Die Vielfalt der Begriffe zeigt die Vielfalt der Lebens- und Liebesformen. Und verwirrt. In ihrer Fülle: lesbisch, schwul, bisexuell, non-binär, transgender, intergeschlechtlich, asexuell, queer …
Wie übersichtlich war die Welt, als es scheinbar nur Männer und Frauen und ihre Liebe zueinander gab. Doch wie eingeschränkt auch war diese Welt? Wollte die Menschen nicht sehen, die aus dieser strengen Zuordnung herausfallen. Die sich weder als Mann noch als Frau empfinden; die – als Junge geboren – als Frau leben wollen, und umgekehrt; die äußerlich wie eine Frau oder ein Mann wirken, aber einen anderen Chromosomensatz haben; die als Mann nur Männer oder als Frau nur Frauen lieben können … Herausgefallen – aus der kulturellen Übereinkunft. Und allein gelassen. Auch von der katholischen Kirche. Für sie ist gelebte Sexualität außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau Sünde und eine Vielfalt der Geschlechter ist auch nicht vorgesehen.
Doch es verändert sich etwas – rechtlich, gesellschaftlich, auch kirchlich. 23 von 27 Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz haben sogenannte Queer-Beauftragte ernannt. Queer ist englisch und mittlerweile ein Sammelbegriff für Menschen, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität nicht der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft zugehörig fühlen. Das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, der Synodale Weg, setzt sich für eine kirchliche Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt und homosexueller Partnerschaften ein. Und mittendrin sind Gemeinden und Seelsorgende, die auch ohne offizielle Erlaubnis aus Rom ihre Türen und Herzen öffnen für queere Menschen.
Die Materialien dieses Schwerpunktthemas möchten Begegnung und Verständnis in den Gemeinden fördern. Nehmen Sie Ihre Leser:innen mit in dieses komplexe, aber wichtige Thema. Denn queersensible Seelsorge lebt nicht nur von den hauptamtlich Seelsorgenden, sondern von den vielen Gemeindemitgliedern, die Menschen willkommen heißen, egal, wie sie sich fühlen und wen sie lieben.