Marias Himmelfahrt
Hoffnung auf eine andere Wirklichkeit
Ist der Opa jetzt im Himmel? Meine Tochter hat mich das mal gefragt, als ihr Opa vor einigen Jahren starb. Klar ist Opa nun im Himmel, habe ich damals geantwortet. Das ist zumindest meine feste Hoffnung, doch ganz sicher wissen kann ich es natürlich nicht. Denn ob ein Mensch nach seinem Tod tatsächlich bei Gott sein wird, darüber entscheidet nach den Worten der Bibel Gott allein. Nicht ich! Die Bibel jedenfalls umschreibt diese Entscheidung Gottes mehrfach mit dem Bild von einem Gericht. Einer Art Prüfung dieses Menschen. Die moralische Bilanz, die einer am Ende seines Lebens hinterlässt, soll schließlich nicht gleichgültig sein. Wer dann noch nicht bereit ist für den Himmel, der musste nach damaliger Vorstellung erst darauf vorbereitet werden. Das Fegefeuer nannte man diese Vorbereitung auf den Himmel auch. Die Menschen früherer Zeiten jedenfalls haben es sich mit den skurrilsten Schreckensphantasien ausgemalt.
Um all dies kommt jedoch herum, wer quasi direkt durchgewunken wird. Wer also ohne Gericht und ohne Vorbereitung auf direktem Weg zu Gott kommen darf. Die Katholische Kirche glaubt das von Maria, der Mutter Jesu. Die, so heißt es, sei nämlich direkt nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Direkt zu Gott. Und da man Maria schon sehr früh verehrte, waren die Gläubigen davon auch schon sehr früh überzeugt. Vor über 60 Jahren hat der damalige Papst diese Überzeugung sogar zum Dogma erklärt, zu einem verbindlichen Glaubenssatz also. Und diese Überzeugung feiert die Kirche heute, am Fest Mariä Himmelfahrt. Dass Maria nämlich nach ihrem Tod sofort und unmittelbar von Gott aufgenommen wurde. Sie erweist der biblischen Gestalt der Maria so eine ganz besondere Ehre.
Doch im Fest Mariä Himmelfahrt klingt noch etwas anderes an. Jene große Hoffnung nämlich, die ich als Christ auch für meine Verstorbenen hege. Dass ihr Tod eben nicht das endgültige Aus, sondern vielmehr ein Übergang ist. Das Tor zu einer anderen Wirklichkeit. Manchmal nennen wir diese andere Wirklichkeit einfach den Himmel und meinen damit, dass jemand nun bei Gott ist. Ganz nah bei ihm. Es ist genau jene Hoffnung, die ich auch für unseren verstorbenen Opa hege. Dass Gott auch ihn jetzt bei sich aufgenommen hat. In jene andere Wirklichkeit also, in der Maria schon längst ist. Nur bei Maria ist sich die Kirche da eben ganz sicher.
Martin Wolf
Quelle: Deutschlandradio Kultur, Wort zum Tage am 15.08.2012 In: Pfarrbriefservice.de
Der Link zum Text: http://www.dradio-dw-kath.eu/beitrag.php?id=1382
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Text: Martin WolfIn: Pfarrbriefservice.de