Mit wem wollen Sie wann und wie kommunizieren?

Geprüft: Pfarrbrief der Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

von Christine Cüppers am 02.10.2018 - 06:00  

Titelseite der Ausgabe Sommer 2018

„Suche Frieden“ lautet das Schwerpunktthema des Sommer-Pfarrbriefs der Kirchengemeinde Wettringen. Das ist ein wichtiges Thema, mit dem zu befassen sich auf jeden Fall lohnt. Die Pfarrbriefredaktion aus Wettringen hatte die gute Idee, unter dem Themenschwerpunkt Initiativen aus der Gemeinde vorzustellen, die dem Frieden zuhause und in der Welt dienen. Wichtig wäre aber, nicht beim Rückblick zu verharren, sondern auch die Zukunft in den Blick zu nehmen.

Darüber hinaus müsste der Pfarrbrief auch Nicht-Insider mitnehmen in die Gemeinde, zu den Aktivitäten und den Menschen. In Wettringen gibt es alle zwei Monate 20 Seiten Pfarrnachrichten, voll mit kurzen, knappen Gottesdienst- und Terminhinweisen, und einmal im Jahr einen Schwerpunkt-Rückblick mittels des Pfarrbriefes. Das reicht nicht an Kommunikation mit und in der Gemeinde. Gerade der Pfarrbrief müsste auch inhaltlich bunt sein und versuchen, Kirchenferne zu erreichen, zu informieren und einen Grundservice zu bieten. Und er müsste den Blick auf Gegenwart und Zukunft der gesamten Gemeinde lenken und Menschen vorstellen, die an dieser Zukunft bauen.

Titelseite

Das Schwerpunktthema „Suche Frieden“ fällt sofort ins Auge und regt zum Nachdenken an. Auch das zweite Thema, das auf der Titelseite genannt ist, macht den Leser neugierig: Wie gelingt die Verbindung von Tradition und Neuem in Wettringen? Vorher aber bleibt die verdutzte Frage nach dem Kirchturm. Wo gehört der doch gleich hin? Statt den Leser mit Nachdenken und mühsamer Internet-Recherche alleine zu lassen, gehört wenigstens ein Satz zur Erklärung in den Pfarrbrief, etwa so: Titelfoto: Lamberti-Kirche Münster, Foto: (und jetzt sollte der Fotograf genannt werden).

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 1

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 2

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 3

Gelungen

Bild 1: Diese Seite läuft unter der Rubrik „Originelle Ideen für den Pfarrbrief“. Bischof Genn hat ein Gebet für den Katholikentag in Münster verfasst. Dieses in die heimische Mundart zu übersetzen und abzudrucken, ist eine hübsche Idee. Sicher sprechen einige Menschen in der Gemeinde diesen Dialekt und freuen sich über das Gebet in ihrer Sprache. Und wer sie nicht beherrscht, der hat hier eine ausgefallene, hübsche Möglichkeit, sich mit ihr zu beschäftigen. Wer dabei überhaupt nicht klarkommt, findet übrigens auf der letzten Pfarrbrief-Seite die hochdeutsche Gebets-Formulierung.

Bild 2: Der Wettringer Kaplan war auf Heimaturlaub in Indien. Was liegt da näher, als dass er selber über seine Eindrücke und Erlebnisse berichtet. Zumal er ja Spenden aus der Gemeinde für Hilfen vor Ort mitgenommen hat. Die Spender erfahren aus diesem Bericht sehr persönlich und eindrucksvoll, dass die Hilfen an die richtigen Adressen kommen. Mancher Leser mag durch die konkreten Beispiele angesprochen und angeregt werden, sich auch zu beteiligen und einen Obolus zu leisten. Und schließlich erfährt die gesamte Gemeinde etwas über die Familie, das Lebensumfeld und die Anliegen ihres Kaplans. Ein gelungenes Beispiel transparenter, offener und persönlicher Kommunikation! Einzig bei der Bebilderung des Beitrags ist – wie leider bei fast allen Beiträgen – noch „Luft nach oben“, was aber später noch genauer erläutert wird.

