Menschen kaufen in Deutschland

Das Schwerpunktthema für Juli 2013

am 01.04.2013 - 22:00  

Frauen und Mädchen werden wie Waren gekauft und in die Prostitution gezwungen. Sklaverei im 21. Jahrhundert - auch in Deutschland. Das Phänomen des Frauenhandels gilt weltweit als das risikoärmste, lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität. Und was hat dieser Skandal mit Pfarrbriefen zu tun? „Die Gesellschaft muss darauf aufmerksam gemacht werden und darf nicht wegschauen, sondern hat mitzuhelfen, etwas zu verändern", sagt Schwester Dr. Lea Ackermann, Gründerin der Menschenrechtsorganisation SOLWODI. Ein Interview mit ihr sowie weitere Bausteine möchten Pfarrbriefredaktionen ermutigen, auf das Schicksal dieser Frauen in einer Pfarrbriefausgabe aufmerksam zu machen.

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    Zentralkomitee der deutschen Katholiken

    „Die Zunahme von Menschenhandel und Zwangsprostitution in Europa erfüllt mich mit tiefer Abscheu und Besorgnis,“ mit diesen Worten kommentiert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die Ergebnisse einer EU-Studie zum Thema Menschenhandel, nach der die Zahl

    ... zum Beispiel beim Streetwork

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    Regelmäßig nutzen unsere Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, einmal wöchentlich durch die Bordelle bzw. zum Straßenstrich zu gehen. Auf diese Weise erleben sie hautnah die Belastungen mit, denen Frauen tagtäglich ausgesetzt sind.

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    Debora Höly

    Am 1. Januar 2002 trat das rot-grüne Prostitutionsgesetz (ProstG 2002) in Kraft. Seitdem ist Deutschland in diesem Punkt eines der liberalsten Länder der Welt. […]

    Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation SOLWODI begleiten Razzia

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    "Ein Bier, ein Würstchen, eine Frau - für 8,90 Euro alles inklusive“ - so werben so genannte Flatrate-Bordelle um Kunden. Die Idee: Ein Preis für alles.

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    Zwei Entwicklungen der letzten Jahre haben maßgeblich dazu beigetragen, dass immer weniger Fälle von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung aufgedeckt werden:

    1. EU-Osterweiterung

    Sr. Lea Ackermann: "Die Gesellschaft muss mithelfen, etwas zu verändern"

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    "Ich wusste nicht, an welchem Ort ich war, alle paar Wochen kam ich in ein anderes Bordell. 15 Freier am Tag - sieben Tage die Woche.

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    Menschenhandel ist ein Delikt, das in aller Regel im Zusammenhang mit Migration steht.

    Der Ausdruck "Menschenhandel" bezeichnet den Umgang mit Menschen, gleichzusetzen mit dem eines Handelsgutes oder einer Ware.

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    Der Straftatbestand des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist im § 232 Strafgesetzbuch geregelt und gilt als ein Delikt der organisierten Kriminalität.

    Interview mit Sr. Lea Ackermann

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    Claudia Klein, www.missio.com

    Dr. Lea Ackermann, Bankkauffrau, Erziehungswissenschaftlerin und Ordensfrau der „Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika“, engagiert sich seit 1985 gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel in Afrika und Deutschland. Mit ihr sprach Claudia Klein von missio München.

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    Rund 500.000 Frauen werden nach Angaben der EU jährlich in Westeuropa zur Prostitution gezwungen. Die Mehrzahl der Frauen stammt aus Osteuropa.

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    Zwangsprostituierte Frauen haben keine Wahl.

    Hunderttausende Frauen werden jährlich nach Europa und innerhalb Europas von Land zu Land geschleust, zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet. Menschenhandel ist ein Verbrechen, mit dem Milliardengewinne erzielt werden.

    von

    Wie kommt es, dass Frauen Opfer von Menschenhandel werden? Sind sie naiv, verstehen sie nicht, auf was sie sich einlassen? Oder wissen sie, was sie tun? Und warum wehren sie sich nicht, wenn sie gegen ihren Willen zu sexuellen oder anderen Diensten gezwungen werden?

    Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz

    Eine Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zum Welttag des Friedens 2015 beschäftigt sich mit Sklaverei und Menschenhandel. Sie trägt den Titel "Nicht länger Sklaven, sondern Brüder und Schwestern" und kann unter http://www.dbk-shop.de/de/deutsche-bischofskonferenz/arbeitshilfen/
    nicht-laenger-sklaven-sondern-brueder-schwestern-welttag-friedens-2015.html
    herunter geladen werden.

    Die Botschaft von Papst Franziskus für den 48. Welttag des Friedens am 1. Januar 2015 stand unter dem Motto „Nicht länger Sklaven, sondern Brüder und Schwestern“. Mit diesem Thema will der Heilige Vater darauf aufmerksam machen, dass Sklaverei und Menschenhandel nicht der Vergangenheit angehören, sondern in ihren modernen Ausprägungen eine „schreckliche offene Wunde“ der Gegenwart sind. Dies sei vielen Menschen nicht bewusst, heißt es in der Ankündigung aus Rom. Auch Medien und Bildungsträger müssten stärker auf den Handel mit Migranten und Prostituierten, Ausbeutung, Zwangsarbeit und die Versklavung von Frauen und Kindern hinweisen.

