Auf ne Limo …

Jung und einsam: Warum sich Junge oft einsamer fühlen als Ältere

Matthias und Linus sind Freunde seit der ersten Klasse. Sie sind grundverschieden. Doch ihre Freundschaft verbindet ihren Spaß am Diskutieren. Mittlerweile studieren die beiden und wohnen circa 200 km voneinander entfernt. Doch, wenn sie sich treffen, kann es passieren, dass sie nachts um drei immer noch debattieren. Eine Studie von statista aus dem Jahr 2019 hat ergeben, dass sich jüngere Menschen häufiger einsam fühlen als ältere. 41 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gaben an, sich selten oder nie einsam zu fühlen. 67 Prozent waren es bei den 60- bis 69-Jährigen. Woran könnte das liegen könnte? Darüber diskutieren Matthi und Linus in dieser Ausgabe von „Auf ne Limo…“.

Matthi: Ich glaube, dass sich ältere Menschen weniger einsam fühlen, weil sie viel mehr Wert auf Familie legen, als junge Menschen. Wenn du jung bist, hast du eher diese Einstellung "Mama, Papa geht weg. Ich ziehe aus". Wenn du älter bist, hast du eigene Kinder. Zu denen baust du eine viel stärkere Beziehung auf.

Linus: Ja, da bin ich bei dir. Ich glaube auch, dass die Situation eine andere ist. Bei jüngeren Leuten gibt es viel mehr Umbrüche. Es gib viel mehr Wechsel. Junge Leute gehen mit Freundschaften oder Beziehungen viel lockerer um. Mit 80 Jahren hast du Leute um dich herum, in die du Vertrauen hast. Du kannst dich auf sie verlassen und weißt, dass sie immer da sind. Als junger Mensch ist das anders. Wer kennt nicht komische Gruppendynamiken? Oder Freunde entwickeln plötzlich eine eigenartige Phase. Oder ein Freund oder eine Freundin zieht auf einmal weg nach Hamburg. Da ist alles viel flexibler.

Matthi: Alles ist dynamischer.

Linus: Ja, viel dynamischer.

Matthi: Ich glaube ein anderer Grund ist, dass ältere Leute daran gewöhnt sind, dass sie im Normalfall nicht mehr zur Arbeit gehen. Dass sie nur ihren Partner, ihre Partnerin zuhause haben, ihre Familie, vielleicht die Nachbarn oder die Gemeinde. Das reicht dir, wenn du es nicht anders kennst, darum fühlst du dich nicht so einsam. Bei jungen Menschen ist das nicht so. Durch die Schule bist du es gewohnt, dass du viele soziale Kontakte hast. Im Lockdown waren die kompletten Schulfreunde auf einmal weg. Auch, wenn du mit ihnen nicht mega eng bist, sind sie trotzdem immer da. Das führt zu einem krassen Einschnitt, wenn diese Masse nicht da ist, die du gewohnt bist.

Linus: Im Alter denkst du wahrscheinlich nicht mehr: „Oh Gott, Lockdown. Wer ist in meinem engen Freundeskreis, damit ich nicht vereinsame?“ Als junger Mensch passiert das schon.

Matthi: Zum anderen haben ältere Menschen mehr Erfahrung. Umso mehr Freundschaften du in deinem Leben hattest, umso öfter siehst du, dass 80 Prozent der Freunde kommen und gehen. Und Familie bleibt. Du hast diesen festen Kern an Leuten. Das sind wenige, aber die sind da und das hast du in der Jugend nicht.

Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de