Bild 3: Alle Jahre wieder ist die Rede vom „Friedenslicht aus Bethlehem“. Weil es schon so lange zur Tradition gehört, braucht man es nicht mehr vorzustellen und zu erklären – meinen zumindest viele Verantwortliche. Weit gefehlt, mag man da wie bei so vielen lieben Traditionen sagen. Denn gerade die werden irgendwie selbstverständlich weitergegeben und übernommen, bleiben aber inhaltlich und von ihrer Bedeutung her vielfach unbekannt. So ist es mehr als gut und richtig, schon lange vor dem Termin zu erläutern, was es mit dem Friedenslicht auf sich hat und wie die Tradition in der Gemeinde gelebt und gestaltet wird. Solches Wissen ist nötig, damit das Licht des Friedens tatsächlich weiterbrennen kann und nicht irgendwann aus Unkenntnis seiner Bedeutung erlischt.

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 4

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 5

Kirchengemeinde St. Petronilla, Wettringen

Bild 6

Ausbaufähig

Bild 4: Mit einem großen Projekt engagiert sich die Pfarrgemeinde für humanistische Bildung und Ausbildung von Mädchen in der Demokratischen Republik Kongo. Über Jahre schon setzen sich Menschen dafür ein und arbeiten ehrenamtlich und unermüdlich für die gute Sache. Umso wichtiger und wertvoller wäre es, diesen Einsatz optisch und inhaltlich ansprechend im Pfarrbrief zu würdigen. Der vierseitige Beitrag erreicht dieses Ziel kaum. Viel zu lang und unstrukturiert ist der Text, viel zu wenig deutlich wird mangels Bildunterschriften die Aussage der Fotos. Statt ausgiebig auf die Geschichte zurückzuschauen, wäre ein Gespräch über die künftigen Aufgaben und Ziele sowie die Anliegen des Fördervereins informativ und lesenswert gewesen. Dazu gehören natürlich ausdrucksstarke Fotos mit ebenso ausdrucksstarken Bildunterschriften.

Bild 5: Ja, nach Lektüre des Beitrags über die „Tage in Taizé“ verspürt der Leser etwas von der Faszination des Ortes, ist vielleicht sogar angesteckt von dem Wunsch, selber einmal die Reise anzutreten. Allerdings stellt sich die Frage, ob der inhaltlich gut aufgebaute Text so gelesen wird, wie er es verdiente. Eine Seite ist mit einem Landschaftsfoto unterlegt und stellenweise optisch schwer zu lesen. Die zweite Hälfte zeigt Fotos, die ohne erklärende Bildunterschrift nicht eindeutig sind. Und dann bleibt dem Nicht-Insider noch die Frage, wer sind die Beiden, die von ihrer Reise erzählen? Gemeindemitglieder? Jugendliche oder betagte Erwachsene? Warum erzählen sie nicht im Interview oder Dialog mit Portraits von ihren Eindrücken?

Bild 6: Hier gleich noch ein Beispiel für einen grundsätzlich guten, zum Schwerpunktthema passenden Beitrag, der aber in diesem Umfang nicht in den Pfarrbrief gehört. Sechs Seiten (!) über eine Reise nach Ghana! Das ist definitiv zu viel des Guten. Die Reisenden (wer sind sie eigentlich?) hätten ebenfalls im Interview, Gespräch oder eben wesentlich knapper ihre Mission, die wesentlichsten Impressionen und auch wieder den Blick in die Zukunft darstellen und darüber hinaus Interessierte zu einem Vortragsnachmittag einladen können. Wie im gesamten Pfarrbrief kommen die Fotos auch auf diesen Seiten nicht richtig zur Geltung. Der Text läuft oft zu nah an den Fotos vorbei. Zudem könnten diese spannender positioniert sein, z.B. durch eine deutlichere Variation der Bildgrößen und/oder durch Platzierung mehrerer Bilder direkt neben- oder untereinander. Eher störend als hilfreich wirkt zudem der graue Schatten.

Hinweis: Aus datenschutzrechtlichen Gründen sind die Gesichter auf den Fotos der Beispielseiten unkenntlich gemacht.

Allgemeine Informationen:

  • Erscheinungsweise: einmal im Jahr
  • Auflage: Exemplare
  • Umfang: 36 Seiten
  • Format: DIN A 5
  • Verteilung:
  • Kontakt zur Redaktion: Katholische Kirchengemeinde St. Petronilla, Haverkamp 1, 48493 Wettringen, E-Mail: st.petronilla@web.de

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