Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit: Gängige Mythen und ihre Aufklärung
In der heutigen Gesellschaft gibt es viele Mythen und Missverständnisse über Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit. Diese falschen Vorstellungen führen oft zu Diskriminierung und Unverständnis. Dieser Artikel beleuchtet einige der verbreitetsten Mythen und bietet fundierte Fakten sowie Expertenmeinungen, um Aufklärung zu fördern und Vorurteile abzubauen.
Mythos: Trans* ist nur eine Phase oder eine psychische Störung
Fakt: Einem anderen als dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht anzugehören ist eine gültige Aussage, die durch wissenschaftliche Forschung und Erfahrungen bestätigt wird. Die American Psychological Association (APA) und andere medizinische Organisationen erkennen Trans*geschlechtlichkeit als legitim an und betonen die Notwendigkeit von Unterstützung und Respekt für trans* Menschen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in ihrer neuesten Version der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) Transidentität aus der Liste der psychischen Störungen entfernt und sie stattdessen unter „Zustände im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit“ eingeordnet. Dies unterstreicht, dass Trans*geschlechtlichkeit keine Krankheit ist, sondern eine natürliche Variation menschlicher Identität.
Mythos: Inter*geschlechtliche Menschen sind selten und abnormal
Fakt: Inter*geschlechtlichkeit betrifft etwa 1 von 1500 bis 1 von 2000 Geburten, was bedeutet, dass inter*geschlechtliche Variationen keineswegs selten sind. Die Vielfalt der Geschlechtsmerkmale ist ein natürlicher Teil der menschlichen Biologie.
Tatsächlich zeigen neuere Studien, dass die Prävalenz von Inter*geschlechtlichkeit sogar noch höher sein könnte, wenn man subtilere Variationen einbezieht. Eine umfassende Überprüfung der medizinischen Literatur durch Blackless et al. (2000) kam zu dem Schluss, dass bis zu 1,7 Prozent der Bevölkerung inter*geschlechtliche Merkmale aufweisen könnten.
Mythos: Geschlechtsangleichende Operationen lösen alle Probleme für trans* Menschen
Fakt: Geschlechtsangleichende Operationen sind persönliche Entscheidungen und nicht alle trans* Menschen streben sie an. Die medizinische Versorgung sollte individuell angepasst werden und umfasst nicht nur chirurgische Eingriffe, sondern auch psychologische Unterstützung und Hormontherapie.
Eine Studie von Murad et al. (2010) zeigte, dass geschlechtsangleichende Maßnahmen, einschließlich Hormontherapie und Operationen, die Lebensqualität und psychische Gesundheit von trans* Personen signifikant verbessern können. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass der Transitionsprozess individuell sehr unterschiedlich sein kann und nicht alle trans* Menschen die gleichen medizinischen Eingriffe wünschen oder benötigen.
Die Rolle der Wissenschaft und der Gemeinschaft
Die Forschung über Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. Studien zur Neurobiologie, Genetik und psychologischen Gesundheit haben dazu beigetragen, das Verständnis für diese Themen zu vertiefen und neue Wege für Behandlungen und Unterstützung zu eröffnen. [...]
Gesellschaftliche Herausforderungen und Fortschritte
Trotz zunehmender Sichtbarkeit und rechtlicher Fortschritte in vielen Ländern stehen transidente und inter*geschlechtliche Menschen nach wie vor vor erheblichen gesellschaftlichen Herausforderungen. Diskriminierung am Arbeitsplatz, im Gesundheitswesen und im täglichen Leben bleibt ein ernsthaftes Problem.
Eine Studie des National Center for Transgender Equality in den USA ergab, dass 29 Prozent der befragten trans* Personen in Armut leben, verglichen mit 14 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zudem berichteten 30 Prozent der Befragten von Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund ihrer Geschlechtsidentität.
Für inter*geschlechtliche Menschen stellt die oft unnötige und nicht einvernehmliche „normalisierende“ Chirurgie im Kindesalter ein besonderes Problem dar. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch haben solche Praktiken als Verletzung der Menschenrechte kritisiert und fordern ein Verbot dieser Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit.
Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen. Immer mehr Länder erlassen Gesetze zum Schutz der Rechte von trans*- und inter*geschlechtlichen Menschen. Argentinien verabschiedete 2012 als erstes Land ein Gesetz zur Geschlechtsidentität, das Menschen erlaubt, ihr rechtliches Geschlecht ohne medizinische Diagnose oder Eingriffe zu ändern. Dieses Modell hat seitdem in mehreren anderen Ländern Nachahmer gefunden. […]
Fazit
Die Aufklärung über Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit ist ein fortlaufender Prozess, der auf Respekt, Empathie und wissenschaftlicher Genauigkeit basiert. Indem wir Mythen hinterfragen und echte Geschichten von Betroffenen hören, können wir als Gesellschaft lernen, Vielfalt zu schätzen und Diskriminierung zu bekämpfen.
Katha with Pride, https://bit.ly/m/IWP
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V., https://dgti.org, URL: https://dgti.org/2024/09/04/mythen-vs-fakten-trans-und-inter/ In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Katha with Pride, https://bit.ly/m/IWP, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V., https://dgti.org, URL: https://dgti.org/2024/09/04/mythen-vs-fakten-trans-und-inter/In: Pfarrbriefservice.de