Spezialisierte Software für die Pfarrbrief-Erstellung nutzen

Eine aktuelle Marktübersicht der wichtigsten Layout-Programme

von Christian Schmitt am 20.01.2014 - 23:00  

Arbeitsoberfläche von DTP-Software: der Überblick über die Seiten eines Dokuments ist jederzeit gegeben.

(Zuletzt aktualisiert am 13.4.2022 / cs)

Wer schon einmal versucht hat, mit handelsüblicher Textverarbeitungssoftware ein Dokument zu erstellen, das den Umfang eines Briefes übersteigt, kennt vermutlich die damit verbundenen Probleme. Die Möglichkeiten von Microsoft Word, Open Office Writer oder Libre Office Writer reichen meist nicht für die Broschürenerstellung, wie sie z.B. ein umfangreicher Pfarrbrief erfordert. Je größer dabei die Seitenzahl, desto unangenehmer machen sich fehlende Funktionen bei der Arbeit bemerkbar. Änderungen der Artikelreihenfolge oder des Textumfangs führen zu veränderten Seitenumbrüchen mit zum Teil ungewollten Nebenerscheinungen im gesamten Dokument. Eingebundene Grafiken lassen sich oft nur mit Mühe und unter „gutem Zureden“ dazu bewegen, die vom Gestalter gewollte Position einzunehmen. Die Arbeit in einem 40-seitigen Layout gerät zum Suchspiel, wenn die verwendete Software keine komfortable Seitenübersicht bietet. Und schließlich: wenn die zahlreichen Herausforderungen und Fallstricke auf dem Weg zum fertigen Dokument endlich gemeistert sind, droht die „Mission“ oft noch im letzten Schritt an den beiden Fragen zu scheitern, wie die Daten a) nun in die Druckerei gelangen, und b) ob diese damit auch fehlerfrei drucken kann.

DTP (Desktop Publishing) Software erleichtert das Layouten

Für anspruchsvolle Anwendungen, wie die Erstellung von Pfarrbriefen und Pfarrmagazinen, gibt es seit Jahren spezialisierte und ausgereifte Programme. Die Stärke dieser sog. „DTP-Software“ liegt im Bereich Layout. Damit kann sich der Anwender auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren: das Anordnen und Zusammensetzen von Einzelelementen zu den fertigen Seiten eines Dokuments.

Die Abkürzung DTP wurde ursprünglich im angloamerikanischen Sprachraum geprägt und steht für „Desktop Publishing“, was übersetzt so viel heißt wie: „Publizieren vom Schreibtisch aus“. Damit meint man das computergestützte Setzen von Publikationen, die aus Texten und grafischen Elementen bestehen. Prototypen solcher Programme kamen ab etwa 1985 auf. Die Technik entwickelte sich sehr rasch aus ihren Kinderschuhen heraus und verdrängte mehr und mehr den bis dahin üblichen Fotosatz. Bereits etwa zehn Jahre später hatte sich das Publizieren per Computer weitgehend durchgesetzt.

Der Bildschirm zeigt direkt das Arbeitsergebnis  – WYSIWYG

Ein wesentliches Kennzeichen fast jeder DTP-Software ist die rahmenorientierte Arbeitsweise. Jegliche Inhalte, seien es Bilder, Texte oder Tabellen, werden innerhalb definierter Bereiche, sog. „Rahmen“ in das Layout eingefügt. Diese lassen sich in Form, Anordnung und Größe jederzeit und nahezu beliebig ändern und beispielsweise auch schnell zwischen den Seiten hin- und herschieben. Textrahmen können dabei so miteinander verknüpft werden, dass der Textfluss von Spalte zu Spalte und von Seite zu Seite stets gewährleistet bleibt.

Die meisten Layout-Programme arbeiten nach dem WYSIWYG (engl: „What You See Is What You Get“) - Prinzip. Der Computer berechnet das spätere Druckergebnis noch während der Arbeit. So hat der Layouter/Setzer am Bildschirm die ständige Kontrolle über sein Arbeitsergebnis, ohne das Dokument immer wieder auf einem Drucker ausgeben zu müssen.

