Imam und Priester

Christentum und Islam im Vergleich (18)

Der Islam lehnt jede Vermittlung zwischen Mensch und Gott ab. Deswegen gibt es im Islam kein Priestertum, das mit dem der Katholischen oder Orthodoxen Kirche vergleichbar wäre. Aber das bedeutet nicht, dass es in der muslimischen Gemeinde, der Umma, keine Struktur und keine Autoritäten gibt. Im Islam gibt es einige geistliche Ämter, deren Amtsträger den Gläubigen die Riten und Gebote vermitteln und ihnen als geistliche Begleiter dienen.

Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten

 „Imam“  heißt der „Vorne-Stehende“. Er steht dem Gebet vor. Das wird bei den Sunniten anders gewichtet als bei den Schiiten. Während die Sunniten den Imam als einen einfachen Mann ansehen, sehen die Schiiten in ihm eine Person, die besondere Kenntnisse von den Geheimnissen des Glaubens besitzt, fast wie esoterisches Wissen. Damit hat der Imam einen besonderen Zugang zu Gott.

Religiöse Autorität und weltliche Macht im Islam

Im Unterschied zum Christentum trennt der Islam den religiösen Bereich nicht so deutlich vom politischen. Wer religiöse Autorität besitzt, kann auch Anspruch auf weltliche Macht erheben. Im Islam gibt es einmal das Konzept des „kleinen Imamat”. Dieser Imam leitet die Pflichtgebete und trägt vor Allah Verantwortung für die Auslegung der Scharia. Im Unterschied zu dem kleinen Imamat steht dem großen Imamat die Ausübung der Macht in der muslimischen Gemeinde zu. Wer das „Große Imamat“ innehat, muss für die Geltung der Religion als allumfassendes soziales und nicht nur spirituelles Gefüge sorgen. Er muss auch die Religion in Gebieten außerhalb des Herrschaftsbereiches des Islams verbreiten.

Die Autorität islamischer Würdenträger gründet sich vor allem auf ihre Kenntnisse des Korans und des Gesetzes. Auf Persisch heißen diese Würdenträger Mullahs und auf Arabisch Ulama. Nur weil sich im schiitischen Iran eine Hierarchie ausgebildet hat, besitzen sehr oft Mullahs viel mehr Autorität und sogar Macht als Ulama im sunnitischen Islam.

Christentum: Bischof – Priester - Diakon

Jesus hat bereits die Apostel wie auch die mit 70 genannte Zahl seiner Jünger für die Predigt und für die Heilung Kranker ausgesandt. Nachfolger der Apostel sind die Bischöfe, die der Jünger die Priester. Sie sind je nach ihrem Verantwortungsbereich berufen, das Evangelium zu verkünden, die Gemeinde zu leiten und die Sakramente zu spenden. Für jedes der Ämter gibt es ein eigenes Weihesakrament. Durch die Weihe wird ihre Berufung bestätigt, dass sie im Auftrag Jesu handeln. Ihnen ist deshalb im Gottesdienst die Verlesung des Evangeliums vorbehalten, in den Sakramenten handeln sie anstelle von Jesus, indem sie, so in den Wandlungsworten der Messfeier, die Worte Jesu beim Abendmahl sprechen. Das Amt des Diakons wurde von den Aposteln in der Jerusalemer Gemeinde für den Dienst an den Armen und Kranken geschaffen. Jedoch waren die Diakone, zuerst wurden sieben gezählt, auch missionarisch aktiv. Sie empfangen für ihren Aufgabenbereich ebenso eine Weihe.

Dr. Eckhard Bieger und Vladimir Pachkov, In: Pfarrbriefservice.de

Die beiden Jesuiten Dr. Eckhard Bieger, Frankfurt, und Vladimir Pachkov, Moskau, beleuchten in einer mehrteiligen Reihe auf Pfarrbriefservice.de Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Christentum und im Islam. Sie wollen damit das Gespräch zwischen Christen und Muslimen fördern.

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Text: Dr. Eckhard Bieger, Vladimir Pachkov
In: Pfarrbriefservice.de