Die Bibel lesen

Anregungen finden sich im neuen Gotteslob

„Die Bibel ist wie ein Kräutlein: je mehr man daran reibt, desto stärker duftet es!“
Dieser Spruch wird Martin Luther zugeschrieben. Er ist ein gutes Motto, um sich der Bibel zu nähern. Aus der Distanz kann man nicht lieben. Nur wer sich mit der Bibel beschäftigt, wird mit ihr vertraut werden.

Obwohl die Bibel ein Bestseller ist, verstaubt sie oft im Bücherregal. Vielen gilt sie als alt und überholt, dabei erhebt sie den Anspruch, Wort Gottes zu sein. Um sie stärker in das Glaubensleben zu integrieren, gibt es viele Wege. Jeder dieser Wege hat das Ziel, die Botschaft der alten Texte in das Leben heute zu übersetzen.

Alleine lesen

Manche lesen die Bibel am liebsten alleine. Um in ihr Gottes Wort zu hören, ist eine feste Struktur gut. Ein fester Ort, eine feste Zeit, ein Ritual (Kreuzzeichen, Kerze, o.ä.) helfen, „dran zu bleiben“. Im Gotteslob (GL) Nr. 1,1-3 finden sich dafür Anregungen.

Obwohl es um Worte geht, ist die Stille wichtiger als alle Aktion.

Es ist gut zu wissen:

  • Die Bibel ist kein Roman, den man am Stück lesen könnte. Zwar gibt es einzelne Texte, die ähnlich gut zu lesen sind – die Bücher Jona oder Rut etwa. Aber für den größten Teil der Bibel gilt, dass man Zeit fürs Lesen braucht und noch mehr für das Nachdenken über das Gelesene.
  • Die Bibel ist Gottes Wort im Menschenwort. Nicht jedes Wort trifft mitten ins Herz. Neben großen und unverzichtbaren Wahrheiten findet sich auch allerlei Zeitbedingtes und Unverdauliches. Welches Wort gut bekömmlich ist, liegt mit an der oder dem Lesenden. Nicht jeden Tag ist Sahnetorte gut, manchmal muss es auch Schwarzbrot sein.

Gemeinsam lesen

Die Bibel ist ein Buch der Gemeinschaft: Im Unterschied zu den vergleichbaren Texten der Antike sind die biblischen Texte niemals in Vergessenheit geraten, weil sie von den Gläubigen immer lebendig gehalten wurden. Sie wurden ausgewählt und weiter gegeben. Immer wieder wurden sie im Licht der sich verändernden Zeiten neu gelesen und verstanden. Deshalb will die Bibel gemeinsam mit anderen gelesen werden. Das Gespräch über die Texte hilft, sie genauer zu verstehen, und bereichert alle. Dabei gibt es zahllose Möglichkeiten, das zu tun.

Man kann sich mit der Bibel vorwiegend mit der Vernunft auseinandersetzen (vgl. z.B. www.bibelwerk.de, Kurse und Veranstaltungen), sie analysieren und studieren. Man kann sie aber auch meditieren (z.B. GL 1,4) und eher im Herzen bewegen. Alles hat seine Zeit (Das steht in der Bibel im Buch Kohelet, Kapitel 3, Vers 1 und wurde 1965 von den Byrds im Song „Turn!“ vertont) und was heute gut ist, kann schon morgen nicht mehr gut sein.

Zehn Hilfen für einen guten Umgang mit der Bibel

Die Bibel ist kein Lehrbuch, sondern ein Lebensbuch. Deshalb denk beim Lesen daran:

1. Gott will das Heil der Menschen. Das ist der Maßstab für jede Bibelinterpretation.

2. Die Bibel ist nicht ein Buch, sie ist eine Bibliothek. Jedes Buch ist anders und muss auf eine jeweils andere, passende Weise erschlossen werden.

3. Hab Geduld mit der Bibel. Manches Wort wird sich erst nach einiger Zeit erschließen.

4. Du kannst nicht schon wissen, was ein Text bedeutet. Sei offen für neue Entdeckungen.

5. Die Bibel darf fremd sein. Es kommt darauf an, sich mit ihr auseinander zu setzen.

6. Nicht ich lese die Bibel, die Bibel liest mich.

7. Benutze die Bibel nicht als Steinbruch. Lies jede Stelle in ihrem Zusammenhang.

8. Die Bibel hat mehr mit Erfahrungen als mit Definitionen zu tun.

9. Die Bibel enthält mehr Geschichten als Geschichte.

10. Mit der Bibel ist man nie fertig.

Prof. Dr. Eleonore Reuter, Mainz. In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für August 2014

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Text: Prof. Dr. Eleonore Reuter
In: Pfarrbriefservice.de