Bachs Start in Leipzig vor 300 Jahren

Unzählige Werke sind dort entstanden

Am Tag nach dem 30. Mai 1723 berichteten die Zeitungen in Leipzig, dass man die erste von Johann Sebastian Bach aufgeführte Kantate in der Stadt, „Die Elenden sollen essen“ (BWV 75) zum 1. Sonntag nach Trinitatis mit „gutem Applause“ gewürdigt habe. Zwei Tage, bevor er offiziell als Kantor an der Thomaskirche eingeführt wurde, eröffnete Bach mit der Aufführung in der Nikolaikirche sein ehrgeiziges Projekt, zu jedem der Sonntage im Kirchenjahr eine eigene Kantate zu komponieren. Die Werke seiner Vorgänger Johann Kunau und Johann Schelle erschienen ihm nicht geeignet genug, seinem hohen Anspruch zu genügen, den Bach ganz der Ehre Gottes verschrieben hatte.

Allein in den beiden ersten Jahren seines Wirkens schrieb Bach wohl rund 100 Kantaten. Die Texte für die Kantaten stammten von Christiane Marianne von Ziegler, einer Witwe aus einer einflussreichen und angesehenen Leipziger Juristenfamilie, und Christian Friedrich Henrici, der unter dem Pseudonym „Picander“ auch erotische Gedichte und Dramen verfasst hatte und dadurch zu einer Berühmtheit geworden war. Bach, damals nur „zweite Wahl“ auf der Stelle des Thomaskantors, wurde vor allem durch seine Kantaten zum berühmtesten Kantor der Thomaskirche.

Kein gelungener Start

Allerdings war der Beginn für Bach alles andere als rosig. Bach litt sehr unter den aufwändigen Unterrichtsverpflichtungen. Auch wenn man die Qualität der Musik sehr schätzte, geriet der Musiker dennoch ständig in Konflikt mit der Kirchenleitung. 1724 plante Bach, die Johannespassion, sein bislang umfangreichstes Werk, in der Thomaskirche aufzuführen, da diese mit den größeren Orgeln besser für die Passion geeignet schien. Bach setzte sich damit über die Tradition hinweg, dass die Passionswerke abwechselnd in St. Thomas und St. Nikolai aufgeführt wurden, da im Jahr 1724 nun St. Nikolai wieder an der Reihe gewesen wäre. Das Konsistorium erteilte ihm offiziell eine Rüge. Auch in den späteren Jahren blieb das Verhältnis zwischen Bach und den Kirchenoberen angespannt. In den späteren Jahren kürzte man dem Kantor sogar das Gehalt, weil man der Meinung war, er „tue nichts“.

Leipzig feiert Bach

Dabei hatte Bach in Leipzig seine kreativsten Jahre. Unzählige Werke entstehen in dieser Zeit. Aber die Auseinandersetzungen mit dem Konsistorium und das ständige Gezänk um die Ausstattung und die Auswahl der Sänger und Musiker belasteten ihn zunehmend. Als er am 28. Juli 1750 starb, nahm die Stadt kaum Notiz davon. Erst im 19. Jahrhundert wurde Bach wiederentdeckt, maßgeblich durch Felix Mendelssohn-Bartholdy. Schließlich wurden seine sterblichen Überreste auch in der Thomaskirche, seinem großen Wirkungsort, beigesetzt.

Die Stadt Leipzig feiert den Beginn Bachs vor 300 Jahren mit zahlreichen Konzerten, Ausstellungen und Veranstaltungen unter dem Motto „Bach300“. Infos unter www.bach-leipzig.de/de/neutral/bach300-300-jahre-bach-leipzig.

Marc Witzenbacher
aus: Magnificat. Das Stundenbuch 05/2023, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Marc Witzenbacher, aus: Magnificat. Das Stundenbuch 05/2023, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de
In: Pfarrbriefservice.de