Einen erholsamen Urlaub!

Was raten spirituelle Expertinnen und Experten?

Für viele ist der Urlaub die schönste Zeit des Jahres – oder sollte es zumindest sein. Doch das Gedankenkarussell dreht sich oft weiter und es will einfach nicht gelingen, sich auf die freie Zeit einzulassen. Spirituelle Experten geben Ihnen Tipps für einen wirklich entspannten Urlaub – für Körper, Geist und Seele.

Ich wünsche Ihnen … nichts

Wie oft wird mir in diesen Wochen ein erholsamer Urlaub gewünscht. Natürlich freue ich mich darüber, aber zugleich fangen diese vielfachen Bekundungen auch an, mich zu stressen! Denn ungewollt nähren sie in mir den Druck, mich in der freien Zeit möglichst gut entspannen zu sollen. Und schon wird die freie Zeit wieder verzweckt – und damit ihres Zaubers beraubt. Denn genau darin liegt doch der Unterschied zwischen einer wirklich freien Zeit und dem zielgerichteten Planen und Tun, welches den Alltag prägt: dass wir uns eine Zeit gönnen, in der wir nichts Bestimmtes tun oder erleben müssen, sondern dass wir uns dem „Wink der Stunde“ überlassen. Das kann bedeuten, dass der Körper sich auspowern oder faul in den Seilen hängen will. Dass der Kopf frei wird von willentlicher Anspannung und die Gedanken spielerisch umherwandern. Dass unsere Seele den Freiraum findet zu fühlen, zu träumen oder einfach nur zu sein. Dass wir ziellos durch die vertraute Stadt schlendern und beim Anblick spielender Kinder stehen bleiben und schauen ... Um der freien, unverzweckten Zeit willen wünsche ich Ihnen: nichts.

Melanie Wolfers
Bestsellerautorin, Podcasterin, Ordensfrau, www.melaniewolfers.de, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Sich beschenkt wissen

Nimm dich nicht so wichtig. Das hat sich Papst Johannes XXIII. gesagt, als er nach seiner Wahl nicht einschlafen konnte. Damit fängt alle Entspannung an: Du bist in Gottes Hand. Dein Leben ist mit Christus schon verborgen in Gott. Mit einem Bein stehst du schon in der Vollendung. – Das entspannt total im Überforderungsstress, den Beruf und Freizeit machen. Ja, Sie lesen richtig. Auch Freizeit. Was man alles erlebt haben sollte. Besucht haben müsste. Und wie man sich auch, siehe die Frage, richtig entspannt haben müsste. Christen sagen sich: Ich bin einmalig. Meine Lebensstunden sind gezählt. Möge mir aufgehen, wie reich beschenkt ich schon bin. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Und wenn es geht, dabei beten: Von dir, Gott, zu mir. Von mir, Gott, zu dir. Das andere kommt dann von selbst. Geht einem (neu) auf als Geschenk. Darf sich mir zeigen, wie es will. Es beginnt das Staunen: So wenig brauche ich zum Leben. Zum Glück. Nur dich. Gott. Mann. Frau. Kind. Nächster. Danke. Wo auch immer.

Bruder Paulus Terwitte
Kapuziner, Autor und Coach, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Sich freigehen

Viele Menschen möchten gerne zur Ruhe kommen. Aber sie können nicht abschalten. Sie haben Angst vor der Stille, weil da etwas Unangenehmes hochkommen könnte. Jesus sagt: „Die Wahrheit wird euch befreien“ ( Joh 8,32). Nur wenn ich das, was in mir auftaucht, nicht bewerte, kann ich zur Ruhe finden. Alles, was in mir hochkommt, halte ich Gott hin mit dem Bewusstsein: Alles darf sein. Ich bin so, wie ich bin, von Gott angenommen. Eine Hilfe, abzuschalten, ist, beim Wandern sich bewusst freizugehen von allen Sorgen und Problemen. Søren Kierkegaard meint einmal, er kenne keinen Kummer, von dem er sich nicht freigehen kann. Aber das wird nur gelingen, wenn ich mich ganz auf das Gehen einlasse und bewusst alles loslasse, was mich belastet. Eine andere Hilfe kann sein: Ich setze mich auf eine Bank und schaue nur auf die Landschaft. Oder ich lege mich aufs Bett oder auf eine Wiese und stelle mir vor: Ich muss jetzt gar nichts leisten. Ich muss auch nicht entspannen oder abschalten. Ich muss auch keine Probleme lösen. Ich bin einfach nur da.

