Besuch vor Weihnachten
Es ist schon spät am Abend, als ich nach Hause komme. Längst sind die Straßenlaternen eingeschaltet und die aufgehängten Herrnhuter Sterne leuchten um die Wette. Ich schließe die Haustür, lasse die Tasche fallen und gehe erst einmal ins Wohnzimmer. Einfach nur mal kurz durchschnaufen.
Beim Einschalten des Lichts erschrecke ich. Da ist jemand. „Keine Angst“, höre ich und die Stimme kommt mir bekannt vor. Es ist Gott. Und, ihm sei Dank, kein Einbrecher. „Was machst Du hier? Und wieso sitzt Du im Dunkeln?“, frage ich, worauf er antwortet, dass seine Gegenwart im Dunkeln ja nichts Außergewöhnliches ist.
Eigentlich wolle er mich nur mal besuchen, einfach so. „Naja, das ist schön“, stammle ich etwas verlegen, „wolltest Du nicht erst nächste Woche kommen?“ Mir fällt nämlich ein, was ich alles bis dahin noch gemacht haben wollte, aber wohl nicht schaffen werde. Das ist mir peinlich. Denn für Gott sollte alles perfekt sein. Ihn scheint das nicht zu stören. „Hättest Du einen Tee für mich?“ Ja klar, sage ich, froh, dass ich ihm etwas Gutes tun kann. Und während das Wasser im Teekessel kocht, erzähle ich ihm von meinem Tag. Gott hat Zeit. Er bleibt über Nacht. Perfekt.
Andrea Wilke, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Andrea WilkeIn: Pfarrbriefservice.de