Historischer Beleg für Intersexualität in Kirchenbuch gefunden
Anna wird im Taufregister Hans Jacob
Menschen, die nicht eindeutig zu einem biologischen Geschlecht zugeordnet werden können, gab es schon immer – das zeigt auch ein Fund aus einem 360 Jahre alten Taufregister aus dem Schwarzwald.
In Kirchenbüchern aus dem 17. Jahrhundert ist ein Beleg für Intersexualität gefunden worden. Wie das Blog „Württembergische Kirchengeschichte Online“ des Archivs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg berichtet, habe man einen Eintrag im Taufregister von Peterzell im Schwarzwald über ein Gemeindemitglied gefunden, das zunächst unter einem weiblichen Namen und kurz darauf unter männlichem Namen eingetragen wurde. Das Kind wurde mit dem Taufdatum Palmsonntag, 3. April 1653, aufgenommen. Eine Randbemerkung erläutert den Vorgang. Demzufolge sei „ettlich Tag nach empfangener Tauf mehr männliches alß weibliches Geschlechts gefunden worden“, so dass der Name „Anna“ durch „Hans Jacob“ ersetzt worden sei. Laut Archiv sei dies „ein seltener historischer Beleg für einen Fall von Intersexualität“.
Weitere biographische Notizen im Taufregister halten fest, dass Hans Jacob Epting unverheiratet geblieben ist, 28 Jahre lang „Heiligenpfleger“, also Verwalter des Kirchenvermögens, in der Gemeinde war und mit 70 Jahren gestorben ist. Auf der Basis dieser Quellenlage kommt das Archiv zu dem Schluss, dass Epting „ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft“ war. Anfeindungen gegen ihn seien den Protokollen nicht zu entnehmen. Die Ehelosigkeit sei nicht zwangsläufig auf seine Intersexualität zurückzuführen.
Der Begriff Intersexualität bezeichnet biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsdifferenzierung. Intersexuelle Menschen weisen weibliche und männliche Merkmale auf. […]
Felix Neumann
Quelle: www.katholisch.de (22.06.2020), In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Felix Neumann, Quelle: www.katholisch.de (22.06.2020)In: Pfarrbriefservice.de