Bilder wirkungsvoll in Szene setzen

Kinderleichte Gestaltungstricks für ansprechende Layouts

von Christian Schmitt am 13.11.2018 - 05:00  
Layout trifft Bild (Screenshot)

Christian Schmitt, Online-Redakteur bei Pfarrbriefservice.de zeigt in diesem Video, wie man Bilder im Pfarrbrief-Layout gekonnt in Szene setzt. Mit vielen praktischen Beispielen. Länge: 26 Min.

Die neue Reportage für den Pfarrbrief ist fertig getextet. Die Fotos dazu sind auch schon vorhanden. Doch wie die Bilder auf den Seiten platzieren, damit am Ende ein ansprechendes Layout herauskommt? Ein Layout, das die Leserinnen und Leser zum Verweilen einlädt? Der nachfolgende Beitrag stellt einfache Tipps und Tricks vor, die Sie anwenden können, um ansprechende Layouts zu erhalten.

Ein paar Worte vorweg:
Verabschieden Sie sich für das Pfarrbrief-Layout, sofern noch nicht geschehen, von Microsoft Word, LibreOffice Writer oder auch OpenOffice Writer. Das sind sehr gute Programme, solange sie für solche Aufgaben genutzt werden, für die sie gedacht sind: nämlich für die Texterstellung und -bearbeitung. Für die Textgestaltung gibt es spezialisierte und ausgereifte Layout-Programme. Diese Programme optimieren das Zusammenspiel von Text, Bildern und Grafiken. In einem weiteren Pfarrbriefservice.de-Beitrag stellen wir solche Programme vor (klicken Sie hier).

Aus der Bleiwüste eine Oase machen

Die wichtigste Regel beim Layouten von Magazinseiten bedeutet eine radikale Abkehr von Bleiwüsten. Was sich nach schweren, nicht enden wollenden Entbehrungen anhört, ist es mitunter tatsächlich für die Leser*innen. Auf Seiten, die ausschließlich aus Text bestehen, womöglich noch klein gedruckt und mit viel zu engen Zeilenabständen, wird das Lesen oft sehr anstrengend. Die wenigsten Leser*innen befassen sich freiwillig mit solcherart präsentierten Texten. Eine Zauberformel dazu lautet: „Einsatz von Bildern, und das großzügig“. Freilich ist der verfügbare Platz im Pfarrbrief oder Pfarrmagazin begrenzt. Aber was nützt Ihnen der wertvollste Beitrag, wenn er am Ende überhaupt nicht wahrgenommen, geschweige denn gelesen wird? Daher gehört es zum Alltag von Redakteuren, die angelieferten Texte noch vor dem Setzen gründlich durchzuarbeiten und, wo immer möglich, zu kürzen. Es tut einem Text gut, wenn er schlank und auf den Punkt gebracht daher kommt. Zusätzlich entsteht Platz für mehr Bilder. Solcherart präsentierte Beiträge werden öfter gelesen, wie Untersuchungen immer wieder belegen.

Bild 1: Eine so „gestaltete“ Doppelseite wirkt alles andere als einladend. Neben fehlenden Absätzen und Zwischenüberschriften mangelt es vor allem an ansprechenden Bildern, die Lust machen sich mit dem Artikel zu befassen.
 

Bild 2: Die Fotos in diesem Layout sind durchweg zu klein abgebildet. Sie sind gerade einmal auf Spaltenbreite aufgezogen. Dadurch können sie ihre Wirkung leider nicht richtig entfalten. Besonders unvorteilhaft wirkt sich das bei Fotos aus, die Personen zeigen. Die Gesichter und Köpfe sind dann meistens so klein, dass die Personen nur noch schwer zu erkennen sind.
 

Bild 3: Manchmal bietet es sich an, ein Bild großzügig über den Bund hinweg zu platzieren. Das geht natürlich nur, wenn dadurch keine wichtigen Bildbereiche im Bund „verschwinden“.
 

Bild 4: Mit großen Bildern lassen sich sehr gut Stimmungen vermitteln, wie dieses Beispiel eindrucksvoll belegt. Das Foto wurde über drei ganze Spalten, über den Bund hinweg platziert.
 

