Georg Langenhorst: Der große Bibel(Ver-)führer

Religiöser Buchtipp des Monats Juli 2022

Kennt man die Bibel jemals gut genug? Georg Langenhorst vertritt die Überzeugung, dass man die Bibel immer wieder und immer wieder neu lesen sollte – nicht unbedingt, um mehr Wissen darüber zu sammeln, vielmehr um sich von diesen Texten, ihren Geschichten und ihren Gestalten wirklich ergreifen zu lassen. Um das zu erreichen, hat der Autor neue Zugänge zu den biblischen Büchern gewählt, die auf Unbekanntes, Überraschendes oder oft Übersehenes hinweisen oder aber auch Bekanntes aus einer neuen Perspektive zeigen wollen. Die Vielfalt der literarischen Gattungen innerhalb der Bibel wird dabei konsequenterweise in einer bunten Auswahl verschiedenster Zugänge widergespiegelt.

Ein Reporter interviewt, ein Schriftgelehrter erinnert sich

So unterhalten sich beispielsweise die beiden prominenten Josefsgestalten aus dem Alten und Neuen Testament miteinander über ihre Träume. Oder der Prophet Jona schreibt einen Brief an eine Schülerin in unserer Gegenwart, in dem er ihr sein Verhalten zu erklären versucht. Oder die Schwester der beiden Brüder im Gleichnis vom verlorenen Sohn schildert ihre Sicht der Dinge. Ein Reporter interviewt den Wirt, bei dem der barmherzige Samariter den Verletzten untergebracht hat. Es gibt einen Brief an Gott, den Schöpfer der Welt, über noch ausstehende weitere Schöpfungstage und die Erinnerung eines Schriftgelehrten an seine Begegnung mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel. Insgesamt 54 Denkanstöße, in sechs thematischen Kapiteln zusammengefasst, jeweils die Hälfte zum Alten und zum Neuen Testament, wobei einige Beiträge diese Trennung übergreifen.

Die Texte erreichen, dass man sich selbst zu den biblischen Erzählungen in ein Verhältnis setzt, dass man spürt: Es geht immer auch darum, wie die Bibel mich anspricht, was sie mir persönlich für mein Leben sagen will und wie ich mich dazu verhalte. Es ist ein etwas ungewöhnlicher Ansatz, der zunächst ein Stück weit von der Bibel abrückt, um gerade dadurch umso eindringlicher wieder zur Bibel zurückzuführen. Insofern ist der Buch-Titel „Der große Bibel(Ver-)führer“ eingelöst und man kann dem Buch nur möglichst viele Leserinnen und Leser wünschen – denn ob bibelfern oder bibelfest spielt dabei zum Glück keine Rolle!  (Sankt Michaelsbund)

Georg Langenhorst: Der große Bibel(Ver-)führer. Fesselndes, Unerwartetes und Unerhörtes aus der Bibel. Stuttgart, Verlag Katholisches Bibelwerk, 2022. 320 Seiten; 22,95 €

Hinweise für Nutzerinnen und Nutzer:

(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)

Ab dem 16. Juni 2022 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.

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Text: Sankt Michaelsbund
In: Pfarrbriefservice.de