Zur Geschichte des Christbaums

Der Christbaum hat seinen Ursprung im mittelalterlichen Krippenspiel in der Kirche. Vor dem eigentlichen Krippenspiel fand das Paradiesspiel statt, in dem gezeigt wurde, wie durch Adam und Eva die Sünde in die Welt kam, von der wir durch Christi Kreuzestod befreit wurden. Zu diesem Spiel gehörte ein immergrüner Baum als „Paradiesbaum” (auch Adamsbaum), von dem an der dramaturgisch bestimmten Stelle die „Frucht” gepflückt wurde. Diese Frucht war nach zeitgenössischem Denken ein roter Apfel. Mit den Jahren wurde der Paradiesbaum immer schmucker: (vergoldete) Nüsse, Festgebäck und Süßigkeiten machten die „paradiesische” Funktion des Baumes für die Gläubigen deutlich. In „Silber”papier und in „Gold”papier eingewickelte Früchte dieses Baumes sind so zu den Vorlagen für Christbaumkugeln und Christbaumschmuck geworden. Am Ende der Weihnachtszeit, dem 6. Januar, durfte der Paradies- bzw. Christ- oder Weihnachtsbaum geplündert werden, d.h. die Früchte wurden „geerntet”. Im 16./17. Jahrhundert taucht der Paradiesbaum außerhalb der Kirche auf: bei Gemeinschaftsfeiern von Zünften und Bruderschaften. Er hat sich vom Krippenspiel abgelöst und entwickelt sich zum Symbol der Advents- und Weihnachtszeit.

Konfessionelles Gegensymbol zur Weihnachtskrippe

Der Christbaum galt sehr bald in evangelischen Familien als weihnachtliches Symbol „rechtgläubiger” Protestanten. Er wurde zum konfessionellen Gegensymbol der (katholischen) Weihnachtskrippe. Im 18. Jahrhundert, als die Weihnachtsfeiern zunehmend zu Familienfesten wurden, wanderte der Christbaum fast konsequenterweise mit in die Wohnungen auch der einfacheren evangelischen Menschen. ... Mit brennenden Kerzen bestückte Christbäume finden sich erst bei protestantischen adligen und wohlhabenden bürgerlichen Familien. Erst im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts tauchen die Lichterbäume zunächst in den Wohnstuben evangelischer Familien und ab dem 19. und 20. Jahrhundert in den Wohnzimmern katholischer Familien auf. In Österreich steht 1816 der erste Weihnachtsbaum, in Frankreich 1840 - nachdem Lieselotte von der Pfalz 1710 vergeblich die Einführung versucht hatte. Durch den deutschen Prinzgemahl Albert der britischen Königin Victoria (1837 - 1901) fand der Weihnachtsbaum auch nach England.

Der Christbaum in diktatorischen Regimen

Da in DDR-Zeiten den dortigen Gewalthabern weder Christ- noch Weihnachtsbäume - wobei der Begriff Weihnachtsbaum schon eine deutliche Reduzierung vom Festanlass zum puren Festtag darstellt - passen konnten, haben die Ideologen dem Christbaum einfach eine passende Geschichte und einen neuen Namen zugeschustert. Zunächst schnitten sie die gesamten christlichen Wurzeln des Christbaumes radikal ab und erklärten seine Vergangenheit nur noch als Festbaum der Zünfte, der zum Kinderbaum geworden sei. Eben deshalb habe ihn die Sowjetunion 1935 zu Silvester als Gabenbaum eingeführt. Natürlich war in der DDR der Christbaum als „Christ”baum untragbar: Er wurde in Schmuckbaum umbenannt. Schon die Nazis hatten den Christbaum nur noch als Weihnachts- oder Tannenbaum durchgehen lassen.

Berühmte Christbäume

Berühmte Christbäume stehen auf dem Petersplatz in Rom und auf dem Trafalgar Square in London. Der Papst erhält jedes Jahr einen Weihnachtsbaum für den Petersplatz zum Geschenk. Den berühmten Londoner Weihnachtsbaum erhalten die Engländer jedes Jahr aus Oslo zum Geschenk. Die Norweger erinnern damit jährlich an ihre gemeinsame Waffenbrüderschaft gegen die deutschen Nationalsozialisten.

© Dr.theol. Manfred Becker-Huberti, Köln
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Das Schwerpunktthema für Dezember 2007

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Text: Dr.theol. Manfred Becker-Huberti
In: Pfarrbriefservice.de