Mutig auch kritische Themen in der Kirche zur Sprache bringen

Geprüft: Magazin [glo-ri-JA] der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius in Bergisch-Gladbach

von Christine Cüppers am 02.04.2019 - 06:00  

Schon die „Appetithappen“ auf der Titelseite machen deutlich, dass dieses Pfarr-Magazin „heiße Eisen“ anpackt. Und es sind nicht einfach Sach-Beiträge, die angekündigt werden. Gleich zwei Forderungen werden aufgestellt: „Höchste Zeit, dass sich etwas ändert“ und „Missbrauch – Schluss damit“ sind Schlagzeilen, die ganz klar Stellung beziehen und Taten einfordern. Ganz schön kämpferisch für einen Pfarrbrief, mag dem Leser als spontaner Kommentar in den Sinn kommen.

Die Bergisch-Gladbacher Redaktion zeigt, wie man das Thema des Missbrauchs in der Kirche im Pfarrbrief aufgreifen kann. Die verschiedenen Beiträge benennen die Missstände, fordern Veränderung und stellen die konkreten Präventionsmaßnahmen in der Pfarrei vor. Darüber hinaus kommen aber auch Stimmen zu Wort, die bei aller notwendigen Kritik noch Positives an ihrer Kirche sehen wollen und können. Damit wird der Blick geweitet.

Titelseite

Big Ben, eines der Londoner Wahrzeichen, ist ein optisches Highlight. Als Foto zum Titelthema „Mit der Zeit gehen“ eignet sich der imposante Turm mit der Uhr wunderbar. Es wurde über die ganze Titelseite gezogen. Das wirkt modern und attraktiv. Es mag verwirren, dass die Auseinandersetzung mit dem Missbrauch in der Kirche unter dem Motto „Mit der Zeit gehen“ steht. Was die Redaktion bewogen hat, gerade diese Worte zu wählen, erklärt das Editorial auf der prominenten Aufschlagseite 3. Weitere Hingucker auf dieser Titelseite sind die spannend formulierten Schlaglichter auf den Inhalt und der originelle Name des Pfarrbriefs [glo-ri-JA]. Die beiden letzten Buchstaben sind bewusst groß geschrieben und symbolisieren die beiden „Teile“ der Kirchengemeinde, St. Joseph und St. Antonius.

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 1

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 2

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 3

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 4

Gelungen

Bild 1: Missbrauch in der Kirche – das Thema macht vielfach sprachlos. Umso mutiger und anerkennenswerter, dass die Redaktion in Bergisch-Gladbach sich entschlossen hat, klar und deutlich Stellung zu beziehen, die Missstände zu benennen, zu kritisieren und Forderungen für künftiges Handeln aufzustellen. Dies wird weder inhaltlich noch optisch reißerisch getan. Gerade dadurch aber wirkt der Beitrag intensiv nach.

Bild 2: Aussagen, dass auf die Gräuel in der Kirche nur mit Austritt zu antworten sei, hört und liest man überall. Da braucht es ebenfalls Mut, deutlich zu sagen, warum man sich für das Bleiben entscheidet. Auf drei Seiten geben in [glo-ri-JA] Menschen aus der Gemeinde ihre Statements ab unter der Überschrift „Warum ich bleibe…“. In Gremien Engagierte, Eltern von Kommunionkindern und Jugendliche haben sich dazu ihre Gedanken gemacht. Ein Beitrag, der von allen Beteiligten einiges an Arbeitsaufwand verlangte. Aber ein Beitrag, der gelesen wird, der zum Nach- und Weiterdenken anregt und nachklingt.

Bild 3: Feste Rubriken im Pfarrbrief sind eine hilfreiche Sache, sowohl für die Leser wie auch für das Redaktionsteam. Die Verantwortlichen von [glo-ri-JA] erklären in der Rubrik „Kirche kinderleicht“. In dieser Ausgabe geht es um die Frage: „Was macht eigentlich der Papst?“ Der Titel der Rubrik lässt dabei ein breites Spektrum an Themen zu. Die Macher dürfen sicher sein: Die Fragen gehen so schnell nicht aus! Gelungen ist auch die optische Präsentation dieser Seite. Das durchgängig gleichbleibende und sympathische Bild mit den gelben Balken schafft einen Wiedererkennungswert.

Bild 4: Wie präsentiert man dem Leser die Kontaktdaten zu Seelsorgeteam und Pfarrbüros? Eine Frage, vor der alle Pfarrbrief-Redaktionen stehen. Deshalb sei hier ein Musterbeispiel für gelungene Präsentation gezeigt: Alle wichtigen Daten sind übersichtlich und klar zusammengestellt, Telefonnummern und Mail-Adressen der Seelsorger genannt, die Daten der Büros aufgeführt. Und damit man weiß, mit wem man es zu tun hat, sind Pastoral- und Büroteam auch im Bild zu sehen.

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 5

Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Bergisch-Gladbach

Bild 6

Ausbaufähig

Bild 5: Es sind kleine optische „Störer“, die an dem inhaltlich guten Beitrag zum Titel „Missbrauch – Schluss damit!“ auffallen. Das kleine Foto unten rechts, dessen Motiv so gut wie gar nicht zu erkennen ist, kann die gewünschte Aussage nicht so richtig transportieren. Dazu müsste es größer sein und zudem eine Bildunterschrift haben. Die blauen und grünen Farbflächen am rechten Rand lassen die Doppelseite mit dem gelungenen Bildmotiv der Dominosteine, das sich über die komplette Doppelseite erstreckt, weniger klar erscheinen.

Bild 6: Diese Stellenausschreibung ist nur mit wirklich guten Augen zu lesen. Spätestens bei der viel zu kleinen Anschrift oder Mail-Adresse für die Bewerbungsunterlagen könnten mögliche Interessenten scheitern.

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden Gesichter und Namen auf den Beispielseiten teilweise unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen:

  • Erscheinungsweise: zweimal im Jahr (Ende Januar und nach den Sommerferien; dazwischen vier Seiten „Weihnachtswind“ und „Osterfeuer“ mit zeitlich passenden Themen)
  • Auflage: 7.500 Exemplare
  • Umfang: 20 Seiten
  • Format: DIN A 4
  • Verteilung: durch ehrenamtliche Austräger in katholische Haushalte, über Grundschule und per Post und Newsletter
  • Kontakt zur Redaktion: Kirchengemeinde St. Joseph und St. Antonius, Lerbacher Weg 2, 51469 Bergisch-Gladbach, E-Mail: redaktiongloria@gmail.com

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Die beiden Journalistinnen Christine Cüppers und Ingrid Fusenig nehmen Pfarrbriefe unter die Lupe. Wer diesen kostenfreien Service von Pfarrbriefservice.de nutzen möchte, schickt am besten sowohl eine pdf-Datei des Pfarrbriefs an elfriede.klauer@pfarrbriefservice.de als auch die gedruckte Version per Post an Pfarrbriefservice.de, Team Pfarrbrief-Check, Haus Sankt Bruno, Promenade 37, 97437 Haßfurt. Jede Pfarrbriefredaktion erhält einen kostenfreien schriftlichen Prüfbericht, ausgewählte Beispiele werden nach Absprache online besprochen.

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