Der seitenweise Dokumenten-Aufbau, die Arbeit mit „Master-Seiten“ als Vorlagen und die Möglichkeit, schnell zwischen den Seiten hin- und herzuschalten, komplettieren die Funktionspalette guter DTP-Programme.

Mit welcher Software arbeiten Profis?

In der Grafikbranche dominieren die beiden Programme Quark Xpress und Adobe Indesign den Markt. Beide können auf eine mehrere Jahrzehnte lange Entwicklungszeit zurück schauen und gelten als technisch ausgereift. Ihre Vorteile spielen diese „Flaggschiffe“ des DTP immer dann aus, wenn umfangreiche Publikationen unter hohem Zeitdruck bei gleichzeitig größtmöglichem Anspruch an grafische Originalität und Professionalität erstellt werden. Grafiker schätzen sie u.a. wegen ihrer Ausstattung mit Werkzeugen, die mehrere Arbeitsschritte zusammenfassen und automatisieren, wie z.B. die Erstellung von weichen Schlagschatten, halbtransparenten Objekten, sowie typografischen Finessen. Auch die einfache Möglichkeit, Objekt-, Schrift- und Absatzstile zu definieren, spart wertvolle Zeit, die dem Gestalter dann im Idealfall für das eigentliche kreative Arbeiten zur Verfügung steht. Ausgeklügelte Funktionen, wie halbautomatischer Tabellensatz und automatischer Text-Umfluss um frei definierbare Formen und Objekte, sowie ein typografisch optimierter automatischer Zeilenumbruch ersparen mühevolle Handarbeit.

Natürlich hat solche Profi-Software ihren Preis. Und auch wenn die Hersteller heute mitunter vergünstigte Lizenzmodelle für gemeinnützige Organisationen anbieten, bleibt für Anwender i.d.R. immer noch die relativ hohe Einarbeitungszeit, bevor sie die Software produktiv einsetzen können.

Der Microsoft Publisher: eine einfache und schlanke Alternative

Die Firma Microsoft als Hersteller der weltweit am häufigsten genutzten Office-Software hat bereits vor etwa 30 Jahren erkannt, dass die Möglichkeiten von Word begrenzt sind, gerade im Hinblick auf umfangreichere Publikationen. Mit dem Microsoft Publisher, der inzwischen in der Version 2019 erschienen ist, bietet sie ein DTP-Programm, das diese Anwendungsfälle abdeckt. Im Vergleich zu den o.g. „DTP-Boliden“ ist der Funktionsumfang zwar bei weitem nicht so groß, er reicht aber dennoch aus, um mit vertretbarem Zeitaufwand zu respektablen Ergebnissen zu kommen. Sowohl die Einarbeitungszeit als auch die Lizenzkosten sind für den MS Publisher sehr überschaubar, was die Software für den semiprofessionellen Einsatz interessant macht. Längst ist auch das anfängliche Problem der Datenübergabe an die Druckerei gelöst: Dokumente können im PDF-Format exportiert werden.

Affinity Publisher: Profisoftware zum Schnäppchenpreis

Seit 2019 auf dem Markt, ist der Affinity Publisher des britischen Herstellers Serif ein ernst zu nehmender Konkurrent der „etablierten“ Softwarelösungen. Gemeinsam mit dem Bildbearbeitungsprogramm Affinity Photo und dem Illustrationsspezialisten Affinity Designer als Teil der Affinity-Suite dürften diese vor allem eine direkte Kampfansage an die Creative Suite von Adobe darstellen. Die Produkte der Affinity Suite sind für Windows, macOS und für das iPad erhältlich und das zu einem vergleichsweise sehr günstigen Preis als Voll-Lizenz, ohne weitere laufende Kosten. Die Redaktion von Pfarrbriefservice.de hat den Affinity Publisher einem Praxistest unterzogen, der sehr vielversprechend verlaufen ist: Zum Beitrag. Außerdem geben wir einen Schnelleinstieg in die wichtigsten Funktionen in diesem Beitrag.

