Lebendiges Gotteswort
Serie: Die Messe verstehen – Eucharistisch leben (2)
„Wenn Gott doch auch heute sprechen würde!“, sagte mir einmal jemand bei einem geistlichen Gespräch. Diesen Wunsch kennen wir wohl alle. Die Liturgie erinnert uns jedes Mal, dass Gott zu uns spricht. Die Einleitung „Lesung aus …“ gibt das Buch beziehungsweise den menschlichen Autor an, während der Abschluss festhält, dass das Gehörte „Wort des lebendigen Gottes“ ist. Das „lebendig“ ist eine gelungene Ergänzung zum lateinischen Ruf Verbum Domini. Sie ist dem Hebräerbrief entnommen: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert… es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12). Gottes Wort will uns ermuntern, trösten, zurechtweisen, anregen, motivieren.
Wir hören lebendiges Wort Gottes, an uns heute adressiert – nicht einen alten Text. Zumindest bekennen das unsere Lippen beim anschließenden „Dank sei Gott“. Wir erkennen also an, dass das Gehörte von Gott stammt, und halten es für so relevant, dass wir uns bedanken. Der Ritus sollte uns hellhörig machen. Das Zweite Vatikanische Konzil hebt hervor, dass Gott mit uns „ein Gespräch aufnimmt“ (Offenbarungskonstitution Dei verbum 21), ja einen Dialog beginnt: „Denn in der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk; in ihr verkündet Christus noch immer die Frohe Botschaft. Das Volk aber antwortet mit Gesang und Gebet“ (Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium 33). Liturgie entfaltet eine Dynamik des Dialogs: zuhören – aufnehmen – antworten.
Diese Dynamik liegt der Struktur des Wortgottesdienstes der Messe zugrunde: Gott spricht in der ersten Lesung; wir antworten mit dem Psalm. Gott spricht in der zweiten Lesung; wir grüßen Christus im Ruf vor dem Evangelium. Im Evangelium spricht Christus zu uns; das Credo bringt unsere gläubige Antwort zum Ausdruck, die sich in den Fürbitten fortsetzt. Jedes Mal lädt uns die Liturgie in dieses „Ping-Pong-Spiel“ ein, in die Dynamik von Wort und Antwort.
Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 53 f., In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 53 f.In: Pfarrbriefservice.de