Queersensible Seelsorge

Das Schwerpunktthema für März 2024

von Elfriede Klauer am 27.11.2024 - 12:00  

Bundesverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands e.V. / Peter Weidemann (Foto)

Die Vielfalt der Begriffe zeigt die Vielfalt der Lebens- und Liebesformen. Und verwirrt. In ihrer Fülle: lesbisch, schwul, bisexuell, non-binär, transgender, intergeschlechtlich, asexuell, queer …
Wie übersichtlich war die Welt, als es scheinbar nur Männer und Frauen und ihre Liebe zueinander gab. Doch wie eingeschränkt auch war diese Welt? Wollte die Menschen nicht sehen, die aus dieser strengen Zuordnung herausfallen. Die sich weder als Mann noch als Frau empfinden; die – als Junge geboren – als Frau leben wollen, und umgekehrt; die äußerlich wie eine Frau oder ein Mann wirken, aber einen anderen Chromosomensatz haben; die als Mann nur Männer oder als Frau nur Frauen lieben können … Herausgefallen – aus der kulturellen Übereinkunft. Und allein gelassen. Auch von der katholischen Kirche. Für sie ist gelebte Sexualität außerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau Sünde und eine Vielfalt der Geschlechter ist auch nicht vorgesehen.

Doch es verändert sich etwas – rechtlich, gesellschaftlich, auch kirchlich. 23 von 27 Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz haben sogenannte Queer-Beauftragte ernannt. Queer ist englisch und mittlerweile ein Sammelbegriff für Menschen, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität nicht der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft zugehörig fühlen. Das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland, der Synodale Weg, setzt sich für eine kirchliche Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt und homosexueller Partnerschaften ein. Und mittendrin sind Gemeinden und Seelsorgende, die auch ohne offizielle Erlaubnis aus Rom ihre Türen und Herzen öffnen für queere Menschen.

Die Materialien dieses Schwerpunktthemas möchten Begegnung und Verständnis in den Gemeinden fördern. Nehmen Sie Ihre Leser:innen mit in dieses komplexe, aber wichtige Thema. Denn queersensible Seelsorge lebt nicht nur von den hauptamtlich Seelsorgenden, sondern von den vielen Gemeindemitgliedern, die Menschen willkommen heißen, egal, wie sie sich fühlen und wen sie lieben.

    Bilder

    Markus Gutfleisch fordert mehr Dialog und eine Reform der kirchlichen Lehre im Umgang mit queeren Menschen

    von

    Elfriede Klauer

    Markus Gutfleisch ist Co-Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees. Dieses Komitee aus verschiedenen christlichen LSBT+ Gruppen setzt sich für die Gleichberechtigung von queeren Personen in der katholischen Kirche ein.

    Interview mit Dr. Andreas Heek von der „Arbeitsgemeinschaft LSBTIQ*-Pastoral in den deutschen Diözesen“

    von

    Elfriede Klauer

    In 23 von 27 Bistümern in Deutschland engagieren sich Ansprechpersonen für eine queersensible Seelsorge, die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat im Februar 2024 Weihbischof Ludger Schepers zum Beauftragten für die Queerpastoral ernannt.

    Erfahrungen eines Priesters mit einem jungen trans* Menschen

    von

    Ein Priester, entnommen aus: Mirjam Gräve, Hendrik Johannemann, Mara Klein (Hg.): Katholisch und queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln. BONIFATIUS Verlag 2021, (Unterüberschrift ergänzt durch Pfarrbriefservice)

    Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gehört zu meinen Lieblingstexten aus dem Neuen Testament. Es zeigt mir: Neben der Bibel sind Alltagserfahrungen ausschlaggebend, wenn wir Gottes Willen erkennen möchten.

    Wie eine lesbische Frau das kirchliche Scheidungsverfahren erlebte

    von

    Sandra, geb. 1982, entnommen aus: Mirjam Gräve, Hendrik Johannemann, Mara Klein (Hg.): Katholisch und queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln. BONIFATIUS Verlag 2021, (Unterüberschrift ergänzt durch Pfarrbriefservice)

    Die zweite Instanz, das Erzbistum Köln, bestätigt das erstinstanzliche Urteil des Bischöflichen Offizialates Münster mit dem Satz: „Somit steht fest, dass die am xx.xx.2005 in der xx (Name der Kirche) zwischen S. (Name der Ehefrau) und J. (Name des Ehemannes) geschlossene Ehe gemäß can.

