Was Trauernden um ein Baby weh tut und was helfen kann

"Meine Freundin/Schwester/Bekannte/Nachbarin/Kollegin/Tochter und ihr Mann/Partner/Freund haben ihr Baby verloren. - Was kann ich tun?" - Diese Frage wird immer wieder gestellt. Hier der Versuch einer Antwort:

Was weh tut

Sprüche, Floskeln wie...

  • "Du bist ja noch jung, ..."
  • "Du kannst noch viele Kinder haben, ..."
  • "Es ist besser so, ..."
  • "Besser so, als ein behindertes Kind, ..."
  • "Wer weiß, wofür/wozu es gut ist..."
  • "Es war doch noch kein richtiges Kind..."
  • "Sei froh, dass die Schwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten war, ..."
  • "Sei froh, dass du dein Baby noch nicht zu Hause hattest, ..."
  • "Ich weiß, wie es dir geht, ich weiß, wie ihr fühlt..."
  • "Ich habe von einer Frau gehört, die hat zwölf Fehlgeburten (drei Totgeburten) gehabt, das ist ja noch viel schlimmer..."
  • "Melde dich, wenn es dir wieder besser geht, ..."
  • "Genießt euer sorgloses Leben zu zweit, fahrt erst einmal in den Urlaub..."
  • "Kinder sind anstrengend, kosten Geld, sind immer krank - überlegt es euch noch einmal..."
  • "Du hast doch schon ein lebendes Kind."
  • "Wolltet ihr wirklich noch ein drittes/viertes/fünftes Kind?"
  • "Schau' nach vorne, blick' nicht nach hinten!"
  • "Werde schnell wieder schwanger, dann geht es dir besser."
  • "Werde bloß nicht zu schnell wieder schwanger, eine neue Schwangerschaft, ein neues Kind ist kein Ersatz für ein totes Kind."
  • "Musstet ihr euch euer totes Kind unbedingt angucken? Das war ein Fehler, es wird euch ewig verfolgen."
  • "Steigere dich nicht so in die Trauer hinein."
  • "Es wird Zeit, dass du vergisst."
  • "Musst du immer noch weinen?"

... trösten nicht, sie verletzen nur noch mehr.

Was helfen kann

  • für die betroffenen Eltern immer da sein, wenn sie einen brauchen, ihnen zuhören
  • immer ein offenes Herz und offene Ohren haben
  • die betroffenen Eltern auf ihrem Weg begleiten
  • ihre Trauer ernst nehmen
  • "Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
  • "Es tut mir leid."
  • "Ich bin hilflos."
  • "Ich bin so unsicher, was ich sagen/tun soll."
  • "Wir sind traurig mit euch."
  • "Melde dich, meldet euch, jederzeit, immer und gerade dann, wenn es dir/euch schlecht geht!"
  • "Was kann ich für dich/euch tun?"
  • eine stille Umarmung
  • ein stummer Händedruck
  • eigene Tränen zulassen
  • die Trauer nicht "klein reden", nicht durch Floskeln etc. (siehe oben) zu beschwichtigen versuchen
  • das Kind beim Namen nennen, es nicht totschweigen
  • an den "Jahrestagen" (Geburts-/Todestag, errechneter Entbindungstermin): Ein Kärtchen schicken, anrufen, ein Blümchen auf das Grab legen (wenn es eins gibt), eine Kerze für das Sternenkind anzünden (nicht nur im ersten Jahr)
  • das Buch von Hannah Lothrop bestellen: "Gute Hoffnung - jähes Ende", ISBN-13: 978-3466343898. Es ist das beste Buch für alle, die ihr Kind während der Schwangerschaft oder kurz danach wieder hergeben müssen, und außerdem hilfreich für die, die für betroffene Eltern da sein wollen.
  • Den Austausch mit anderen betroffenen Eltern in einer Selbsthilfegruppe oder im Internet empfehlen
  • Geht mit zur Beerdigung - oder an anderen Tagen mit zum Grab.
  • Vermittelt den Eindruck, dass in der Trauer alle Gedanken und Gefühle normal sind, dass man sich nicht für bestimmte Gefühle und Gedanken (Wut, Neid, Hass, Schuldgefühle,...) schämen muss.
  • Bringt ein Mittagessen vorbei - in der ersten Zeit der Trauer reicht die Kraft oft nicht für Alltäglichkeiten des Lebens.
  • Wenn schon ein lebendes Kind da ist - betreut es für einen Vor- oder Nachmittag, damit die Eltern Zeit für sich und ihre Trauer haben.

Es ist schwer, den "richtigen Rat" zu geben, weil es nicht den einen Weg durch die Trauer hindurch gibt.

Was noch wichtig ist:

In der ersten Zeit ist man oft sehr instabil. Heute mag man nur in Ruhe gelassen werden, für sich alleine sein - morgen braucht und sucht man vielleicht Austausch, möchte reden, reden, reden...

Gut ist es, mit den Eltern eines Sternenkindes zu vereinbaren, dass man sie täglich - oder alle zwei, drei Tage - anruft. In der Trauer ist man oft wie gelähmt, da fällt es oft schon schwer, zum Telefonhörer zu greifen und von sich aus Hilfe zu holen.

© Constanze Tofahrn-Lange, Quelle: www.muschel.net  

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Das Schwerpunktthema für Oktober 2010

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Text: Constanze Tofahrn-Lange, www.muschel.net
In: Pfarrbriefservice.de