Pater Anselm Grün
Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und spiritueller Autor, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Im Vertrauen ruhen

Das geistlich angemessene Wort für Entspannung heißt „Vertrauen“. Es ist darin das Wissen: Ich bin nicht für alles verantwortlich. Manch Gutes wird sich fügen und wird geschenkt. Nur ein im Vertrauen ruhender Mensch kann lernen, seine Seele zu entspannen. Denn was unser Leben so anstrengend macht, ist eigentlich immer ein Mangel an Vertrauen. Wenn ein guter, erwartungsruhiger Urlaub uns Abstand von der Verbissenheit des Alltags schenkt, kann sich in uns erneuern, was uns geraubt wurde. Vertrauen bedeutet, gehalten zu sein. Wir müssen nicht halten, was uns hält. So kann unsere Seele sich „von der Welt“ erholen. Ein großes Prophetenwort sagt: „Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein“ ( Jes 30,15). Mit anderen Worten: Versuche nicht, aus eigener Kraft das Gute ins Dasein zu zerren. Sondern reiche dem Himmel die Hand: dein Vertrauen. So kann wahr werden, was Sacharja sagt: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“ (4,6).

Martin Schleske
Geigenbaumeister und Schriftsteller, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Einfach sein dürfen

Ich lasse mich von der Lebenskunst der Lange-Weile locken. Lange-Weile muss nicht ätzend sein, sondern sie kann mich zu einer wohltuenden Entspannung bewegen, in dem ich all das Schöne noch intensiver auskoste und staunend-dankbar ins Leben blicke. Auf einer ostfriesischen Insel kann ich stundenlang barfuß im Meer gehen. Ich lasse mich gehen und der Wind pustet mein Sorgenkarussell weg. Schwere und schmerzvolle Gedanken bekämpfe ich nicht, sondern ich versuche, sie wie Wolken vorbeiziehen zu lassen. Das tiefe Ein- und Ausatmen und das achtsame Gehen und Verweilen schenken mir viele Momente, in denen ich voll da bin und ganz weg. Endlich einfach sein dürfen, ein Hauch von Glück. Urlaubszeit ist für mich immer auch Begegnungszeit. Gemeinsam ein leckeres Essen genießen, ohne Zeitdruck einander zuhören können, lachen und weinen dürfen – all das lässt mich erahnen, dass wir alle immer schon von einem zärtlichen Segen bewohnt sind, der uns zum Genießen und zum Mitgefühl bestärkt.

Pierre Stutz
spiritueller Autor, www.pierrestutz.ch, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Aktion und Kontemplation

Urlaub ist für mich eine Zeit, um Neues zu entdecken, neue Wege zu gehen. Genauso wie es eine Zeit der Kontemplation, der Unterbrechung, ist. Eine Zeit, in der ich mich von Gott ansprechen lasse. In unserem Chiemgauer Urlaubsort bin ich immer fasziniert von der Schönheit der Natur, diese Eindrücke nehme ich hinein in die Zeit der Stille und danke Gott für seine wunderbare Schöpfung. Auch im Urlaub möchte ich den Wechsel zwischen Aktion und Kontemplation bewusst leben. So sagt unsere vinzentinische Tradition, dass das Dasein für die Menschen, die Aktion, und das Gebet, die Kontemplation, nicht voneinander zu trennen sind. Es handelt sich, wie Vinzenz von Paul sagt, um zwei Seiten der gleichen Medaille. Diesen Gedanken der zwei Seiten einer Medaille möchte ich auch für den Urlaub übersetzen. Den ausgeglichenen Wechsel zwischen Unternehmung und Ruhe empfinde ich als bereichernd und wertvoll. Mit diesem Gedanken der zwei Seiten einer Medaille wünsche ich Ihnen eine segensreiche Urlaubszeit.

Schwester Josefa Maria Grießhaber
Wertebeauftragte der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

Wirklich abschalten

Viele von uns müssen im Alltag „funktionieren“. Wir sind mit unseren Gedanken bei der Arbeit oder bei anderen. Im Urlaub darf ich bei mir und meinen Bedürfnissen sein und mich fragen: Was tut mir heute gut, was möchte ich (für mich) tun? Möchte ich einmal über die Stränge schlagen? Mal richtig ausschlafen? Meine Grenzen austesten? Endlich das tun, was zu kurz gekommen ist? Mir hilft dabei, wirklich ab-zu-schalten. Nicht ständig erreichbar und online zu sein. Zur Seite mit dem Handy! Das, was ich tue, möchte ich in Ruhe und mit Muße tun. Ich lasse mir Zeit, meine Eindrücke zu verarbeiten. Ich möchte nicht mehr schnell vom einen zum anderen gehen, sondern verweilen und innehalten. Ich mache mir bewusst, dass Gott mich liebevoll anschaut. Meine Gebete im Urlaub sind eher kurz, ein Dank für den neuen Tag und Seine Schöpfung mit der Bitte um einen weiten Blick für Seine Gegenwart in allem. … und wenn die Umstellung schwierig ist, den Mut, so lange gar nichts zu tun, bis sich ein neuer Impuls regt.

Dr. Marcus Volpert
Sprecher der Diözesan-Gemeinschaft Christlichen Lebens München und Freising, Quelle: www.innehalten.de, In: Pfarrbriefservice.de

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