Mit der Polizei als Partner gegen Flatrate-Bordelle

Mitarbeiterinnen der Hilfsorganisation SOLWODI begleiten Razzia

"Ein Bier, ein Würstchen, eine Frau - für 8,90 Euro alles inklusive“ - so werben so genannte Flatrate-Bordelle um Kunden. Die Idee: Ein Preis für alles. Was Frauen, die dort als Prostituierte beschäftigt sind, erleben, weiß die Hilfsorganisation zur Betreuung von Opfern von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Beziehungsgewalt SOLWODI aus vielen Erzählungen nur allzu gut. Die Frau, ihre Würde zählt ohnehin in diesem Gewerbe nicht viel. Doch in einem Flatrate-Bordell zählt all das gar nichts mehr.

Ende Oktober 2012 trat die Polizei an SOLWODI heran, eine Razzia in einem regionalen Flatrate-Bordell zu begleiten. Der Anlass: Zwei Aussteigerinnen hatten berichtet, dass die Frauen ihren vereinbarten Lohn nicht erhalten hätten und dass es so genannte „Mottofrauen“ gebe, die gezwungen würden, ausschließlich und dauerhaft für spezielle, außergewöhnliche Sexpraktiken zur Verfügung zu stehen.

47 Polizisten, zwei Mitarbeiterinnen von SOLWODI und einige Dolmetscherinnen kamen zum Einsatz. Das Ziel: Das Bordell und die Privatwohnungen des Inhabers und der Geschäftsführerin zu durchsuchen, Vernehmungen durchzuführen und, dabei war SOLWODI involviert, Aufklärung und Opferschutz anzubieten. So hatten wir die Möglichkeit, uns vor Ort ein Bild zu machen und mit den Frauen und Mädchen zu sprechen.

Vor Ort wurden ca. 15 Prostituierte angetroffen, mehr als von der Polizei erwartet. Je zwei Polizisten haben sich um eine Frau gekümmert, um sie als Zeugin mit zur Wache zu nehmen. Von den Freiern, die anwesend waren, wurden die Personalien aufgenommen. Auf dem Revier stellte die Polizei den Mitarbeiterinnen von SOLWODI einen eigenen Gesprächsraum zur Verfügung, so dass die Frauen vor oder nach ihrer Vernehmung die Möglichkeit hatten, unter vier Augen mit uns zu sprechen. Fünf Frauen, also ein Drittel der Prostituierten, nahmen das Angebot an.

Auffällig war, dass einige Prostituierte jünger als 21 Jahre alt waren. Die meisten kamen aus Osteuropa und gaben an, hier gelandet zu sein, um ihre Familie im Heimatland zu unterstützen. Zwar haben alle Frauen bis auf eine einzige, gesagt, dass sie unzufrieden sind und es sie kaputt macht, jedoch hatte keine den Mut, etwas über die Umstände im Bordell zu sagen oder gar zuzugeben, dass sie in einer Notlage sei und Hilfe brauche.

Wir waren dennoch dankbar, unsere Organisation den Betroffenen direkt vorstellen, unsere Hilfe anbieten und unsere Notfalltelefonnummer da lassen zu können. Da wir bei einer Frau das Gefühl hatten, sie würde eigentlich gerne Hilfe in Anspruch nehmen, besprachen wir mit den Opferschützern der Polizei, bei den nächsten Kontrollen verstärkt auf diese Frau zu achten und sie dann gegebenenfalls an uns weiterzuvermitteln. Wir danken der Polizei für die sehr gute und vorbildliche Kooperation!

Quelle: SOLWODI-Rundbrief, Dezember 2012, www.solwodi.de In: Pfarrbriefservice.de

Hintergrund: SOLWODI (Abkürzung von „Solidarity with Women in Distress“, dt.: Solidarität mit Frauen in Not) ist eine Hilfsorganisation zur Betreuung von Opfern von Menschenhandel, Zwangsprostitution und Beziehungsgewalt. Die Ordensfrau Lea Ackermann von der Gemeinschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika (Weiße Schwestern) gründete diese seit 1987 in Deutschland aktive Organisation 1985 in Kenia.

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Das Schwerpunktthema für Juli 2013

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Text: www.solwodi.de
In: Pfarrbriefservice.de