„Grazie, Francesco“
Ein Besuch am Grab von Papst Franziskus
Seit Ende April liegt der verstorbene Papst Franziskus begraben in der römischen Marienbasilika Santa Maria Maggiore. Inzwischen besuchen ihn dort Pilger aus aller Welt. Wie läuft solch ein Besuch ab? Eine Reportage.
In einer kleinen, schlichten Marienkapelle bestattet zu werden, sei der Wunsch von Franziskus gewesen. Das war rund um die Beerdigung des Heiligen Vaters in vielen Medien zu lesen. Auch wenn Santa Maria Maggiore nicht der Petersdom ist, ist der Begriff „kleine Marienkapelle“ etwas untertrieben. Die größte und älteste Marienkirche Roms ist eine der vier Papstbasiliken. Mit ihrer Lage in der Nähe des Hauptbahnhofs Termini war sie schon immer ein Touristenmagnet. Als letzte Ruhestätte für Papst Franziskus wird sich das sicher nicht ändern.
Die Kirche hat sich auf den Besucherandrang eingestellt. Rund um die Basilika ist eine lange Warteschlange eingerichtet, mit zwei Seiten: Einmal Anstellen für den Kirchenbesuch und einmal für den Papst. Die Schlange derer, die einen ganz persönlichen Blick auf die gerade eingerichtete Grabstätte von Franziskus werfen wollen, ist natürlich einiges länger. Trotzdem hält sich die Wartezeit am Samstag, genau eine Woche nach dem Begräbnis des Papstes in Grenzen: Gerade mal 20 Minuten dauert es, bis man an der schlichten Grabplatte in einer beleuchteten Nische zwischen zwei Seitenkapellen angekommen ist. Vorher geht es noch durch eine Sicherheitskontrolle. Metalldetektor und Gepäckdurchleuchtung – wie am Flughafen. Der Besucheransturm an diesem Samstag ist allerdings so groß, dass die Pilger mehr durchgeschleust als wirklich kontrolliert werden.
Nach der Kontrolle steht man auf dem Vorplatz der Kirche und reiht sich ein in die nächste Warteschlange. Die Pilger, die zum Grab des Papstes wollen, werden durch die Heilige Pforte der Basilika geleitet. Beim Besuch einer der vier Papstbasiliken und dem Durchschreiten der Pforte wird jedem Gläubigen im Heiligen Jahr der Sündenablass gewährt. Genau dieser Weg wurde gewählt, um zur letzten Ruhestätte des argentinischen Papstes zu gelangen.
Wie auch schon bei der Aufbahrung im Petersdom zieht sich ein konstanter Menschenstrom durch die Kirche, eine kleine Traube bildet sich an der Stelle, wo sich die schlichte weiße Grabplatte befindet. Nach Wunsch des verstorbenen Papstes findet sich auf ihr nur ein Wort, Franziskus. Von oben strahlt ein einzelner Scheinwerfer den Schriftzug an. An der Wand über der Grabplatte ist ein Kreuz eingelassen, das dem Brustkreuz nachempfunden ist, das Franziskus sowohl als Bischof als auch als Papst getragen hatte.
Seit der Beisetzung gibt es einige Diskussionen um die Inschrift auf der Grabplatte des Papstes. Das „A“ in „FRANCISCVS“ habe mehr Abstand als die anderen Buchstaben. Interpretationen dazu gibt es bereits viele, von stümperhafter Steinmetzarbeit bis hin zu geheimen Botschaften: Franziskus wollte ein letztes Mal zeigen, dass die Welt unvollkommen ist.
Die Traube rund um das Papstgrab bewegt sich nur langsam. Jeder will einen Moment vor dem Grab verharren. Viele machen Fotos mit ihren Handys. „Nur ein Foto! Nur ein Foto!“, rufen die Sicherheitskräfte jedem zu, der an der Grabplatte nur Sekunden stehenbleibt.
Ist man vorbei, löst sich die Schlange auch so langsam auf und verteilt sich im Innenraum der Kirche. Einige verharren im Gebet, andere bewundern die jahrhundertealten Kunstwerke und den riesigen Altar der Marienbasilika. An diesem Samstag scheinen es vor allem Touristen zu sein, die einen Blick auf das berühmte Grab werfen wollen. Ordensleute oder Menschen im Gebet oder mit Kreuzen sind eine Minderheit, verglichen mit den Touristen in kurzen Hosen und T-Shirts.
Einen letzten Moment der Andacht erleben dann trotzdem alle, die die Kirche verlassen und in den Verkehrslärm der römischen Innenstadt treten. Gegenüber von Santa Maria Maggiore haben die Anwohner ein großes Spruchband an die Hauswand montiert: „Grazie, Francesco“, also „Danke, Franziskus“.
Renardo Schlegelmilch, www.DOMRADIO.DE, In: Pfarrbriefservice.de
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