Mehr Mut zum Scheitern

Plädoyer für eine Kultur der kreativen Verschwendung

Forscher fanden heraus: Von zehn gegründeten Unternehmen scheitern neun innerhalb der ersten fünf Jahre. Noch deprimierender mag für manche die Feststellung sein, dass die meisten Geschäftsideen, nämlich etwa 90 %, erst gar nicht zur Umsetzung gelangen. Unterm Strich trägt gerade einmal ein Prozent aller Ideen langfristig Früchte.

Das gilt selbstverständlich nicht nur in der freien Wirtschaft, sondern in den meisten Bereichen des Lebens. Werfen wir einen Blick in die Natur: Jeder Löwenzahn schickt im Frühling Hunderte von Flugschirmchen mit Samen auf ihre Reise. Zu einer neuen Pflanze werden davon höchstens ein oder zwei. Singvögel brüten jedes Jahr im Durchschnitt ein knappes Dutzend Eier aus. Nur einzelne davon schaffen es bis zum ausgewachsenen Vogel.

Obwohl das Scheitern also völlig normal ist, gilt es vielen Menschen immer noch als Schande, als Generalversagen. Anstatt uns und anderen für unseren Mut und unsere Innovationsfreude auf die Schultern zu klopfen, starren wir betrübt auf die Scherbenhaufen unseres kreativen Tuns. Mehr Mut, Ideen weiterzuverfolgen und möglichst schnell auch umzusetzen, würde uns allen guttun. Denn nur wenn wir überhaupt ins Tun kommen, besteht die Chance, dass die Welt ein wenig besser wird.

Jesus zeigt uns das im Gleichnis vom verschwenderischen Sämann. Lies dazu in der Bibel: Markus, Kapitel 4, Verse 1 bis 9. Bei der Aussaat geht manches Saatgut verloren. Man mag den Bauern in dem Gleichnis für dumm halten, dass er es überhaupt versucht. Doch das Leben gibt ihm schließlich recht: Ein Teil fällt auf guten Boden und bringt reiche Frucht.

Kreative Menschen sind ebenso „verrückt“ wie der Sämann. Sie sprühen nur so vor Ideen, probieren dies und jenes aus, ganz egal, ob es funktioniert oder nicht. Sie lassen sich  nicht entmutigen, wenn eine Idee vergeblich war. Stattdessen machen sie sich voller Tatendrang gleich an die nächste. Sie feiern das Leben, dass es eine helle Freude ist ihnen dabei zuzusehen. Am Ende wirft es auch Früchte ab: in Form von neuen Lösungen, die Weiterentwicklung möglich machen.

Es liegt also an uns, ob wir dem Leben Raum geben oder nicht. Trauen wir uns zu Scheitern!

Christian Schmitt, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Christian Schmitt
In: Pfarrbriefservice.de