Auf ne Limo …

Einsamkeit – Was tun, wenn dein Körper und deine Psyche reagieren?

Matthias und Linus sind Freunde seit der ersten Klasse. Sie sind grundverschieden. Doch ihre Freundschaft verbindet ihren Spaß am Diskutieren. Mittlerweile studieren die beiden und wohnen circa 200 km voneinander entfernt. Doch, wenn sie sich treffen, kann es passieren, dass sie nachts um drei immer noch debattieren. Eine Diskussion der beiden über Eigenbrötler, schwitzen und Selbstreflexion.

Linus: Wenn so ein Einsamkeits-Zustand Monate oder Jahre andauert oder chronisch wird, kann das, glaube ich, individuell ganz schön krasse Folgen haben. Irgendwann wird es ein Selbstläufer. Wenn ich merke, dass die Einsamkeit mich nicht mehr dazu drängt Menschen kennenzulernen, sondern zuhause zu bleiben, mich zu verkriechen und traurig und deprimiert zu sein, komme ich da so einfach nicht mehr raus. Ich kann mir ehrlich eingestehen: „Hey, ich habe alles probiert. Ich weiß nicht woran es liegt. Ich brauche Hilfe.“ Ich glaube, das ist wichtig, denn, wenn ich es mir nicht eingestehe, werde ich von den Gefühlen eingenommen und es ist ein Teufelskreis. Dann fängt das Gefühl an kontraproduktiv zu werden und gegen das eigene Wohlergehen zu arbeiten. Ich finde, dann solltest man sich professionelle Hilfe holen.

Matthi: Ich kann mir auch professionelle Hilfe holen, wenn ich mich in Sozialen Gruppen einsam fühle und nicht weißt, was ich dagegen machen soll.

Linus: Das ist ja keine Schande. Ich glaube, es ist völlig normal, dass ich überfordert bin, wenn ich in einer Gruppe von Menschen bin und mich einsam fühle. Es muss nicht eine Psychotherapie sein. Es gibt super Beratungsangebote.

Matthi: Denn ich glaube, dass Einsamkeit auf die Gesundheit schlägt, wenn die Situation wirklich extrem ist und ich ein richtiger „Eigenbrötler“ bin. Wenn es mir die ganze Zeit nicht gut geht, hat das auch Auswirkung auf meine Lebenserwartung.

Linus: So schlimm wie das klingt, so gut ist das.

Matthi: Gut?

Linus: Ja, denn auch, wenn ich es gerade nicht schaffe meine Gefühle einzuordnen oder zu verstehen, warum ich mich einsam fühle, kann ich zumindest darauf achten, ob ich körperlich reagiere. Wenn ich zum Beispiel Schlafstörungen entwickle, kann ich überlegen: Wann habe ich Schlafstörungen? Ist das vor sozialen Aktionen oder nach sozialen Aktion? Von 12 bis 16 Jahren habe ich zum Beispiel bei manchen sozialen Interaktionen übermäßig geschwitzt.

Matthi: Echt? Ok.

Linus: Im Nachhinein ist das vollkommen offensichtlich. Es gab manche Gruppen, in denen ich mich einsamer gefühlt habe und dann habe ich mehr geschwitzt. Im Nachhinein habe ich verstanden, dass mir mein Körper von Anfang an gezeigt hat, dass ich da nicht hingehen soll. Das kann im umgekehrten Fall auch positiv sein.  

Matthi: Ja genau, das hätte ich auch gesagt. Ich habe das manchmal, wenn ich mit einer neuen Gruppe feiern gehe und von den Leuten nur eine einzige Person kenne. Dann bin ich davor ein bisschen nervös, aber es ist ein gutes nervös sein, ein gespannt sein.  

Linus: Genau, ich kann das auch andersrum drehen. Wenn ich merke, dass ich keine Schlafstörungen habe, kann ich überlegen, wen ich heute getroffen habe. Oder wenn ich merke, dass ich mich diese Woche nicht so einsam gefühlt habe und es mir ein bisschen besser geht, kann ich mich fragen, was ich anders gemacht habe, als in der Woche davor. Ich glaube, es ist wichtig auf seinen Körper zu hören. Im Positiven wie im Negativen.

Matthi: Ja, Selbstreflexion ist insgesamt wichtig.

Ronja Goj, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Ronja Goj
In: Pfarrbriefservice.de