionierung, die unblutig verlief, weil es keine Märtyrer gab, versuchte nicht, die neue Lehre der alten Lehre einfach überzustülpen, sondern mit dem Respekt vor der Tradition die Herzen mit einem gelebten christlichen Glauben zu gewinnen. 

Ende des 5. Jahrhunderts wurde Irland zu einer christlichen Nation. Patrick starb im Alter von 76 Jahren am 17. März 461. Es wird vermutet, dass er gemeinsam mit der heiligen Brigida und der heiligen Colomba bei der Kathedrale von Downpatrick bestattet wurde. Ein Stein aus grauem Granit mit der Inschrift „Patrick“ erinnert daran und ist immer wieder das Ziel vieler Pilger. Sein Todestag, der 17. März, der „St. Patrick‘s Day“, wird bis heute nicht nur in ganz Irland (Nationalfeiertag), sondern weltweit mit Umzügen, Paraden, allerlei Feierlichkeiten und Traditionen begangen. 

Quelle irischer Segensgebete

Dem Heiligen zugeschrieben sind viele der so genannten „Segensgebete“. Eins davon könnte auch uns am heutigen Tag begleiten: 

„Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und um dich aus der Schlinge zu ziehen. Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andre über dich herfallen. Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.“ 

So sei es! Zu diesen altirischen Segensgebeten zählt auch jener Wunsch: „Mögest du Ruhe finden, wenn der Tag sich neigt und deine Gedanken noch einmal die Orte aufsuchen, an denen du Gutes erfahren hast. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand!“ 

Es gibt kaum einen Heiligen, der so tief und so umfassend mit der „Seele seines Landes“ eine solche Einheit bildet, wie der Heilige Patrick, liebevoll auch „Paddy“ genannt, Irlands häufigster Vorname. In der Republik Irland, Nordirland, Neufundland und Labrador sowie in Montserrat ist sein Todestag ein staatlicher Feiertag. Geistliches Zentrum Irlands ist das Städtchen Armagh, wo sich sowohl der Sitz des katholischen Erzbischofs als auch der reformierten „Church of Ireland“ befindet. Beide Kirchen nennen ihre Kathedralen nach St. Patrick. Um sein Leben ranken sich so viele Legenden, dass es schwer ist, das exakt Historische heraus zu filtern. Aber der heilige Patrick lebt spürbar und nachweislich in seinem Volk weiter und nicht nur dort.                                          

Stanislaus Klemm, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm
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