Strategien gegen Hassrede im Internet

Hinsehen und Einmischen

Steht Hass unwidersprochen im Netz, fühlen sich Hassredner oft bestärkt und schnell dominieren sie die Debatte. Gleichzeitig werden Angegriffene, wie auch Mitlesende, abgeschreckt selber Stellung zu beziehen. Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich, Hass wird irgendwann „normal“. Initiativen wie die Facebook-Gruppe #ichbinhier zeigen, dass ein respektvolles, sachbezogenes Einmischen in Online-Diskussionen etwas bewirken kann.

Die Angegriffenen stärken

Hassangriffe wollen spalten und ausgrenzen. Menschen sollen eingeschüchtert und aus der öffentlichen Diskussion vertrieben werden. Damit die Angegriffenen bleiben und mitreden können, benötigen sie Menschen, die ihnen Mut machen und den Rücken stärken.

Strafrelevante Inhalte melden

Manche Äußerung erfüllt einen Straftatbestand. Dazu gehören Beleidigung, Verleumdung, Üble Nachrede und Volksverhetzung. Wichtig ist es, Beweise zu sichern. Im Netz sind das in erster Linie Screenshots mit zugehöriger URL (Adresse der Seite). Melden Sie strafrelevante Beiträge dem Plattform-Betreiber. Dieser muss „offensichtlich rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden“ nach Eingang einer Beschwerde löschen oder sperren. Erstatten Sie außerdem Anzeige – bei einer Polizeidienststelle oder einer Online-Wache Ihres Bundeslandes. Die Seiten www.internet-beschwerdestelle.de oder www.hass-im-netz.info beschäftigen Juristen, die auf Anfrage prüfen, ob bestimmte Inhalte strafbar sind.

(Nicht) mit Hatern diskutieren

In Online-Chats und auf Kommentarseiten ist es kaum möglich, mit Hatern inhaltlich zu diskutieren, geschweige denn sie zum Umdenken zu bewegen. Und nichts schadet dem Anliegen der Verständigung und Versöhnung mehr, als wenn jemand mit verbaler Gewalt gegen Angreifer „zurückschlägt“. Wer Gewalt anwendet, um der „guten Sache“ zu ihrem Recht zu verhelfen, erscheint für Beobachter in keinem guten Licht. Hassrede sollte sachlich benannt und verurteilt, Angreifer selbst aber respektvoll behandelt werden.

Ignorieren

Durch Ignorieren der Absender von Hassbotschaften bestehen gute Chancen, dass sich eine Debatte tot läuft. Hater verdienen keine Aufmerksamkeit. Dennoch ist es wichtig, klar zu benennen, wenn Grenzen überschritten werden. Hass darf nicht unwidersprochen im Netz stehen. Gegenrede sollte vor allem den eigenen Standpunkt deutlich machen, Angegriffene stärken und die womöglich unentschlossenen Mitleser einladen sich einzumischen.

Sich vernetzen und gegenseitig unterstützen

Je mehr Menschen sich mittels respektvoller Sprache in Debatten einmischen, desto höher der wahrgenommene Widerspruch gegen Hassrede. Daher kann es ratsam sein, Mitmenschen um Unterstützung zu bitten. Andere Kommentatoren, die Hasskommentaren widersprechen, verdienen unsere aktive Mithilfe. Entweder durch Vergeben von Likes oder durch eigenes Kommentieren.
Es macht Sinn, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, um sich im Ernstfall gegenseitig unterstützen zu können. Im Internet gibt es entsprechende Aktionsgruppen und Communities. Beispiele: die Facebook-Gruppe #ichbinhier mit ihren 45.000 Mitgliedern oder die LOVE-Storm Plattform (www.love-storm.de).

Christian Schmitt,
In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de