usw., usw.: Wirklich weiter so?

Zehn Vorschläge, Neues zu wagen

Nur ein Gleichgewicht zwischen Bewahren (unsere „Wurzeln“) und Verändern (unsere „Flügel“) kann – in einer guten Balance zueinander – lebenswertes Leben garantieren. Häufig hindern uns erlernte Ängste daran, die jeweils erforderlichen Schritte zu wagen. Tausend „Wenn“ und „Aber“ halten uns davon ab, etwas Neues zu probieren, was allerdings erforderlich wäre, um wieder seelisches Gleichgewicht zu erlangen. Wir sollten deshalb „unser Herz in die Hand nehmen“ und einfach einen Schritt nach vorne wagen. Die Psychotherapeuten nennen es „das Durchbrechen des Alltagsbewusstseins“, den Anfang jeglicher Heilung. Es ist der Mut, den gewohnten Trott zu verlassen, der ja oft die Probleme erst verursacht hat. Selbst ein kleines „Stolpern“ hilft dabei. Zehn Vorschläge:

  • Wer stets „klein beigibt“, um des lieben Friedens willen alles Unangenehme herunterschluckt, wer geradezu harmoniesüchtig ist, der sollte einfach mal den Mut haben, ganz ruhig, ganz offen und vor allem fair zu streiten. Er wird spüren, dass solch ein „Streiten verbindet“, wie der Titel eines bekannten Buches feststellt.
  • Wer sich zu sehr ängstigt, dass sein Kind nur ja keinen Schaden erleidet, es aber damit eher gängelt und bevormundet, der sollte ein wenig mehr „loslassen“, um sein Kind auch in Zukunft noch behalten zu können.
  • Wer seinen Mitmenschen stets zu nahe auf die „Pelle rückt“ und sie regelrecht bedrängt, der wird bald einsam. Eine zu offen gezeigte Distanzlosigkeit schafft nämlich die größte Distanz. Das sollte er bedenken und seinem Gegenüber mehr Freiheit lassen und sich mehr zurückhalten.
  • Wer eher große Schwierigkeiten hat, sich anderen Menschen zu öffnen, wer ungern Nähe zulässt, wer von anderen „kühl“ und „distanziert“ erlebt wird, der täte gut daran, sich in Zukunft ein wenig mehr zu öffnen, einmal den „ersten Schritt zu tun“ oder einfach einmal etwas mehr Wärme auszustrahlen.
  • Wer von seinem Partner, seiner Partnerin hört: „Du vertraust mir einfach nicht!“, der kann nur gewinnen, wenn er sich selber traut, in Zukunft mehr auf sein eigenes Verhalten zu achten, sich selbst mehr zuzutrauen, anstatt immer nur misstrauisch und argwöhnisch auf das Verhalten des anderen fixiert zu sein.
  • Wenn jemand einem nachsagt: „Du bist zu ahnungslos, zu naiv, zu gutgläubig!“, dann sollte man bedenken, dass ein gesundes Maß an „Misstrauen“ nichts Anderes ist als der Versuch, einem „unguten Bauchgefühl“ zu trauen und es in aller Offenheit ins Gespräch zu bringen.
  • Wer häufig mit dem Vorwurf konfrontiert wird, allzu „ichsüchtig“ zu sein, der sollte einmal ganz bewusst mehr darauf achten, was genau seinem Gegenüber zurzeit fehlt, was jener wirklich im Moment braucht und was ihm guttun würde. Es wird wie ein gutes Echo auf ihn zurückkommen.
  • Sehr sozial eingestellte Menschen zeigen nicht selten für die Sorgen anderer eine unglaubliche Stärke, während sie an ihren eigenen Sorgen fast zerbrechen. Die Erfahrung der „hilflosen Helfer“ spielt hier eine große Rolle. Die Liebe zu sich selber wird dann oft sträflich vernachlässigt. Gerade sozial starke Menschen sollten sich deshalb häufiger etwas gönnen, was ihnen guttut.
  • Wenn andere einem oft ein unnatürliches Eingreifen vorwerfen, meist aus Gründen der Ungeduld und des Nicht-Warten-Könnens, dann stört man offensichtlich die innere Dynamik vieler Prozesse. Hier sollte man sich öfters den inneren Genuss gönnen, einfach abzuwarten, um dann erleben zu können, wie sich viele Dinge von selber lösen. Wer ständig an einem Pflänzchen zieht und zerrt, damit es schneller wächst, der wird es ausreißen.
  • Wem aber eher eine „Engelsgeduld“ nachgesagt wird, der sollte bedenken, dass es gibt immer einen Punkt gibt, von dem an Geduld keine Tugend mehr sein kann. Derjenige sollte dann eher auf Situationen im Alltag achten, wo man sich einmischen, Partei ergreifen und mehr Verantwortung wagen muss.

Als Jesus einmal gefragt wurde, ob man eine Ehebrecherin steinigen solle, da schlug er einen ganz anderen, „neuen Weg“ ein. Er sagte nämlich: „Wer von Euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“ (Joh 8,7). Diese neue Sichtweise ist wesentlich effizienter und auch notwendiger.

Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe
In: Pfarrbriefservice.de