    Rat und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen: Das Hilfetelefon

    Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent und sicher beraten zu lassen unter der kostenlosen Rufnummer 08000 116 016.

    Ob Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung sowie Stalking, Zwangsprostitution oder Genitalverstümmelung – Beraterinnen stehen hilfesuchenden Frauen zu allen Formen der Gewalt vertraulich zur Seite und leiten sie auf Wunsch an die passende Unterstützungseinrichtung vor Ort weiter. Der Anruf und die Beratung sind kostenlos. Das Hilfetelefon ist ein Angebot des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

    Auch Fachkräfte, die im Rahmen ihres beruflichen oder ehrenamtlichen Einsatzes mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert werden, können sich jederzeit an das Hilfetelefon wenden. Darüber hinaus richtet sich das Angebot auch an alle anderen Menschen, die Frauen helfen wollen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Das können z. B. Familienangehörige, Freundinnen und Freunde oder Bekannte sein.

    Auch wenn die Betroffenen kein Deutsch sprechen oder sich nicht ausreichend verständigen können, erhalten diese beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen Unterstützung. Mithilfe von Dolmetscherinnen ist eine Beratung in vielen Sprachen möglich.

    Hörgeschädigte und Gehörlose können über einen Relay-Dienst unkompliziert in Kontakt mit den Beraterinnen des Hilfetelefons treten – barrierefrei per Gebärden- oder Schriftsprachdolmetscher und kostenlos.

    Mehr Informationen unter www.hilfetelefon.de  

    Buchtipp: In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum

    Betroffene aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten erzählen ihre unglaublichen Lebensgeschichten auf dem Weg in die Freiheit. Sie flohen aus Zwangsprostitution, Kinderehen und Beziehungsgewalt. Sie entkamen politischer Unterdrückung, Ehrenmorden, Menschenhändlern und bitterer Armut.

    Eine packende und berührende Reportage über Frauen und Mädchen, die den Weg in die Freiheit gefunden haben.

    Lea Ackermann, Mary Kreutzer, Alicia Allgäuer: In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum. Kösel-Verlag, 2. Aufl. 2013, 240 Seiten mit 16 Seiten Farbbogen. Gebunden. ISBN 978-3-466-30878-1; 17,99 Euro.

    Filmtipp des Katholischen Filmwerks: "Fair Trade"

    Der kürzeste Weg und gleichzeitig die klarste Grenze zwischen Afrika und Europa ist die Straße von Gibraltar. "Fair Trade" ist eine der Geschichten, die dort jeden Tag stattfinden. Ein aufrüttelnder Kurzfilm zum Thema Menschenwürde.

    Erhältlich ist die DVD des Films für Schulen und Gemeindearbeit unter www.filmwerk.de oder in Ihrer Medienzentrale.

    Dauer: 15 Min.
    Deutschland/Marokko 2006
    Regie: Michael Dreher
    Produziert von Weltweit-Film, Kasbah-Film Tangier, HFF München, FGV Schmidle

    Links zum Thema

    www.kok-buero.de
    KOK- Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V.

    www.solwodi.de
    Der Verein SOLWODI hilft Frauen, die als Opfer von Menschenhändlern, Sextouristen und Heiratsvermittlern nach Deutschland gekommen sind. SOLWODI kümmert sich um Migrantinnen, sowohl illegale wie auch legale, die Opfer von Menschenhandel geworden sind.

    www.jadwiga-online.de
    Die Fachberatungsstelle JADWIGA setzt sich für die Rechte der Opfer von Frauenhandel ein. Sie bietet umfassende Unterstützung und Hilfen für die Betroffenen in Krisensituationen an.

    www.stoppt-zwangsprostitution.de
    Der Verein Frauenrecht ist Menschenrecht hat sich mit seiner bundesweiten Kampagne „Stoppt Zwangsprostitution“ anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erstmalig direkt an Freier gewandt und Männer zum Nachdenken und Handeln bewegt. Die Website mit Informationen, Statements von Freiern und zwangsprostituierten Frauen und Kontaktadressen von Beratungsstellen ist nach wie vor online.

    www.frauenrechte.de/online/index.php/
    TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch internationale Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen, Einzelfallhilfe und Förderung von einzelnen Projekten Frauen und Mädchen unterstützt.

    www.gegen-frauenhandel.de
    Seite des Aktionsbündnisses gegen Frauenhandel in Bayern

    www.renovabis.de/themen/zwangsprostitution-und-frauenhandel
    Sich gemeinsam mit Projektpartnern aus Osteuropa gegen Frauenhandel stark machen und Opfer von Frauenhandel auffangen, dafür setzt sich das kirchliche Hilfswerk Renovabis in der Projektarbeit ein.

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