Ostern in uns
Serie: Die Messe verstehen – Eucharistisch leben (7)
Wenn zwei Liebende eine Zeit lang getrennt sind, nehmen sie ein Foto der anderen Person mit: ein Bild des Ehepartners oder der Kinder am Arbeitsplatz, Fotos der Freundin auf dem Handy. Aber die Trennung bleibt. Das Foto bleibt ein Foto und ist nicht der geliebte Mensch selbst.
In der Eucharistie überschreitet Christus die räumliche und zeitliche Distanz. Denn anders als zu seinen irdischen Lebzeiten ist er als Auferstandener nicht mehr an einen Ort gebunden, sondern kann immer und überall anwesend sein – erst recht in der von ihm gewählten Form von Brot und Wein, die er zu seinem Leib und Blut wandelt. Wenn wir im Hochgebet, wie es nach dem Einsetzungsbericht heißt, das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung feiern, tritt er als Auferstandener in unsere Mitte und gewährt uns „das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles“ (vgl. Joh 6,35-58; Ps 116,13). Die Gaben sind das „heilige und lebendige Opfer“, da in ihnen der gekreuzigte und lebendige Christus präsent ist.
Die Messe ist immer ein österliches Geschehen, wie es Jesus den Emmausjüngern vor Augen geführt hat. In der Kommunion kommt der Auferstandene selbst zu uns und wir erhalten Anteil an der Kraft seiner Auferstehung, an seinem göttlichen Leben. In der Messe werden Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Christi in einem gefeiert, sein ganzes Leben und Heilshandeln werden Gegenwart. Mehr noch, die Liturgie greift voraus auf die ewige Vollendung: „Wir erwarten sein Kommen in Herrlichkeit“ (Gedächtnisgebet). Wir strecken uns schon auf das aus, was uns erwartet. „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Wir sind ausgespannt auf Christi Wiederkunft, auf das Große, das Fest für immer mit allen Engeln und Heiligen.
Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils Sacrosanctum Concilium nennt die Eucharistie treffend das „Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird“ (SC 47). Jede Messe ist ein Ostern in uns!
Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 94-96, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 94-96In: Pfarrbriefservice.de