Statt Symbolbilder die Menschen aus der Pfarrei fotografieren

Geprüft: Pfarrbrief der Pfarrei Heiliger Ingobertus aus St. Ingbert

von Christine Cüppers am 02.01.2019 - 06:00  

Titelseite des Pfarrbriefs St. Ingbert, Ausgabe Dezember 2018

Ja, das Thema Datenschutz gilt es auch in der Pfarrbrief-Arbeit zu bedenken. Da viele Pfarrbriefe inzwischen auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden, stellt sich die Frage, welche Fotos da gezeigt werden können und dürfen. Der Pfarrbrief aus St. Ingbert darf in dieser Richtung als völlig unbedenklich bezeichnet werden: Fast nur Symbolbilder sind veröffentlicht, kaum ein Mensch aus der Gemeinde ist erkennbar abgelichtet.

Aber muss es tatsächlich so unpersönlich und anonym sein? Nein, muss es nicht! Pfarrbrief-Redaktionen sind gut beraten, sich selber und die Menschen in ihren Gemeinden genau zu informieren und entsprechende Erlaubnisse zur Bild-Veröffentlichung einzuholen (ein entsprechendes Formular finden Sie z.B. hier). Oder: Statt rein sachlich die nächste 72-Stunden-Aktion anzukündigen, wäre ein Interview mit einem oder mehreren ehemaligen Teilnehmern samt passendem Foto wirkungsvoller, ansprechender und damit auch lesenswerter.

Titelseite

Ansprechend, einladend und zum Nach- und Weiterdenken anregend präsentiert sich der Pfarrbrief aus St. Ingbert durch seine Titelseite. Im oberen Teil erfährt der Leser in knapper Form, um welches Produkt es sich handelt. Passend zum Gültigkeitszeitraum zeigt das Titelfoto einen Teller mit Sternen-Plätzchen und einen Adventskranz im Hintergrund. Die Gedanken von Eva-Maria Koch daneben machen aufmerksam auf andere Facetten des Advents, stimmen nachdenklich und lassen den Leser so schnell nicht los. Schade, dass es auf den nächsten Seiten nicht mehr davon gibt. Statt gleich mit der Gottesdienstordnung einzusteigen, könnte beispielsweise ein Vorwort aus dem Pastoralteam den Leser begrüßen.

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 1

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 2

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 3

Gelungen

Bild 1: Am Wochenende des ersten Advents wurde in allen deutschsprachigen Gemeinden das neue Lektionar eingeführt. Wohl dem, der im Gottesdienst, vorher oder nachher Hintergrundinformationen dazu bekommen hat. Überaus hilfreich und sinnvoll ist daher der Beitrag im St. Ingberter Pfarrbrief, der auf wesentliche Änderungen hinweist und sie darstellt. Genau das zählt nämlich auch zu den Aufgaben des Mediums: die Menschen zu informieren über Neuerungen und Veränderungen in der Kirche. Nur so können sich Gemeindemitglieder mit- und ernstgenommen fühlen auf dem gemeinsamen Weg.

Bild 2: Diese Seite ist ein schönes Beispiel dafür, wie gemeindeübergreifend auf Termine und Mitmach-Möglichkeiten hingewiesen werden kann: Statt die Probentermine der Chöre und Bands nach Orten sortiert und möglichst unter dem Logo der eigenen Gemeinde zu veröffentlichen, bietet diese „Proben“-Übersicht einen Gesamtüberblick über alle Angebote. Die einzelnen Chormitglieder wissen ja, wo sie singen, und finden hier die aktuellen Termine. Wer für sich aber erst überlegt, in einem Kirchenchor mitmachen zu wollen, erhält hier die ganze Palette der Angebote und kann nach Herzenslust frei entscheiden, entweder nach Chor-Name, nach dem Ort oder dem günstigsten Termin.

Bild 3: Übersichtlich bietet diese Seite alle notwendigen Kontaktdaten in die Pfarrei und zum Seelsorgeteam. Namen, Adressen, Büroöffnungszeiten und Kirch- sowie Pfarrheim-Orte sind aufgeführt. Und wer darüber hinaus Informationen braucht, findet sie entweder auf den vorherigen Service-Seiten oder auf der Homepage, auf die ebenfalls mit Adresse aufmerksam gemacht wird. Einzig das Impressum hält nicht ganz das, was es verspricht und was an Informationen hier hineingehört: Neben der vollständigen Redaktionsanschrift muss immer das Redaktionsteam und ein Verantwortlicher genannt werden. Außerdem sollten Datenschutzhinweise und ein Satz zum Haftungsausschluss nicht fehlen (So könnte ein Impressum formuliert sein). Ansonsten aber entspricht diese Seite den Anforderungen an eine gute, vollständige Service-Seite.