Bild 5: Personenfotos sollten in ausreichender Größe abgedruckt sein, damit die Leser*innen auf einen Blick erkennen, um welche Gesichter es sich handelt. So wirken die Bilder erst interessant. Im Zweifel ist es besser, sich auf ein oder zwei Fotos zu beschränken und den Artikeltext so weit wie möglich einzukürzen, als auf zu engem Raum zu viele Bilder mit reinzunehmen, die dann nur in Briefmarkengröße präsentiert sind. Zusatztipp: Die Personen sollten von vorne fotografiert sein und nicht von der Seite oder gar von hinten.
 

Bild 6: Über eine ganze Seite aufgezogen, kann dieses Foto seine volle Wirkung entfalten. Hier ist es auf der ersten Doppelseite des Beitrags platziert und dient zugleich als Aufmacherbild. Im Idealfall weckt es das Interesse der Leser*innen so stark, dass diese den Artikel gleich lesen möchten.
 

Bild 7:  Die Wahl eines interessanten Bildausschnitts macht es möglich, ein Foto hochformatig eine ganze Spalte füllen zu lassen.
 

Kontraste erzeugen Spannung

Ein einfacher Gestaltungstrick ist das Schaffen von Kontrasten. Mit Bildern lassen sich zum Beispiel sehr schön Größenkontraste herstellen. Denn nicht alle Bilder müssen in der gleichen Größe abgedruckt werden. Auch wenn sich das zunächst wie eine Binse anhört, bekommt die Online-Redaktion von Pfarrbriefservice.de immer wieder Pfarrbrief-Exemplare in die Hände, in denen die meisten Bilder gleich klein und scheinbar wie zufällig, dabei aber gleichmäßig, über die Seiten verteilt sind. Eine solche „Gestaltung“ wirkt leider sehr schnell langweilig. Spannung entsteht im Layout, wenn beispielsweise ein oder zwei klein abgedruckte Bilder im Kontrast stehen zu einem groß abgedruckten Bild. Die nachfolgenden Beispiele zeigen, was damit gemeint ist. Zusätzlich wurde hier das Gesetz der aufsteigenden Linien beachtet. Die Bilder sind so platziert, dass der Blick des Lesers in der Leserichtung, von links nach rechts, einer unsichtbaren, aufsteigenden Linie folgt. Das erzeugt, unbewusst, ein positives Gefühl von Dynamik.

Bild 8: Unten links ist das Foto eine Spalte breit, das auf der rechten Seite oben füllt zwei Spalten. Der Größenkontrast zwischen den Fotos erzeugt Spannung auf der Seite. Der Pfeil verdeutlicht das „Gesetz“ der aufsteigenden Linien. So entsteht eine positive, dynamische Wirkung.
 

Bild 9: Der Trick funktioniert auch mit drei Bildern. Auf der linken Seite sind zwei Fotos in klein auf Spaltenbreite aufgezogen, rechts steht im Kontrast dazu ein großes Bild. Auch hier ist das „Gesetz“ der aufsteigenden Linien wirksam, wie die Pfeile verdeutlichen.
 

Spannung zwischen Text und Bild

Spannung entsteht auch, wenn Bereiche, die für Bilder reserviert sind, im Kontrast stehen zu Bereichen mit Text. Die nachstehenden Beispiele verdeutlichen, was damit gemeint ist. In den Beispielen 10, 11 und 12 bleibt der obere Teil der Doppelseite weitestgehend den Bildern vorbehalten.

Bild 10: Das einspaltige Bild auf der linken Seite nimmt genau die gleiche Höhe ein wie das zweispaltige Bild auf der gegenüberliegenden Seite. Sowohl obere wie untere Begrenzung der Bilder sind durch gedachte, horizontale Linien miteinander verbunden. Es entsteht ein aufgeräumtes, klares Layout, welches spannend aufgebaut und daher schön anzuschauen ist.
 

Bild 11: Derselbe Seitenaufbau wie oben, nur wurde ein drittes Bild hinzugenommen, welches sich ebenfalls genau in das Gestaltungsraster einklinkt. So entsteht ein geschlossener Bildblock, der im Kontrast zum darunterliegenden Textbereich steht.
 

Bild 12: Wie bei den beiden vorangegangenen Beispielen ist das obere Drittel der Doppelseite als Bildbereich ausgewiesen. Zusätzlich wurde hier ein Bild über den Bund hinweg platziert. Das funktioniert, solange dadurch kein bildbestimmendes Motiv im Bund „verschwindet“.
 

