Christliche Achtsamkeit als Begegnung

Das Konzept der „Achtsamkeit“ ist inzwischen populär geworden – man findet es in Volkshochschulen, in Unternehmen, sogar die Krankenkassen haben eigene Apps dafür entwickelt. Ursprünglich jedoch hat Achtsamkeit einen spirituellen Hintergrund. Vor allem Jon Kabat-Zinn brachte sie uns im Westen im Rahmen der von ihm entwickelten Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) näher. Er entfernte den religiösen Aspekt der östlichen, nämlich buddhistischen Achtsamkeit und machte sie als Gesundheitsprogramm zur Stressbewältigung populär. Das führte unter anderem dazu, dass in christlichen Kreisen Achtsamkeit oft als „buddhistisch“ abgelehnt und darauf hinwiesen wurde, dass es im Christentum keine solche Übung gebe.

Doch das ist nicht wahr. Denn das Christentum hat einen eigenen Begriff für Achtsamkeit, der tief in seiner Spiritualität verwurzelt ist: „Begegnung“. Wenn wir Achtsamkeit im christlichen Sinne verstehen wollen, können wir dies als die Kunst und Praxis der Begegnung beschreiben. Martin Buber hat es so ausgedrückt: „Der Mensch wird am Du zum Ich“ und „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.

Achtsamkeit bedeutet, bewusst wahrzunehmen, ohne zu urteilen, und das gilt auch für christliche Achtsamkeit. Sie ist jedoch mehr als eine Technik zur Stressreduktion – sie ist eine spirituelle Praxis, die uns einlädt, den inneren Raum wahrzunehmen und das Göttliche zu spüren. Es geht darum, in Begegnung zu treten, sei es mit einem Freund, einem Gegenstand oder einem Gefühl. Ich begegne meinem Atem und spüre ihn. Ich begegne meinen Gefühlen und nehme sie ernst. Dieser Begriff der Begegnung ist unser christlicher Ausdruck von Achtsamkeit.

Jesus selbst lebte diese Form der Begegnung vor. Die Evangelien zeigen ihn immer wieder in Situationen, in denen er den Menschen offen und vorurteilsfrei – achtsam eben – begegnete. Wenn wir diese Stellen im Evangelium betrachten, entdecken wir, wie Jesus durch achtsame Begegnung dazulernte und innere Stärke gewann. Die Begegnung mit allem und jedem, ob mit der Kaffeetasse, dem Türknauf, der Blume oder einem Freund, ist der Weg zur christlichen Achtsamkeit.

Christian Schmitt nach einem Blogbeitrag von Bruder David
Quelle: https://cella-sankt-benedikt.de/blog/christliche-achtsamkeit/ (abgerufen: 25.10.2024).

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Text: Christian Schmitt nach einem Blogbeitrag von Bruder David
In: Pfarrbriefservice.de