Weihnachten auf der Flucht

Diego, Laurita, José Miguel und ihre Eltern sind aus Venezuela. Sie blicken auf die Eingangstür der Schule in Ipiales. Es fehlen wenige Tage bis Weihnachten. Zumindest die Festtage wollen sie hierbleiben, hoffentlich für immer.  

Vor drei Tagen kam die Familie in der Grenzstadt zu Ecuador an – monatelang zu Fuß und bettelnd durch Kolumbien. Zuhause hatten sie nichts zu essen. Um zu überleben, mussten sie gehen. Unterwegs gab es oft Probleme. In vielen Dörfern wollten sie keine Migranten: „Schaut, dass ihr wegkommt!“ Ob sie in Ipiales endlich bleiben können? Sie wohnen in einem Zelt.  Nachts frieren sie, da der Ort 3.000 Meter hoch liegt.  

Die Kinder wollen zur Schule gehen, um später einen guten Beruf zu bekommen und endlich besser leben. Als der Schulleiter die Familie sieht, sagt er direkt: „Ich will keine Flüchtlinge hier. Die sind faul und bringen nur Probleme.“ Das macht die beiden siebenjährigen Zwillinge Diego und Laurita traurig. Sie weinen. „Wir wollen hierbleiben und nicht schon wieder weiterlaufen. Warum dürfen alle anderen Kinder zur Schule gehen und wir nicht? Was haben wir Böses getan?“

Am Nachmittag ist die Familie in der Pfarrei. Andere Flüchtlingsfamilien berichteten, dass es dort eine Gruppe guter Menschen gibt – Freiwillige, die Flüchtlingen helfen. Anfangs wollten sie nur Lebensmittel abholen, aber die Überraschung ist groß: Sie werden eingeladen, sich zu setzen. Doña Maruja nimmt sich Zeit für sie. Es gibt Kuchen, Kaffee für die Eltern und Kakao für die Kinder. Erzählt doch, wer ihr seid? Woher kommt ihr? Wie geht es euch? So schöne Willkommensworte hat die Familie selten erlebt. Papa und Mama sind sprachlos. Auch schämen sie sich, nichts Anderes mitzubringen als Armut und Verzweiflung. Aus den Kindern sprudelt es: „Wir sind aus Venezuela. Niemand will uns, und wir dürfen nicht in die Schule.“ Doña Maruja hört zu, fragt nach und lädt die Familie ein am nächsten Tag wiederzukommen.

Das muss sie den Kindern nicht zweimal sagen. Es ist schön hier: der Raum ist warm, sie haben gegessen, getrunken und durften erzählen – endlich. Noch wertvoller: Jemand hörte ihnen zu. Als sie Doña Maruja wiedertreffen, strahlt die Familie. Es gibt etwas Besonderes – die für die Weihnachtszeit typischen Empanadas, gefüllte Teigtaschen. Aber das ist nicht alles. „Nach den Weihnachtsferien dürft ihr zur Schule“, überrascht Doña Maruja die Kinder. „Ich habe dem Schulleiter erklärt, dass ihr ein Recht auf Bildung habt und er kein Unrecht begehen darf.“ Im selben Augenblick geht die Tür auf und Schulkinder laufen bepackt zu ihnen. „Wir haben für euch gesammelt: Bücher, Hefte, Stifte, ebenso Lebensmittel. Wir freuen uns auf euch.“ Laurita weint – vor Freude. Bewegt und sprachlos umarmen sich alle. Frohe Weihnachten!

Quelle: Adveniat, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Adveniat
In: Pfarrbriefservice.de