    Eine intergeschlechtliche Person berichtet von ihren Erfahrungen mit der katholischen Kirche

    von

    Petra, geb. 1968, entnommen aus: Mirjam Gräve, Hendrik Johannemann, Mara Klein (Hg.): Katholisch und queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln. BONIFATIUS Verlag 2021, (Unterüberschrift ergänzt durch Pfarrbriefservice)

    Ich zähle zum Personenkreis intersexueller Menschen. Äußerlich werde ich als weiblich erkannt. Mein Geschlechtschromosomensatz ist XY und in der Pubertät strömte Testosteron durch meine Adern.

    von

    entnommen aus: Mirjam Gräve, Hendrik Johannemann, Mara Klein (Hg.): Katholisch und queer. Eine Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln. BONIFATIUS Verlag 2021, (Überschrift ergänzt durch Pfarrbriefservice)

    Binarität: im Zusammenhang mit Geschlecht die Annahme, es gäbe nur genau zwei Geschlechter: Mann und Frau und die Ausrichtungen aller Normen nach dieser Annahme.

    Warum sich die Sichtbarkeit von trans*- und nicht-binären Personen verändert hat

    von

    Katha with Pride, https://bit.ly/m/IWP, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V., https://dgti.org, URL: https://dgti.org/2024/09/10/modeerscheinung-trans-und-nicht-binare-pers…

    In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Sichtbarkeit von trans*- und nicht-binären Personen radikal verändert. Diese Entwicklung wirft eine kontroverse Frage auf: Ist die Zunahme von trans* und non-binären Identitäten wirklich nur eine Modeerscheinung, oder stecken tiefere Gründe dahinter?

    von

    Katha with Pride, https://bit.ly/m/IWP, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V., https://dgti.org, URL: https://dgti.org/2024/09/04/mythen-vs-fakten-trans-und-inter/

    Trans*geschlechtlichkeit

    Queer-Beauftragter der DBK wünscht sich offeneres Denken in der Kirche

    von

    Matthias Altmann, Quelle: www.katholisch.de

    Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Weihbischof Ludger Schepers, wünscht sich von der Kirche einen offeneren Blick auf das Thema Geschlechtervielfalt.

    habe ich angewiesen

    von

    Miriam Falkenberg

    Meinen Stift 
    habe ich angewiesen
    über die wirklich 
    drängenden Themen
    zu schreiben.

    Er tut einsichtig
    und schreibt.
    Und landet wieder bei Dir.

    Dass so ein leichter Stift
    so viel stärker ist 
    als ich.

    Das Bundesverfassungsgericht kippte 2017 das binäre Geschlechtermodell als Maßstab für Gesetze

    von

    Elfriede Klauer

    Am 10. Oktober 2017 hat das Bundesverfassungsgericht in Deutschland in einem Grundsatzurteil bestätigt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.

    von

    Katha with Pride, https://bit.ly/m/IWP, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V., https://dgti.org, URL: https://dgti.org/2024/09/04/mythen-vs-fakten-trans-und-inter/

    In der heutigen Gesellschaft gibt es viele Mythen und Missverständnisse über Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit. Diese falschen Vorstellungen führen oft zu Diskriminierung und Unverständnis.

    Pfarreien und Institutionen in Österreich haben Siegel bereits erhalten

    von

    Christoph Paul Hartmann, Quelle: www.katholisch.de

    Queere Menschen werden in der katholischen Kirche bis heute diskriminiert. Dass dies vor Ort auch anders sein kann, zeigt ein queerfreundliches Prädikat, das sich kirchliche Stellen in Österreich zulegen können. Eine Idee auch für Deutschland?

