Ein Brückenbauer in Zeiten der Krise

Ein Kommentar zur Wahl von Papst Leo XIV.

Viel wurde im Vorhinein darüber spekuliert, wer nach Papst Franziskus den Stuhle Petri besteigen würde. Seit 8. Mai 2025, 18:08 Uhr haben wir die Antwort. Der bisherige Leiter des Bischofsdikasteriums, Robert Francis Prevost, wird in Zukunft die Kirche führen – als Papst Leo XIV.

Leo baut Brücken. Einen bisherigen „Minister“ unter Franziskus ins Amt zu wählen, bedeutet für die Kirche Konsistenz. Prevost arbeitete eng mit Franziskus zusammen, der ihn selbst in den Vatikan holte und erst vor zwei Jahren zum Kardinal ernannte. Gleichzeitig setzen die Kardinäle mit dieser Wahl auch einen neuen Fokus, der genau in unsere angespannten Zeiten passt.

Hatte man sich zuvor gefragt, ob es einen Papst aus dem Zentrum der Kirche oder von den Rändern braucht – so verkörpert Leo XIV. beides: Er kennt die Kurie, hat aber auch lange in Peru als Bischof gewirkt, war sogar Vizepräsident der dortigen Bischofskonferenz. Ganz im Sinne von Franziskus also ein Mann „der Ränder“.

Zudem bricht der neue Pontifex ein bislang ungeschriebenes Gesetz: Ein Papst aus den USA galt bisher immer für undenkbar. Die USA sind politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich immer noch das mächtigste Land der Welt. Kann man diesem Land auch noch einen Papst geben?

In gewissem Sinne passt diese Wahl sehr gut in die aktuelle vatikanische Haltung zu den USA. Offiziell hält sich der Heilige Stuhl aus Parteipolitik heraus, noch in seinen letzten Lebenswochen fand Papst Franziskus aber deutlich kritische Worte gegenüber der Trump-Regierung. Gleichzeitig setzte er mit Robert McElroy einen explizit regierungskritischen Erzbischof erst im März auf den Bischofsstuhl in der Hauptstadt Washington DC. Dass die Wahl eines US-Kardinals nun ein Zeichen an die Trump-Regierung sei, mag zu hoch gegriffen sein. Gerade in diesen Zeiten kann ein Pontifex, der sowohl die us-amerikanische Mentalität als auch den Standpunkt des Heiligen Stuhls gut kennt, aber auch hier verbinden.

Brücken hat die erste Rede des neuen Papstes auch kirchenpolitisch gebaut. Leo XIV. erwähnte mehrfach wohlwollend seinen Vorgänger Franziskus und sein großes Projekt der Synodalität. Signal: Es wird keine 180-Grad-Wende der Kirche geben. Gleichzeitig forderte er die Gläubigen auf dem Petersplatz auf, mit ihm gemeinsam das Ave Maria zu beten, was sicher den traditionell gesinnteren Katholiken ein gutes Signal gewesen ist.

In einer Zeit der Kriege, Krisen und Spaltungen in der Welt kann Papst Leo XIV. eine wichtige Stimme sein, da er auf vielen Ebenen Brücken baut. Zwischen Alt und Neu, Rand und Mitte, Reich und Arm.

Renardo Schlegelmilch, www.DOMRADIO.DE, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Renardo Schlegelmilch, www.DOMRADIO.DE
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