Gebet einer Schnecke
Ach Herr!
Wie sehr beneide ich die Ameisen,
die geschäftig hin und her eilen.
Immer haben sie etwas Wichtiges vor,
keine Zeit für ein Schwätzchen mit mir.
„Bis demnächst mal!“, rufen sie
und sind schon wieder auf und davon,
bevor ich antworten kann.
Ich schau ihnen nach.
Keine Chance, sie einzuholen.
Warum nur bin ich so langsam?!
Eine kleine Raupe fällt vor mir zu Boden
und jammert entsetzlich.
Ich tröste sie und erzähle ihr,
dass sie bald ein Schmetterling sein wird.
Dann besuche ich den alten Herrn Regenwurm.
Er erzählt mir die immer gleichen Geschichten.
Ich habe Zeit und höre ihm zu.
Vielleicht wolltest du mich so, Herr:
langsam im Denken, bedächtig im Reden,
aber geduldig im Zuhören und Trösten.
Gemächlich krieche ich weiter,
freue mich über die Sonnenkringel auf dem Boden
und genieße ein Blättchen Salat.
Danke, Herr, dass du mich
so wunderbar erschaffen hast.
Gisela Baltes, www.impulstexte.de, In: Pfarrbriefservice.de
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