Interview

Vom Krippenkind zum Hortkind

von Nicolas Schnall am 29.11.2019 - 11:02

Günter Groll sieht das KiTA-Zentrum St. Simpert auf einem guten Weg. (Foto: Schmid Media)

Der Dienst am jungen Menschen ist es, der Günter Groll umtreibt. Der Vorstandsvorsitzende des KiTA-Zentrums St. Simpert erzählt im Interview vom erfolgreichen Start der Stiftung, die mittlerweile schon weit mehr als 100 Kindertageseinrichtungen auf den Gebiet des Bistums Augsburg betreut.

Im Juli 2017 errichtet, im November 2017 anerkannt: Wie macht sich denn das „Krippenkind“ Stiftung KiTA-Zentrum St. Simpert bislang?

Günter Groll: Die Stiftung St. Simpert ist inzwischen schon ein Hortkind. Denn bereits im September 2011 gab es die ersten Überlegungen, den Kita-Bereich im Bistum Augsburg neu aufzustellen. Mit einer Projektabteilung in der Bischöflichen Finanzkammer für 13 Kindertageseinrichtungen mit acht Mitarbeiter/-innen ging es los. Das damalige Krippenkind ist gewachsen und durch die vom zwischenzeitlich emeritierten Bischof Konrad gegründete eigene Stiftung hervorragend aufgestellt.

Die Stiftung bezeichnet sich selbst als „Kompetenzzentrum“. Worin genau liegt die Kompetenz des KiTA-Zentrums?

Alle 427 katholischen Einrichtungen im Bistum profitieren von der Stiftung. 129 werden verwaltungsmäßig direkt von uns unterstützt. Alle Kompetenzen, die bislang verschiedenen Abteilungen des Bischöflichen Ordinariates zugeordnet waren, wurden gebündelt. Das betrifft unter anderem die Finanzen, Besoldung, Beschaffung, Sicherheitsstandards und das Personalwesen – stets in enger Zusammenarbeit mit dem Bistum und externen Kooperationspartnern. Verkürzte Wege, verschlankte Verwaltung und beschleunigte Reaktionszeiten sind das Ergebnis.

Und welchen Vorteil haben Einrichtungen, die sich „unter dem Dach“ der Stiftung befinden gegenüber anderen?

Die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung in den letzten Jahren erheblich verkompliziert. Die Ehrenamtlichen in den Kirchenstiftungen stoßen inhaltlich wie zeitlich an Grenzen. Die Stiftung übernimmt auf der Grundlage eines Vertrages mit den Kirchenstiftungen die Verwaltungsaufgaben und entlastet die Trägerschaft erheblich. Somit werden die Kirchenstiftungen in die Lage versetzt, ihre Kernaufgaben im caritativen, missionarischen und pastoralen Dienst in einer Kindertageseinrichtung optimal auszuüben.

Das heißt: Sie können sich vor Anfragen kaum retten?

Von Beginn an ist die Nachfrage der Kirchenstiftungen für unsere Unterstützungsleistungen enorm stark. Wir haben eine lange Interessentenliste. Das motiviert auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stiftung und mich mit meinem Vorstandskollegen. Es zeigt auch ganz klar, die Entscheidung für die Stiftung war richtig.

Aber auch die Stiftung spürt den „Fachkräftemangel“: Welche Wege gehen Sie, um darauf zu reagieren?

Das Wichtigste bei der Personalgewinnung ist stets der Mensch. Wir legen Wert auf einen wertschätzenden und persönlichen Kontakt mit unseren zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die schönste Form der Personalgewinnung ist es doch, im Freundes- und Bekanntenkreis weiterempfohlen zu werden. Mit Gründung der Stiftung KiTA-Zentrum St. Simpert haben wir unsere Recruiting-Aktivitäten noch einmal weiter professionalisiert. Dazu gehört auch das einheitliche und auffällige Erscheinungsbild im Dickicht des Stellenmarkts im digitalen wie im Printbereich. Auch auf Job-Messen, Veranstaltungen und bei Bildungsanbietern präsentieren wir uns potenziellen Bewerbern.

Also lohnt es sich, in einer katholischen Einrichtung zu arbeiten?

Diese Frage muss jede Person für sich selbst beantworten. Religiöse Erziehung ist für mich eine bereichernde menschliche Dimension. Sie ermöglicht Raum für Wahrnehmungen und Empfindungen, eröffnet Gestaltungsfreiheit und Ausdrucksmöglichkeit. Zudem bietet sie Hoffnung und Trost, Werte und Stabilität für Kinder. Dafür lohnt es sich, die eigene Arbeitskraft einzusetzen.      

Interview: Nicolas Schnall

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