Bild 13: Wenn Bilder räumlich nah beieinander angeordnet sind, bekommt die Seite eine „Bilder-Oase“ geschenkt. Hier verweilen die Leser*innen gerne und dürfen sie sich ein wenig ausruhen vom vielen Lesen. Am Artikelanfang platziert, lädt dieser Hingucker ein, sich gleich mit dem Beitrag zu befassen.
 

Die Drittelregel

Aus der Proportionslehre des Goldenen Schnitts (Begriffserklärung bei Wikipedia) leitet sich die Drittelregel ab. Es handelt sich hierbei um eine Faustregel, wie man das Hauptmotiv im Foto platziert, damit ein ästhetisch schöner Bildaufbau entsteht. Bei der Auswahl für das Layout sollten Sie solche Bilder bevorzugen, bei denen die Drittelregel beherzigt wurde. Manchmal können Sie ein mittelmäßiges Foto „retten“ indem Sie den gezeigten Bildausschnitt so wählen, dass die Drittelregel doch zum Tragen kommt.

Wie funktioniert die Drittelregel? Hierzu teilt man das Foto durch gedachte senkrechte Schnitte in genau drei gleich breite Teile auf. Das Hauptmotiv sollte in der Nähe einer dieser Schnittlinien positioniert sein. Hierdurch erhält das Bild eine besondere Dynamik. Es wirkt auf Betrachter „einfach stimmig“, eine Gefühlswahrnehmung, die mit Worten nur schwer erklärt werden kann. Ist das Hauptmotiv dagegen genau mittig platziert, wirkt das eher statisch, zentriert, oft auch langweilig. Natürlich kommt es immer auch auf die gewünschte Bildaussage an. Die nachfolgend gezeigten Beispiele verdeutlichen die Funktionsweise der Drittelregel. Diese gilt auch horizontal: bei Porträtfotos zum Beispiel sollten sich die Augen der porträtierten Person ungefähr auf Höhe der horizontalen Schnittlinie befinden, welche das obere Drittel des Bildes begrenzt.

Bild 14: Das Hauptmotiv befindet sich genau im Schnittpunkt zwischen der linken vertikalen und der oberen horizontalen Drittel-Linie.
 

Bild 15: Der Blick fällt zuerst auf das weiße Kopftuch, das sich im Bereich des Schnittpunkts zwischen rechter vertikaler und oberer horizontaler Drittel-Linie befindet.
 

Bild 16: Die Körperachse der Person entspricht in etwa der linken vertikalen Drittel-Linie. Die Augen sind auf Höhe der oberen horizontalen Drittel-Linie eingefangen.
 

Der Bildausschnitt bestimmt die Bildaussage

Einen bedeutenden Einfluss auf die Bildwirkung hat die Wahl des richtigen Bildausschnitts. Durch gezieltes Weglassen von Bildbereichen können bestimmte Bildaussagen betont, oft sogar erst hervorgeholt werden. Nicht zuletzt erleichtert das flexible Beschneiden der Bilder den Layoutprozess. Beispielsweise in Situationen, in denen das Layout nur noch Platz für ein hochformatiges Bild hergibt, das vorliegende aber querformatig ist: Mit etwas Glück kann der*die Layouter*in aus dem Foto einen hochformatigen Ausschnitt „herausholen“. Das setzt natürlich eine ausreichende Ausgangsbildgröße und -qualität voraus.

Bild 17: Das Kind nimmt genau die Mitte des Bildes ein. Dadurch wirkt es unverrückbar und statisch. Die Welt ist zwar groß und weit, scheint sich aber um diese Person zu drehen.
 

Bild 18: Alleine die Wahl eines alternativen Bildausschnitts befördert eine ganz andere Bildaussage. Die Körperachse der Person entspricht der Schnittlinie zum rechten Bilddrittel (siehe „Drittelregel“ weiter oben). Der Himmel wurde knapp über dem Kopf abgeschnitten. So wirkt es fast, als ob die Welt zu klein sei für das Kind. Es scheint aus dem Bild herausschauen zu wollen.
 

Bild 19: Dieser Bildausschnitt lässt dem Himmel viel Raum und rückt die scheinbare Blickrichtung des Knaben in die Aufmerksamkeit. Die Welt erscheint groß, der Mensch klein. Es entsteht vielleicht der Eindruck von Ferne, Sehnsucht.
 

