Paula Regueiro – Sanfte Frauenpower gegen Mexikos Machismo

Zwei Stunden lang haben sich die elf Frauen in dem kleinen Versammlungsraum ihre Sorgen von der Seele geredet. Von wirtschaftlichen Nöten während der Pandemie, über die Angst um die Schulbildung der Kinder bis hin zu prügelnden und trinkenden Ehemännern und Krankheiten, die sich durch die nahegelegene Müllkippe ausbreiten. Es gibt viele Probleme in San Bartolo Coyotepec, einem Vorort der südmexikanischen Stadt Oaxaca. Und wenig Gelegenheit und Orte, wo die Frauen in geschützter Atmosphäre ihr Herz ausschütten können. Dank Adveniat ist dieser kleine Kirchenraum so ein Ort.

Paula Regueiro von der Frauenorganisation GEM (Grupo de Educación Popular con Mujeres) hat den Frauen aufmerksam zugehört. Manchmal hat sie als Moderatorin Probleme auf den Punkt gebracht oder einfühlsam mit einer Nachfrage Lösungsansätze herausgekitzelt. Jetzt steht die 51-Jährige mit dem Kurzhaarschnitt auf. Sie nimmt ein blaues Wollknäuel in die Hand, und wirft es einer der Teilnehmerinnen zu. Es ist ein interaktives Spiel, mit dem die angestauten negativen Energien aufgelöst werden sollen. Nacheinander fangen die Frauen das Knäuel auf und sagen, welche Eindrücke sie aus dem Treffen mitnehmen: Hoffnung, Stärke, Erleichterung, sind Begriffe, die fallen.

Im machistischen Mexiko sind Selbsthilfegruppen wie diese ein erster Schritt zu mehr Selbstständigkeit und Emanzipation für Frauen. „Es klingt unglaublich, aber noch heute wissen viele Frauen in Mexiko nicht über ihre Rechte Bescheid“, sagt die Anthropologin Paula Regueiro. Orte wie San Bartolo Coyotepec, die an der Schnittstelle zwischen Land und Stadt, zwischen indigener Tradition und moderner Emanzipation liegen, sind besonders problematisch. Vor sechs Jahren bot die aus der Hauptstadt stammende Paula Regueiro auf Bitte des lokalen Pfarrers erste Workshops an. Mit Leticia Real von der Frauenpastoral hat sie inzwischen eine fähige, umtriebige Kontaktperson vor Ort. „Frauen im Wind“ heißt das örtliche Netzwerk. Über 100 Frauen gehören ihm an. Jede von ihnen reagiert anders, wenn sie ihr Schicksal in die Hand nimmt. Manche verlassen ihre gewalttätigen Männer, andere ziehen sogar gegen sie vor Gericht, manche bleiben auch in der Partnerschaft, erobern sich aber Freiheiten wie die, ein eigenes Geschäft aufzumachen. Paula Regueiro weiß, dass es noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung ist – aber die Frauen von San Bartolo Coyotepec haben den Aufbruch gewagt.

Text: Sandra Weiss; Fotos: Hans-Maximo Musielik/Adveniat
Quelle: Adveniat, In: Pfarrbriefservice.de

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Adveniat-Weihnachtsaktion 2021: ÜberLeben in der Stadt

80 Prozent der Menschen in Lateinamerika und der Karibik leben bereits heute in den Städten. Und die Landflucht hält weiter an. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wird häufig enttäuscht. Das Leben der Indigenen, Kleinbauern und Klimaflüchtlinge am Stadtrand ist geprägt von Armut, Gewalt und fehlender Gesundheitsversorgung. Und wer arm ist, kann für seine Kinder keine gute Ausbildung bezahlen. Mit seinen Projektpartnern, wie zum Beispiel Ordensleuten und pastoralen Mitarbeitern, durchbricht das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Spirale der Armut: durch Bildungsprojekte in Pfarrgemeinden insbesondere auch für Frauen und Kinder, Menschenrechtsarbeit und den Einsatz für faire Arbeitsbedingungen. Unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ rückt Adveniat mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion die Sorgen und Nöte der armen Stadtbevölkerung in den Blickpunkt. Schwerpunktländer sind Mexiko, Paraguay und Brasilien. Die Eröffnung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion findet am 1. Advent, dem 28. November 2021, im Bistum Münster statt. Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt. Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45 oder unter www.adveniat.de.

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Text: Sandra Weiss
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