In die Schale gelegt
Serie: Die Messe verstehen – Eucharistisch leben (4)
Die Gabenbereitung ist mehr als eine Überleitung zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier. Ihre Geschichte kann ihre besondere Bedeutung erklären.
Ursprünglich brachten die Menschen Brot und Wein sowie andere Gaben für Bedürftige von zu Hause mit. Vom heiligen Augustinus erfahren wir, dass seine Mutter Monika tatsächlich jeden Tag eine Opfergabe zum Altar brachte. In der Papstliturgie um 700 gab es einen eigenen, ausgefeilten Ritus der Gabenbereitung: Der Papst ging zunächst zu den Senatoren auf der einen Seite, dann zu den noblen Damen auf der anderen usw. und nahm die Gaben entgegen. Es muss eine aufwendige und lange Prozedur gewesen sein, weil jeder etwas mitgebracht hatte. Im Mittelalter trat die Geldsammlung an diese Stelle, um etwas Eigenes zum Altar zu bringen (weshalb die Körbchen in die Nähe gelegt werden). In Afrika werden heute neben Brot und Wein ganz vielfältige Gaben des täglichen Lebens nach vorne getragen.
Es geht darum, das eigene Leben in die Feier der Eucharistie einzubringen. Das ist der tiefere Sinn der Gabenbereitung. In manchen Gemeinden gibt es den Brauch, am Eingang eine Hostie in die Schale zu legen. Er will rituell umsetzen, dass jeder sich selbst einbringt. Bei einer Gruppenmesse setzte ich einen anderen Akzent: Jeder nahm die Schale mit einer großen Hostie nacheinander eine Zeit lang in die Hand und durfte dabei still Dank und Bitte, Menschen, die ihm am Herzen lagen, oder was jeder zum Herrn hinbringen wollte, betend „in die Schale legen“. Erst dann nahm ich als Priester die Schale und stellte sie – mit all unseren Gebeten, ja mit uns selbst – auf den Altar. Es war eine intensive Feier!
Jenseits der äußeren Form kommt es auf die Haltung an, mit der wir selbst an der Gabenbereitung teilnehmen: Was ich bin und habe, bringe ich zu Gott. Die Heilige Messe hat mit meinem Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu tun. So wie es ist, darf es zu Gott, damit er mich wandelt. Ich bin selbst Teil der Eucharistie, und daher ist es nötig, dass ich mich selbst hineingebe in die Feier, in der auch Gott sich für uns gibt.
Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 77 f., In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Aus: Marco Benini, Brannte nicht unser Herz? Die Messe verstehen. Eucharistisch leben. Freiburg/Br: Herder 2024, S. 77 f.In: Pfarrbriefservice.de