"Ohne Hoffnung bleibt, wer sich nicht entscheiden kann"

"Viele Menschen begleiteten Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ Lk 14, 25-35

Da ist er wieder.

Da ist jener Jesus, wie ich ihn nicht mag.

Er ist nicht weich, liebevoll und angenehm, sondern klar, fordernd und durchaus störend.

Denn genau diesen Jesus gibt es auch, der meine Gemütlichkeit durchkreuzt und meine Bequemlichkeit stört. Das geschieht dann, wenn er mich nach dem Wesentlichen fragt: Worauf kommt es an? Worauf kommt es wirklich an?

Wann immer diese Frage erklingt, neige ich zum Selbstbetrug. Dann ist mir meine vertraute Umgebung, die Gemütlichkeit meines Alltags lieber als eine kühne Entscheidung mit klaren Konsequenzen. Aber es ist genau diese heimliche Vorliebe fürs Gewohnte, diese unheimliche Neigung zur Bequemlichkeit, gegen die Jesu Rede sich hier wendet. Und er entlarvt mit seiner Klarheit meinen Selbstbetrug, meine Lüge und meinen Hang zu Bequemlichkeit und Äußerlichkeit.

Jesus fordert mich auf: Entscheide dich! Mach keine halben Sachen, sondern folge mir nach. Mit einer solchen Aufforderung macht er mir nicht vor, dass das einfach sein wird. Wer sich entscheidet, der lässt etwas zurück, der lässt sich auf etwas Neues ein. Aber wo das Zurücklassen fast notwendig wehtut, da wohnt im Neuen eine Verheißung. Die Entscheidung gegen das Gewohnte mag ein Kreuz sein, aber die richtige Entscheidung führt über den Schmerz des Kreuzes hinein in die Auferstehung. So unangenehm die Rede Jesu hier auch sein mag, sie ist nicht ohne Hoffnung.

Ganz im Gegenteil. Ohne Hoffnung bleibt, wer sich nicht entscheiden kann.

Dr. Thomas Dietrich
Der Autor ist Pfarrer und Leiter der Abteilung Sozialpastoral im Erzbischöflichen Seelsorgeamt, Erzdiözese Freiburg, Quelle: www.advent-online.de, 2010

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Das Schwerpunktthema für Dezember 2011

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Text: Dr. Thomas Dietrich
In: Pfarrbriefservice.de