"Was ich denke und fühle, versuche ich zu 'verworten'"

Autorenporträt (4): Peter Weidemann

von Elfriede Klauer am 30.10.2011 - 23:00  

Peter Weidemann

Als Pressesprecher des Bistums Erfurt ist die Sprache das Werkzeug für Peter Weidemann. Doch sie ist es nicht nur beruflich. Er liebt es, für das, was ihn bewegt, die richtigen Worte zu finden. Seine Texte erklären, kommentieren, weisen hin, regen an und bringen zum Schmunzeln. Seine Themen: der Glaube und die Kirche sowie das Leben in seiner Buntheit und Fülle.

Fast 100 Texte hat er bereits für Pfarrbriefservice.de und damit für viele Pfarrbriefredaktionen verfasst, darunter die „Geschichten vom Herrn Ka“, die er wie Bertolt Brechts „Geschichten vom Herrn Keuner“ als fein- und hintersinnige Beobachtungen seiner Zeit formuliert.

Peter Weidemann, 1965 in Essen (NRW) geboren, studierte in Bochum und Münster katholische Religionslehre und Geschichte für das gymnasiale Lehramt. Nach dem Zweiten Staatsexamen war er in der Kommunalpolitik im Kreis Paderborn tätig. Seit Januar 2000 ist er Pressereferent des Bistums Erfurt.

Lieber Herr Weidemann, was treibt Sie an, über Ihre Arbeit als Pressesprecher eines Bistums hinaus Ihre Gedanken schriftlich zu formulieren und sie anderen Menschen zur Verfügung zu stellen?

Peter Weidemann: Es macht mir Spaß, mit Worten zu spielen und Texte zu schreiben, auch wenn das nicht immer leicht von der Hand geht und manchmal sogar quälend langsam abläuft. Was Fremdsprachen betrifft, bin ich eher ein Kind der babylonischen Sprachverwirrung, aber ich liebe meine Muttersprache, ihren Klang, ihren Wortreichtum, ihre Ausdrucksmöglichkeiten, und versuche in ihr zu „verworten“, was ich denke und fühle. Bis unser Bistum der Initiative pfarrbriefservice.de beitrat, hatte ich allenfalls im privaten Umfeld Texte „veröffentlicht“, zumal bis dahin nur wenige entstanden waren. Pfarrbriefservice hat gewissermaßen einen kleinen Produktionsrausch bei mir ausgelöst, und so schreibe ich und biete an. An Reaktionen von Leserinnen und Lesern, die mich hin und wieder erreichen, merke ich, dass es gut tun kann, Erfahrungen zu teilen – gerade wenn es um Glaube und Religion geht. Da gibt es nicht den Weg zu Gott, sondern viele Wege, und auf manchen Strecken sehnt man sich besonders nach Weggefährten.

Den Newsletter „Bistum Erfurt Aktuell“, der mehrmals im Monat erscheint, beginnen Sie mit der „Ouvertüre“, einer Glosse, die ein aktuelles Thema oder anderes aufgreift und die ebenso gut in einem Pfarrbrief veröffentlicht werden könnte. Woher nehmen Sie die Ideen dafür?

Peter Weidemann: Die meisten Ideen verdanken sich der Lektüre von Zeitung und Büchern. Dann kann es vorkommen, dass mich ein Bibelwort auf nie gehörte Weise anspricht oder ich eine Alltagssituation mit neuen Augen sehe. Und ich bin natürlich am Zeitgeschehen, nicht nur dem kirchlichen, interessiert. Da können einem die verrücktesten Dinge auf- und einfallen.

Was raten Sie Menschen, die auch gerne schreiben möchten, aber nicht recht wissen, wie sie damit beginnen und was sie beachten sollen?

Peter Weidemann: Schreiben! Schwimmen lernt auch nur, wer zum Schwimmen geht. Wer nicht unter dem Damoklesschwert einer Abgabefrist schreiben muss, hat genügend Zeit, Texte reifen zu lassen. Dafür habe ich beispielsweise ein DinA5-Notizbuch, in dem ich auf einer Doppelseite jeweils eine Idee notiere, erste Formulierungen wage, streiche, ändere und so weiter. Es kann dauern, bis ein Text daraus wird. Nur Geduld! Am Ende oder während dieses Prozesses lese ich oft einer guten Freundin vor, was mir aus der Feder geflossen ist. Das bestätigt mich oder hilft mir weiter. Für handwerkliche Fragen gibt es gute Bücher (z.B. von Wolf Schneider: Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil) oder als erste Orientierung die Schreibwerkstatt von Pfarrbriefservice. Und wenn ich lese, frage ich mich häufig, warum mir ein Artikel, ein Gedicht oder auch nur der Beginn eines Textes oder eine Formulierung gut gefallen hat. Von Könnern kann man viel lernen.

Als Pressesprecher Ihres Bistums, das Mitglied bei Pfarrbriefservice.de ist, liegt Ihnen die Pfarrbriefarbeit besonders am Herzen. Warum?

Peter Weidemann: Die Kommunikation nach innen ist ebenso wichtig wie die nach außen. Der Pfarrbrief ist innerhalb der Kirche das Medium der Zukunft schlechthin: Er wird überdurchschnittlich gerne gelesen, er interessiert für Themen und das Gemeindeleben, und er verbindet die Menschen und Gruppen in der Pfarrei. Vorausgesetzt, er ist gut gemacht und erreicht alle katholischen Haushalte. Darum helfe ich mit, die Pfarrbriefarbeit zu fördern.

Alle bisher bei Pfarrbriefservice.de veröffentlichten Texte von Peter Weidemann finden Sie hier.

Zur Serie Autorenporträt: Viele Menschen tragen regelmäßig in Wort und Bild dazu bei, dass Pfarrbriefservice.de mittlerweile einen reichen Fundus an Texten, Bildern und Tipps zu bieten hat. In loser Folge werden die verschiedenen Autoren vorgestellt.

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