Mehr als nur „Ihr Kinderlein kommet“ -

Bestsellerautor und Reformpädagoge Christoph von Schmid ist vor 250 Jahren geboren

von Simone Zwikirsch am 27.07.2018 - 10:46  

Christoph-von-Schmid-Denkmal in Dinkelsbühl. (Foto: David Haas, Touristik Service Dinkelsbühl)

Hätte es vor 200 Jahren schon Bestsellerlisten für Jugendbücher gegeben, wäre Christoph von Schmid wohl ganz oben gestanden. Denn so wie heute Millionen Kinder und Jugendliche weltweit die Geschichten über Harry Potter oder Pippi Langstrumpf lesen, waren im 19. Jahrhundert Christoph von Schmids Bücher so beliebt, dass sie in über 20 Sprachen übersetzt wurden. 

Eine Gedenktafel im Augsburger Dom erinnert an den erfolgreichen und beliebten Schriftsteller, Theologen und Pädagogen aus dem fränkischen Dinkelsbühl. Am 15. August jährt sich sein Geburtstag zum 250. Mal. 

Der junge Christoph Schmid – den Adelstitel bekam er erst später von König Ludwig I. verliehen –  studierte in Dillingen Theologie. Nach der Priesterweihe im Jahr 1791 war Schmid an mehreren Orten im Augsburger Umland als Geistlicher und Lehrer tätig. Auf Empfehlung seines Mentors Johann Michael Sailer wurde er schließlich 1827 zum Domkapitular ernannt, als welcher er unter anderem für das Schulwesen in der Diözese Augsburg zuständig war. Während seiner Kaplanszeit in Nassenbeuren bei Mindelheim schuf Christoph von Schmid sein bis heute bekanntestes Werk: Am dritten Adventssonntag 1794 dichtete er die Verse „Die Kinder bey der Krippe“, die heute als das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ weltweit gesungen werden. 

Im Liedtext von„Ihr Kinderlein kommet“ zeige sich was Christoph von Schmid wie kein anderer vor ihm verstanden habe, erklärt Pädagoge und Theologe Herbert Bruggner. „Er hat es geschafft, Kinder anzusprechen und ihnen eine Theologie zu vermitteln, die sie auch verstehen konnten.“ Als ehemaliger langjähriger Präfekt der Augsburger Domsingknaben hat sich Bruggner die Pädagogik Christoph von Schmids auf die Fahne geschrieben. Mit seinen „erbaulichen und märchenhaften Geschichten mit Happy End“ habe Christoph von Schmid das vorherrschende Bild eines strafenden Gottes in das eines grundgütigen verwandelt. Damit sei er ein echter Vordenker seiner Zeit gewesen. 

„Die Geschichten wollten aber im Unterschied zu heutiger Kinderliteratur nicht in erster Linie unterhalten, sondern das Kind in seinem Inneren sittlich erziehen“, weiß Bruggner. Dieser Anspruch entsprach auch der Pädagogik Christoph von Schmids: „Dem Kind gebührt eine große Ehrfurcht“ hieß sein Leitspruch, den er mit seinen Geschichten stets umsetzte. Diese Wertschätzung des Kindseins, die unter anderem in der kindgerechten Sprache Ausdruck fand, kam bei seinen Lesern gut an. 

Im Haus der Augsburger Domsingknaben werde die Tradition Christoph von Schmids mitsamt seiner Pädagogik auch heute noch hochgehalten, betont Herbert Bruggner. So „gratulierte“ der Chor dem heute oft vergessenen Schriftsteller und Theologen Anfang Mai mit einem Geburtstagskonzert in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl. 

Derzeit produziert die Schulabteilung gemeinsam mit der Pressestelle des Bis­­tums einen kurzen Videobeitrag über Christoph von Schmid, den die Domsingknaben musikalisch begleiten. Darin wird auch ein ganz neues Arran­gement von „Ihr Kinderlein kommet“ zu hören sein. 

Diese Seite teilen