Hat die Pandemie jungen Menschen die Jugend geraubt?

Vier Statements – vier Meinungen

Linus, 18 Jahre: „Die Pandemie hat mir definitiv zweieinhalb Jahre meiner Jugend genommen. Zweieinhalb Jahre, in denen all die Dinge nicht gingen, die junge Menschen normalerweise machen können. Ich kann nicht im großen Kreis feiern. Ich kann meine Freunde nicht in Echt treffen. Ich kann nicht neben meinen Klassenkameradinnen und Kameraden im Klassenzimmer sitzen. Es gibt Dinge, die ich so nicht mehr erlebe. Ich bin nicht nochmal 16, nicht nochmal 17, nicht nochmal 18. Ich habe meinen 17. Geburtstag nur einmal. Mein Abitur. All diese Momente kann ich nicht mehr nachholen. Wenn der Abschlussball unter Corona-Bedingungen stattgefunden hat, wird das für immer so sein. Da wird sich nichts daran ändern. Das muss man ganz offen kommunizieren. Die Einschränkungen haben genau das gebracht, was sie bringen sollten. Sie haben das Leben eingeschränkt.“

Myrna, 15 Jahre: „Ja, ich finde, man hat ein bisschen was verloren durch die Pandemie. Es gab eine Zeit, in der man sich überhaupt nicht treffen konnte und das fand ich schwer. Ich gehe zum Beispiel gerne in die Schule, weil ich dort meine Freunde sehe. Durch die Pandemie habe ich viel Zeit mit den Leuten verloren. Meine Hobbys, mein Training konnte nicht stattfinden. Das fand ich auch nicht so toll, weil ich generell ein sehr sozialer Mensch bin. Ich brauche diese Kontakte und wenn man sich nicht sehen kann, ist es schwierig.“

Matthias, 18 Jahre: „Viele junge Leute sagen: ´Oh, ich bin gerade 18 und mir wurden die wertvollsten zwei Jahre meines Leben geklaut. Die sind jetzt weg. Die Corona-Pandemie hat so viel kaputt gemacht und mir so viel weggenommen.´ Das finde ich ein bisschen übertrieben. Wenn du dich hinsetzt und sagst: ´Oh, das ist alles so schrecklich´, dann ist es schrecklich. Aber wenn du versuchst aus der Situation das rauszuholen, was geht, dann ist es ganz und gar nicht schrecklich. Du hattest im harten Lockdown viel mehr Zeit, weil du Onlineunterricht hattest. Ob das gut oder schlecht war, sei dahin gestellt. Wir konnten uns in den zwei Jahren über weite Teile nicht mit riesen Menschengruppen treffen. Klar, dass man das vermisst. Vielleicht hätte ich viel früher das Feiern für mich entdeckt, wenn kein Corona gewesen wäre. Die Abifahrt hätte ich gerne erlebt. Das ist schade, dass sie abgesagt wurde und nicht stattfinden konnte. Natürlich war es ein Verlust und die Pandemie hat mir etwas weggenommen.

Aber, es gibt viele Leute, die unter einem Lockdown ganz anders gelitten haben, als ich. Zum Beispiel der Wirt im Dorf hier, dem die Einnahmen komplett weggefallen sind und der auf staatliche Hilfe angewiesen ist. Oder die psychische Belastung bei Leuten, die es nicht so gut haben wie ich, der in einer Familie wohnt, mit der er gut zurechtkommt. Ich will das nicht ausblenden, aber für mich persönlich und für die meisten anderen Menschen ist es nicht so tragisch gewesen. 

Diese zwei Jahre sind nicht wegfallen. Sie sind anders gewesen und für viele in meinem Alter bestimmt nicht so schön, wie sie hätten sein können. Aber für mich persönlich wären sie wahrscheinlich nicht viel besser gewesen, wenn es kein Corona gegeben hätte. Aber ich blicke nicht zurück und sage: ´Boah, was hab ich da nur verpasst.´. Ich bin deswegen nicht am Boden zerstört. Es wäre total schön gewesen, wenn es anders gelaufen wäre, aber ich habe auch so Sachen gemacht, die ziemlich geil waren und die das zumindest stückweise ersetzt haben. Die Pandemie hat mein Leben verändert und nicht verbessert, aber nicht bodenlos zerstört.“ 

Konni, 20 Jahre: „Ja, ein Stück weit. Du bist seit ein, zwei Jahren 18 Jahre alt und willst diese Privilegien, wie länger Wegsein oder in Clubs gehen, ausnutzen und in Anspruch nehmen. Ich würde liebend gerne mal wieder auf ein Live-Konzert gehen. Das ist bei mir so ein großer Punkt. Da hätte ich sehr große Lust darauf. Das geht mir schon sehr lange ab, weil das aufgrund der Situation nicht geht. Aber mich hat es nicht so stark getroffen, wie die ein, zwei Jahrgänge unter mir.“

aufgeschrieben von: Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Juni 2022 – Spezialausgabe mit Materialien für die Jugendseite

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .rtf
Dateigröße: 0,05 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de