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 4

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 5

Pfarrei Heiliger Ingobertus

Bild 6

Ausbaufähig

Bild 4: Nein, wegen der Optik taucht diese Seite nicht in der Rubrik „Ausbaufähig“ auf. Im Gegenteil, optisch ist sie durchaus in Ordnung. Inhaltlich aber soll sie als Beispiel dienen für ungenutzte Chancen: In gerade mal acht Zeilen wird unter der Überschrift „Seelsorge“ ein Angebot vorgestellt, das doch eine ganze Seite wert wäre. Das Pastoralteam lädt ein! An sich schon nicht gerade üblich und angesichts der Vielfalt an Aufgaben und Herausforderungen sicher auch nicht alltäglich. Aber in St. Ingbert gilt: Wer mit Pfarrer, Kaplan oder Gemeindereferent über die Predigt oder sonstige Themen reden möchte, geistliche Begleitung sucht oder Beichten möchte, der ist eingeladen, sich „auf einen Kaffee zu verabreden“. Na, wenn das mal kein Reportage-Thema ist! Wie könnte so eine Verabredung laufen? Gibt es schon jemanden, der es ausprobiert hat und zusammen mit einem Geistlichen erzählen möchte? Und wer hatte überhaupt aus welcher Motivation heraus diese Idee? Fragen, auf die der Leser sicher gerne Antworten im Pfarrbrief lesen würde.

Bild 5: Am Beispiel dieser Seite soll es um das Thema der Fotos gehen: Das Kopfhörer-Bild ist sicher ein Hingucker für den Themenbereich „Musik“, zumal es auch nicht unbedingt mit Kirchenmusik in Verbindung gebracht wird. Während dann aber das Foto einer Orgel – von welcher eigentlich, und wer hat fotografiert? – angemessen groß gedruckt ist, sind die jungen Menschen unter der Überschrift „Bach forever“ kaum zu erkennen. Sind sie das Instrumental-Ensemble? Oder gehören sie zur Singschule? Bedauerlich, dass diese so fröhlich strahlende Truppe nicht näher vorgestellt wird. Solche Fotos ohne erklärende Bildunterschrift und im Briefmarken-Format sind eher überflüssig. Tipps und Tricks, Bilder ansprechend im Layout zu platzieren, gibt es in unserem Service-Beitrag „Bilder wirkungsvoll in Szene setzen“ .

Bild 6: „Nachrichten“ lautet die große Überschrift über insgesamt drei Pfarrbriefseiten, auf denen ein buntes Sammelsurium an Themen und Informationen zu finden ist. Ein Sammelsurium, in dem wichtige Informationen leicht untergehen können. Das liegt unter anderem an dem Blocksatz, der das Lesen erschwert. Von der vorigen Seite kommt noch ein vierzeiliger Überlauf an, was optisch wenig schön und durch Textkürzung oder –umstellung vermeidbar ist. Der Rückblick auf den Solilauf ließe sich im zweispaltigen Block wesentlich besser lesen. Und zum Beitrag „Pilgern 2019“ stellt sich der Leser wohl die berechtigte Frage nach Sinn und Aussagewert, wo doch vor allem die Termine die wichtige Information wären.

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind Gesichter auf den Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen:

  • Erscheinungsweise: alle vier Wochen (außer Weihnachten und in den Ferien)
  • Auflage: 2.000 Exemplare (Weihnachten und Ostern: jeweils 8.000 Exemplare)
  • Umfang: 28 Seiten
  • Format: DIN A 4
  • Verteilung: durch ehrenamtliche Austräger sowie Auslage in Kirchen und Pfarrbüros
  • Kontakt zur Redaktion: Pfarrei Heiliger Ingobertus, Prälat Goebel-Straße 1, 66386 St. Ingbert, E-Mail: pfarramt.igb.hl-ingobertus@bistum-speyer.de.

Logo Pfarrbrief-Check

Sind Sie interessiert an einer wohlwollend-kritischen Besprechung Ihres eigenen Pfarrbriefes?

Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig nehmen Pfarrbriefe unter die Lupe. Wer diesen kostenfreien Service von Pfarrbriefservice.de nutzen möchte, schickt am besten sowohl eine pdf-Datei des Pfarrbriefs an elfriede.klauer@pfarrbriefservice.de als auch die gedruckte Version per Post an Pfarrbriefservice.de, Team Pfarrbrief-Check, Haus Sankt Bruno, Promenade 37, 97437 Haßfurt. Jede Pfarrbriefredaktion erhält einen kostenfreien schriftlichen Prüfbericht, ausgewählte Beispiele werden nach Absprache online besprochen.

Rubrik „geprüft” (Übersichtsseite)

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