Bilder können helfen, sich von Gott neu berühren zu lassen

Autorenporträt (5): Pfarrer Friedbert Simon

von Elfriede Klauer am 21.03.2012 - 23:00  

Pfarrer Friedbert Simon

Viele religiöse Motive im Bilderpool von Pfarrbriefservice.de stammen von Pfarrer Friedbert Simon, der seit 2014 im Ruhestand ist. Ob ungewöhnliche Kirchenportale, moderne Darstellungen des Kreuzweges oder Heiligenfiguren – stets ist er auf der Suche nach einem reizvollen Motiv, das die christliche Botschaft anschaulich zu vermitteln hilft. Seit vielen Jahren stellt er seine Fotografien auch anderen Pfarrbriefredaktionen via Pfarrbriefservice.de zur Verfügung.

Dabei beschränken sich seine Bilder nicht auf religiöse Gegenstände. Sie zeigen vielmehr die Buntheit des Lebens, die er auch in seiner ehemaligen Pfarrei St. Josef in Aschaffenburg (Bistum Würzburg) fand und schätzte. Von 1996 bis 2014 engagierte er sich dort.

Was ihn als Pfarrer zum Fotografieren und zur Öffentlichkeitsarbeit motiviert hat, erzählte er 2012 in einem Interview.

Lieber Herr Pfarrer Simon, viele Ihrer Fotos zeigen christliche Kunst. Für Sie sind diese Darstellungen ein gutes Mittel, um …

Pfarrer Simon: … Neugierde an der Botschaft des Glaubens zu wecken, um im Betrachten und Meditieren eines Bildes Hoffnung, Wegweisung und Trost zu finden und um sich vom Bild zum entsprechenden Bibeltext führen und vom Wort Gottes auf neue Weise berühren zu lassen.

Was fasziniert Sie am Fotografieren?

Pfarrer Simon: Fotografieren gehört schon seit Kindertagen zu meinen Hobbys. Mich reizt es, das Leben in seiner bunten Vielfalt im Bild festzuhalten. Ein gutes Bild zeigt einen konzentrierten Ausschnitt des Lebens mit seiner Faszination und Schönheit oder auch seiner Härte und Grausamkeit. Es ist für mich Reflexion der Lebenswirklichkeit mit der Kamera, ähnlich wie Künstler, Musiker oder Schriftsteller mit ihren Mitteln Leben interpretieren.

Wie finden Sie Ihre Motive?

Pfarrer Simon: Indem ich mit offenen Augen durchs Leben gehe und Menschen beobachte. Manchmal verlockt eine Landschaft, eine Naturstimmung, ein Farbkontrast oder Schattenspiel, mit der Kamera eingefangen zu werden. Hin und wieder suche ich bewusst nach einem Motiv, um damit einen Gottesdienst zu gestalten, zum Beispiel im Advent oder bei einem Rosenkranzgebet.

Sie engagieren sich in Ihrer Pfarrei für den Pfarrbrief. Warum?

Pfarrer Simon: Unsere Pfarrgemeinde setzt sich aus Menschen zusammen, die als Übersiedler, Asylanten oder Arbeitsplatzsuchende aus aller Herren Länder zugezogen sind. Es gibt zwischen ihnen wenig gewachsene Beziehungen. Viele Jüngere und Ältere leben allein - ohne Familie in der Nähe. Die wenigsten von ihnen sind im Gottesdienst erreichbar. Hier übernimmt der Pfarrbrief (neben anderen Medien wie Homepage, Begrüßungs- und Glückwunschbriefe) eine Brückenfunktion. Er signalisiert den Menschen: Wir sind als Kirche für euch da. Wir haben Interesse an euch. Schaut, was bei uns los ist, was uns trägt und motiviert. Wir laden ein, in unserer Pfarrgemeinde mitzuleben und Kontakte und neue Freunde zu finden.

Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Pfarrer Simon: Viele Gemeindemitglieder warten auf den Pfarrbrief und lesen ihn mit Interesse. Ich weiß aber auch, dass er hier und da ungelesen in die Papiertonne wandert. Seine Akzeptanz ist ein Spiegelbild der Kirchlichkeit der Menschen in heutiger Zeit.

Eine breit aufgestellte, wirksame Öffentlichkeitsarbeit liegt Ihnen am Herzen. Wieso reicht es nicht, „nur“ ein guter Seelsorger zu sein und gute Angebote zu machen?

Pfarrer Simon: Natürlich möchte ich ein „guter Seelsorger“ sein, indem ich den Menschen nahe bin in ihren frohen und leidvollen Lebensgeschichten, um sie durch meine Anteilnahme an ihrem Leben etwas von Gottes Nähe erahnen zu lassen, der sich als der „Ich-bin-Da“ geoffenbart hat.

Ich denke, die Begegnung mit den Menschen ist die wirksamste Öffentlichkeitsarbeit, die Kirche leisten kann. Begegnungen und positive Erfahrungen mit Christen in der Gemeinde bereiten das Vorfeld, damit Kommunikationsmedien wie der Pfarrbrief auf Interesse stoßen.

Die Motivation dazu erhalte ich von Jesus selbst. Für ihn war die persönliche Be¬geg¬nung der Weg, um Gemeinschaft herzustellen und dadurch Menschen für Gott zu gewinnen. Unter diesem Gesichtspunkt sind für mich die immer größer werdenden Seelsorgeeinheiten äußerst fragwürdig. Entfernt sich dadurch die Kirche nicht immer weiter von den Menschen, statt ihnen nahe zu sein?

„Wie hätte Jesus heute Menschen für sich gewonnen?“ Auf diese meine Frage hat mir eine lebenserfahrene Frau in ihrem unterfränkischen Dialekt geantwortet: „Er wär’ dorch die Gejend gelaafe on hät’ mit de Leit gebabbelt“. Seitdem hängt als Impuls für mich an meiner Wohnungstür die Inschrift, auf die beim Kommen und Gehen mein Blick fällt: „Jesus wäre durch die Gegend gelaufen und hätte mit den Leuten geredet!“ Eine bessere Öffentlichkeitsarbeit gibt es nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Serie Autorenporträt: Viele Menschen tragen regelmäßig in Wort und Bild dazu bei, dass Pfarrbriefservice.de mittlerweile einen reichen Fundus an Texten, Bildern und Tipps zu bieten hat. In loser Folge werden die verschiedenen Autoren vorgestellt.

Alle bisher veröffentlichten Bilder von Pfarrer Simon finden Sie hier.

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