Kostenfreies DTP mit Scribus

Bereits seit 2001 gibt es mit Scribus ein Seitenlayout-Programm, das der sog. „freien“ Software zuzurechnen ist. Scribus wird von einem weltweiten Team entwickelt, das über das Internet miteinander vernetzt ist. Die Programmierer kooperieren freiwillig und arbeiten komplett unentgeltlich, was es ermöglicht, die Software unter einer „General Public License (GPL)“ der Öffentlichkeit zur kostenlosen Nutzung bereit zu stellen. Für Anwender fallen daher keine Lizenzgebühren an, wollen sie das Programm für ihre Zwecke einsetzen.

Kompatibel mit allen Computersystemen

Neben den geringen Kosten ist ein wesentlicher Vorteil von Scribus, dass es auf nahezu allen marktüblichen Computerplattformen, wie Windows, Mac OS und Linux einsetzbar ist. Die gespeicherten Dokumente sind dabei ebenfalls plattformkompatibel – somit kann z.B. auch ein Redaktionsteam problemlos zusammen arbeiten, dessen Mitglieder unterschiedliche Systeme einsetzen.

Der Funktionsumfang von Scribus ist in etwa vergleichbar mit dem des MS Publisher, auch wenn sich die beiden Programme vom Bedienkonzept her deutlich unterscheiden. Eine gewisse Einarbeitungszeit ist notwendig, bleibt aber gegenüber der vorgestellten Profisoftware im Rahmen. Das macht den Einsatz von Scribus auch für Anwender interessant, die in ihrer Freizeit hin und wieder Publikationen ehrenamtlich erstellen.

Nicht verschwiegen werden darf allerdings, dass die Software an der einen oder anderen Stelle noch nicht ganz so rund läuft, wie man es von einem ausgereiften kommerziellen Produkt erwarten würde. Beim Testen ist unserer Redaktion z.B. aufgefallen, dass die Neudefinition von Absatzstilen mitunter zu einem ungewollten Durcheinander in der Stilhierarchie führt, oder – was einmal vorkam – das Programm ohne Vorwarnung abstürzt (Version 1.4.3 Windows). Es ist daher ratsam, seine Arbeit zwischendurch öfter abzuspeichern, um ggf. auf eine gesicherte Version zurück greifen zu können. Dennoch handelt es sich bei Scribus bereits heute um ein grundsolides Werkzeug, mit dem man ohne größere Haken und Ösen zum Ziel gelangt. Fertige Dokumente können am Ende ins branchenübliche PDF-Format exportiert und an die Druckerei gegeben werden.

Links und Bezugsquelle für Scribus

Die Software Scribus kann unter dieser Adresse kostenfrei herunter geladen werden:

http://wiki.scribus.net/canvas/Download

Obwohl diese Website englischsprachig ist, kann die Software komplett in deutsch installiert werden.

Ein deutschsprachiges Online-Handbuch für Scribus gibt es hier:

http://wiki.scribus.net/canvas/TutorialDE

Pfarrbrief-Vorlagen für Scribus bei Pfarrbriefservice.de verfügbar

Ab sofort gibt es bei Pfarrbriefservice.de kostenfreie Vorlagen für einen Pfarrbrief auf Scribus-Basis. Eine kompakte DIN A5-Vorlage ist die Portierung der bereits seit einiger Zeit verfügbaren Publisher-Vorlage, die um einige Seiten erweitert wurde (u.a. Beispiele für eine Termine-Seite). Eine weitere Variante liegt im Format DIN A4 (4 Seiten) vor. Alle Vorlagen können kostenfrei herunter geladen werden unter:

http://www.pfarrbriefservice.de/materialien/vorlagen/scribus_a5.html

Diese Seite teilen