    Lebenszeugnisse und Einschätzungen

    von

    Elfriede Klauer

    Das Buch „Katholisch und queer“ möchte als „Einladung zum Hinsehen, Verstehen und Handeln“ verstanden werden, wie es im Untertitel heißt. Es versammelt schwerpunktmäßig Lebenszeugnisse queerer Menschen, die von Leid, Diskriminierung und Ausgrenzung in der katholischen Kirche betroffen sind.

    Sabine Estner erzählt ihre Lebens- und Glaubensgeschichte als transidente Frau

    von

    Elfriede Klauer

    Als Mensch, der sich in seinem Körper zuhause fühlt, kann man wohl kaum nachvollziehen, wie es Menschen geht, die den Körper eines Mannes haben, aber sich als Frau fühlen, und umgekehrt. Einen Einblick in diese Lebenswelt ermöglicht das Buch von Sabine Estner „Ich bin, wie Gott mich schuf“.

    Bibelforscher kritisiert kirchliche Sexualmoral

    von

    Interview: Renardo Schlegelmilch (22.05.2024), www.DOMRADIO.DE

    Was sagt die Bibel über Homosexualität oder Masturbation? Der Alttestamentler Thomas Hieke sagt: Die kirchliche Sexualmoral hat oft nur wenig mit den Ursprungstexten zu tun. Vom Vatikan erwartet er ein Umdenken - früher oder später. Ein Interview.

    Politlyrik zur Segnung queerer Paare

    von

    Peter Schott

    Gott, dein Segen
    kommt zu Groß und Klein,
    kommt zu Nein und Sein.

    Du kommst wie gerufen
    und nicht, wenn andere
    es bestimmen wollen.

    Gott, dein Segen 
    weht, wo er will,
    spendet Dauersegen
    auf allen Liebes-Wegen.

    Interview mit einem Vater, den das Outing seines Sohnes überraschte

    von

    Peter Weidemann

    2014 erhielt Paul K.* eine SMS von seinem 17-jährigen Sohn: „Papa, der Junge mit dem ich zelten bin, ist nicht nur ein Freund. Er ist mein fester Freund. Ich bin schwul.“ Damit hatte Paul K. überhaupt nicht gerechnet. Aber er lernte, damit umzugehen.

    von

    Peter Schott

    Gottes Liebe
    kennt viele Farben.
    Menschenliebe auch.

    Gottes Liebe
    kennt viele Formen.
    Menschenliebe auch.

    Gottes Liebe
    kennt eine Formel:
    „Liebe deinen Nächsten
    wie dich selbst.“

    Peter Schott, In: Pfarrbriefservice.de

    Geschrieben von den Eltern eines jungen homosexuellen Mannes

    von

    Kathrin und Manfred

    Lieber junger queerer Mensch,

    Tipps für Pfarrbriefredaktionen

    Queersensible Pastoral vor Ort

    Welche Rolle spielt queersensible Seelsorge in Ihrer Pfarrei/Ihrem pastoralen Raum? 
    Gibt es Veranstaltungen zum Thema? Wer sind die Ansprechpersonen? Haben sich vielleicht sogar entsprechende Gruppen gefunden? Fragen Sie nach. Stellen Sie dar, womit queere Menschen rechnen können, wenn sie in Ihrer Gemeinde dazugehören möchten.

    Erfahrungen queerer Menschen

    Welche Erfahrungen machen queere Menschen mit der Gemeinde vor Ort, mit der Kirche, mit dem Glauben? Was wünschen sie sich? Bitten Sie queere Menschen um ihre Einschätzung und veröffentlichen Sie diese im Pfarrbrief. Statt einer Namensangabe kann der Zusatz erfolgen: „anonym; Name der Redaktion bekannt“. 

    Flyer „Verschiedenheit wertschätzen“

    Die Arbeitsgemeinschaft LSBTIQ*-Pastoral in den deutschen Diözesen bietet den Flyer „Verschiedenheit wertschätzen. Queere Menschen in der Kirche“ an, den man mit lokalen Informationen ergänzen und online bestellen kann unter https://queerpastoral.de/folder-bestellen/
    Ausgelegt in den Gemeinden sendet er ein Signal des Willkommens an queere Menschen und sensibilisiert die Gemeindemitglieder für dieses Thema. 

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