Niemand ist allein

oder: Jesus macht die Kleinen groß

Von Hermann Schuh stammt die immer noch anrührende Erstkommunion-Geschichte „Kleines Herz in Not“: Am „Weißen Sonntag“ ist das „kleine Herz“ eines Kommunionkindes ganz aufgeregt, weil sich hoher Besuch angekündigt hat: Verwandte, Freunde, Bekannte… Es gibt ein Festessen, viele Geschenke und nicht zuletzt sehr, sehr viel Geld. Am Ende tritt der eigentliche Sinn des Festes, das Sakrament, in den Hintergrund und wird schlichtweg vergessen. Denn das „kleine Herz“ ist so übervoll von Eindrücken und Materiellem, dass für das stillere Werben, für die Freundschaft Jesu, eigentlich kein Platz mehr bleibt. Die Sehnsucht nach dem Größeren, dem Größten schlechthin, nach dem „Es muss im Leben mehr als alles geben“, sie wurde bereits im Ansatz erstickt.

In der Geschichte heißt es schließlich:

„Ja. Ich brauche den ganzen Platz. Ich brauche dich ganz!“ – „Na so was! Wer bist du denn?“, fragte das Herz etwas müde und unwillig, und es klang ein wenig, als ob Steine aneinander klappern.
„ICH BIN DER BESUCH. ICH HEIßE JESUS.“ – Aber der MP-3-Player spielte so laut, und die schicke Uhr tickte so heftig, dass das Herz nichts mehr verstehen konnte. Es sagte nur kühl: „Komm rein und setz dich still in die Ecke. Aber stör mich nicht!“

„Heute will ich in deinem Haus zu Gast sein.“ Das hat Jesus damals zu Zachäus gesagt (s. Lk 19,1-10). Zu Zachäus, dem Egoisten, dem kleinen König der Selbstsucht. Zu dem, den keiner mochte, weil er sich so offensichtlich bereicherte. Aber dennoch: Jesus hat ihn nicht beschimpft, sondern wollte bei ihm zu Gast sein, mit ihm reden, gemeinsam mit ihm essen und trinken, Gemeinschaft leben. Jesus lässt niemanden allein. Er geht den Menschen nach, auch wenn ihre Um- und Irrwege noch so verschlungen sind und wir Menschen sie längst abgeschrieben haben. Und: Jesus macht die Kleinen groß – die Unscheinbaren, die Ungeliebten, die Unauffälligen. Das ist das Großartige, das, was niemand der umherstehenden Leute erwartet hätte: Jesus bietet dem kleinen Zachäus seine Freundschaft an! Und Zachäus? Er lässt sich von Jesus verwandeln. Die Begegnung mit Jesus verändert augenblicklich sein Leben. Sogar seinen Reichtum will Zachäus jetzt mit den Armen teilen.

Sein „kleines Herz“ lässt sich nicht mehr beunruhigen von der Gier nach immer Neuem, nach immer Mehr.

So wie zu Zachäus, so will Jesus auch zu uns kommen – unser Gast sein – wir müssen ihn nur in unser Herz lassen.

Matthias Micheel
Matthias Micheel, Theologe und Sozialpädagoge, ist Leiter der Diaspora-Kinder- und Jugendhilfe im Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken.

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Das Schwerpunktthema für März 2008

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Text: Matthias Micheel
In: Pfarrbriefservice.de