Bild 20: Das Layout lässt genügend Platz, das komplette Foto auf einer halben Seite abzudrucken. Damit entfaltet es seine volle Wirkung.
 

Bild 21: Hier wurden der Baum und ein Teil vom Himmel weggelassen. Die Kapelle wirkt dadurch ein wenig „herausgelöst“ aus ihrer Umgebung.
 

Bild 22: Dieser Bildausschnitt beschränkt sich auf die linke Bildhälfte des ursprünglichen Fotos und dennoch kommt das eigentliche Motiv, die Kapelle zum Tragen. Wenn im Layout nur noch wenig Platz vorhanden ist, kann die geeignete Wahl des Ausschnitts ein Bild „retten“.
 
 

„Wer alles zeigt, zeigt bloß alles“

Oft entfalten Bilder ihre volle Wirkung erst, wenn sie auf einen bestimmten Ausschnitt beschnitten werden. Zum einen muss ein Foto nicht alle Details einer Szene enthalten. Im Gegenteil besteht die Kunst des Fotografierens, und später auch des Layoutens, darin, den Bildausschnitt so zu wählen, dass es gleichzeitig interessant wirkt und die wesentliche Bildaussage herausgearbeitet ist. Solche Bilder tragen zu einem klaren, aufgeräumten Erscheinungsbild bei. Zum anderen entstehen durch das bewusste Weglassen die interessanteren Bilder, welche die Neugierde und Fantasie des Betrachters eher wecken. Damit steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass der Beitrag gelesen wird.

Bild 23: Zwei Hände, die sich gegenseitig halten. Dieses Bilddetail steht symbolisch für zwei Menschen und das, was diese möglicherweise verbindet.
 

Bild 24: Hier zeigt der Fotograf nur die Füße der zwei Menschen und doch entstehen im Kopf des*der Betrachter*in sofort Vorstellungen, was da gerade passiert.
 

Bild 25: Auch dieser Bildausschnitt steht symbolisch für einen „Umstand“. Eine sehr schöne Bildkomposition, nicht zuletzt auch durch die ungewöhnliche Blick-Perspektive. Die Lichtverhältnisse erzeugen eine für die Bildaussage wichtige räumliche Tiefe.
 

Bild 26: Hier wurde mit der Kamera ein Taufbecken mit darauf befindlichen Taufutensilien angeschnitten. Für sich genommen ist das Bild ordentlich. Dennoch besteht die Kunst der maximalen Bildwirkung manchmal darin, so viel wegzulassen, dass man nichts mehr weglassen kann. Die nachfolgenden drei Beispiele sollen das verdeutlichen.
 

Bild 27: Das Bild konzentriert sich stärker auf die Taufutensilien. Die bei Bild 26 etwas störenden Formen und Linien des Taufbeckens sind nicht mehr sichtbar. Das Bild wirkt dadurch aufgeräumter und ruhiger.
 

Bild 28: Oft reicht es vollkommen aus, Motive nicht vollständig zu zeigen, sondern diese lediglich anzuschneiden, so dass sie scheinbar in das Bild „hineinwachsen“. In diesem Beispiel ergibt sich so ein schöner Kontrast zwischen dem „leeren“ Bildbereich in der linken, und dem eigentlichen Motiv in der rechten Bildhälfte.
 

Bild 29: Die Technik des Anschneidens oder „Andeutens“ ermöglicht auch den platzsparenden Einsatz von Bildern, wie dieses Beispiel zeigt.
 

Durch einfache, aber wirkungsvolle Gestaltungstricks lassen sich professionelle und ansprechende Layouts erstellen, die Leserinnen und Leser in den Bann ziehen. Ob durch den Einsatz von Kontrasten, die Beachtung der Drittelregel bei der Bildplatzierung oder durch die gezielte Auswahl von Bildausschnitten – jedes Detail trägt dazu bei, Ihre Botschaft effektiv zu vermitteln. Dabei ist der Umstieg zu spezialisierten Layout-Programmen ein entscheidender erster Schritt. Nutzen Sie die hier vorgestellten Tipps als Inspirationsquelle für Ihre nächste Pfarrbriefausgabe und wagen Sie es, kreativ zu sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der gekonnten Kombination von Text und Bild, die letztendlich eine harmonische Einheit bilden sollten. Also, ran an die Tasten bzw. Mäuse und lassen Sie Ihre kreativen Ideen fließen!

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